Tags: Backup, Datei-Management
Ein großer Teil aller IT-bezogenen Supportanfragen befasst sich damit, wie man versehentlich gelöschte Dateien wiederherstellen kann. Datenrettung beschäftigt die IT-Helpdesks weltweit und nimmt auch einen großen Teil der öffentlichen Anfragen in Foren oder ganz allgemein an Suchmaschinen ein.
In den meisten Fällen geht es dabei nicht um Hardware-Versagen, das die Dateien mit sich reißt, sondern um versehentliche Benutzeraktionen. Teilweise erfolgen in Nachhinein unerwünschte Löschaktionen auch seitens von Drittanbieter-Software, deren Funktionsweise nicht richtig verstanden wurde
Warum der Papierkorb nicht immer hilft
Für die einfachen Fälle ist der Windows-Papierkorb vorgesehen, in den alle per GUI gelöschten Dateien zunächst einmal zwischengelagert und aus welchem sie sukzessive endgültig entfernt werden, wenn dessen maximale Kapazität überschritten wird. Er hilft allerdings nicht, wenn Dateien von Fremd-Tools oder auf der Kommandozeile gelöscht werden.
Darüber hinaus leidet er trotz üppiger Kapazität – Windows reserviert in der Voreinstellung pro Laufwerk 10% dessen Platzes für den Papierkorb – an Akzeptanzproblemen: Viele Benutzer leeren ihn allzu oft, etwa nach Feierabend. Nötig ist das eigentlich nie, offensichtlich hinterlässt der (immer volle) Papierkorb auf dem Desktop bei vielen aber einen unaufgeräumten Eindruck, den es zu korrigieren gilt. Eine weitere Rolle mag spielen, dass Benutzer gedanklich zwischen „nur verschoben“ und „wirklich gelöscht“ unterscheiden.
Als Administrator kann man diesem psychologischen Effekt mittels der Group Policy Preferences begegnen und das Papierkorb-Symbol AD-weit vom Desktop in den Ordner „Computer“ (beziehungsweise „Arbeitsplatz“ auf alten Clients) verlagern. So wird es vom Benutzer nicht ständig gesehen, kann aber trotzdem, nach einem Doppelklick mehr, wie gewohnt verwendet werden. Um den Papierkorb von allen Desktops zu bekommen, löscht man den Registry-Schlüssel
HKEY_LOCAL_MACHINE\SOFTWARE\Microsoft\Windows\CurrentVersion\Explorer\
Desktop\NameSpace\{645FF040-5081-101B-9F08-00AA002F954E}
(für XP und Vista) beziehungsweise fügt
[HKEY_CURRENT_USER\Software\Microsoft\Windows\CurrentVersion\Explorer\
HideDesktopIcons\NewStartPanel]
"{645FF040-5081-101B-9F08-00AA002F954E}"=dword:00000001
[HKEY_CURRENT_USER\Software\Microsoft\Windows\CurrentVersion\Explorer\
HideDesktopIcons\ClassicStartMenu]
"{645FF040-5081-101B-9F08-00AA002F954E}"=dword:00000001
[HKEY_LOCAL_MACHINE\SOFTWARE\Microsoft\Windows\CurrentVersion\Explorer\
HideDesktopIcons\NewStartPanel]
"{645FF040-5081-101B-9F08-00AA002F954E}"=dword:00000001
[HKEY_LOCAL_MACHINE\SOFTWARE\Microsoft\Windows\CurrentVersion\Explorer\
HideDesktopIcons\ClassicStartMenu]
"{645FF040-5081-101B-9F08-00AA002F954E}"=dword:00000001
in die Registry ein (für Windows 7). Das neue Symbol unter „Computer“ erstellt man mittels
[HKEY_LOCAL_MACHINE\SOFTWARE\Microsoft\Windows\CurrentVersion\Explorer\
MyComputer\NameSpace\{645FF040-5081-101B-9F08-00AA002F954E}]
@="Recycle Bin"
Schattenkopien wiederherstellen
Eine seit Windows Server 2003 neue und seit Windows Vista auch in den Client-Varianten von Windows verfügbare Funktion ist die der Schattenkopie. Hiermit kann man nicht nur gelöschte Dateien, sondern auch deren frühere Versionen wiederherstellen – Datenverluste treten schließlich auch durch Überschreiben der betreffenden Dateien auf.
Gelöschte und unerwünscht veränderte Dateien kann man bequem per Explorer-GUI wiederherstellen, so dass die Operation auch ohne Helpdesk für normale Benutzer durchführbar ist. Um dies auf lokalen Laufwerken auszuführen, benötigt man Vista oder Windows 7, auf Dateiserver-Freigaben ist es bereits mit Windows XP möglich. Sowohl für Privat- als auch für Business-Anwender dürfte es sich bei den Schattenkopien um eine der nützlichsten Windows-Innovationen der letzten Jahre handeln.
Auf dem Dateiserver gelöschte Dateien wiederherstellen
Neben den Schattenkopien ist das beste Mittel gegen Datenverlust immer noch eine gute Backup-Strategie. Virtualisierung leistet hier gute Dienste – so kann man etwa mit stündlichen Snapshots virtueller Dateiserver Near-CDP erreichen und mittels Change Block Tracking inkrementelle Backups in kurzer Zeit und mit minimaler Storage-Last erstellen.
Was man allerdings möchte, ist weniger Backup als Restore, und für die Restauration einzelner gelöschter Dateien oder anderer Objekte sind Image-basierte Backups prinzipiell wenig geeignet: Schließlich muss man erst die VM zurücksichern, in eine isolierte Netzwerk-Umgebung bewegen, dort starten und kann dann die Datei oder das Datenbank-Objekt (etwa eine Exchange-Mail) herauskopieren. Ein Rückfall auf Agent-basiertes Backup aus der VM heraus, wie dies mit physischen Dateiservern praktiziert wurde, wäre aber ineffektiv und birgt die Gefahr, die I/O des Host-Rechners zu überlasten.
Einen interessanten Ansatz hat Veeam für sein Backup-Produkt SureBackup 5 (PDF-Link) angekündigt: Hier sollen VMs direkt von komprimierten Image in einem isolierten Netz gestartet werden können – einerseits, um die Konsistenz des Backups zu überprüfen, aber auch Single-Object-Restore von einem Image-Backup lässt sich so mit vertretbarem Aufwand realisieren. Das Produkt ist für das 3. Quartal 2010 angekündigt.
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