Tags: Windows 7, Kompatibilität
Für Anwendungen, die unter Windows 7 nicht oder nur eingeschränkt laufen, stellt das Betriebssystem eine Reihe Kompatibilitätsoptionen bereit. Sämtliche verfügbare Anpassungen (englisch „Compatibility Fixes“, auch „Shims“ genannt) speichert Windows in der System-Datenbank unter
%SystemRoot%\AppPatch\Sysmain.sdb
.
Einen Teil davon sehen Sie, wenn Sie im Kontextmenü einer ausführbaren Datei, eines Installationspaketes (*.msi
) oder einer Anwendungsverknüpfung den Punkt „Eigenschaften“ anwählen und die Registerkarte „Kompatibilität“ aufrufen. Klar wird in dieser Dialogbox die Hierarchie der Kompatibilitätsmodi und -einstellungen, auch wenn die Bezeichnungen zugunsten leichterer Bedienbarkeit verwässert sind. Was in der GUI als „Kompatibilitätsmodus“ bezeichnet wird, heißt Windows-intern „Operating System Mode“ und ist jeweils nach dem Betriebssystem benannt, den er repräsentiert.
OS Mode ⇒ Compatibility Modes ⇒ Compatibility Fixes
Er besteht jeweils aus Sätzen von „Compatibility Modes“, in der GUI als „Einstellungen“ bezeichnet. Diese wiederum setzen sich aus einer Anzahl einzelner „Compatibility Fixes“ zusammen, von denen ein einzelner, die Anforderung, das betreffende Programm mit Administratorrechten zu starten, es unter der Rubrik „Berechtigungen“ in die GUI geschafft hat. Der Benutzer kann nun, wenn er mit einer Anwendung Schwierigkeiten feststellt, aus 11 Betriebssystem-Kompatibilitätsmodi wählen, ergänzt von 5 „Compatibility Modes“, um das widerspenstige Programm zu zähmen. Gegenüber den in einer Windows-7-System-Datenbank (Version 6.1.7600) verfügbaren 12636 einzelnen Kompatibilitätsoptionen, zusammengefasst in 59 verschiedenen Kompatibilitätsmodi, erhält der Endbenutzer also nur ein sehr grobes Instrument.
Windows 7 bringt Einstellungen für viele Programme mit
Feinere Zuordnungen von Einstellungen und Kompatibilitätsmodi nimmt Windows selbst vor, und zwar für derzeit 6309 bedürftige Programme, die ebenfalls in der System-Datenbank gespeichert sind. Ihr Einsatz erfordert keine Anpassung seitens des Benutzers, sondern erfolgt automatisch. Erfasst sind sowohl Anwendungen als auch deren Setup-Programme. Um sie einzusehen, benötigen Sie das Microsoft Application Compatibility Toolkit 5.6. Hieraus starten Sie den Compatibility Administrator. Der erste Knoten des angezeigten Baumes enthält die System-Datenbank, mit allen Anwendungen, allen einzelnen „Compatibility Fixes“ und den daraus gebildeten „Compatibility Modes“.
ACT zeigt alle zugeordneten Fixes
Klicken Sie auf eine Anwendung, führt das Tool alle zugeordneten Fixes und eventuelle andere Aktionen auf – alternativ oder zusätzlich zur Bereitstellung von Kompatibilitätsanpassungen kann Windows 7 auch Hinweise auf neuere Versionen geben und sogar die Ausführung der alten Version verweigern. Per Klick auf einen Fix sehen Sie seine Kurzbeschreibung. Im Zweig „Compatibility Fixes“ finden Sie alle einzelnen Fixes alphabetisch sortiert, wieder einen Zweig darunter alle Kompatibilitätsmodi mit deren jeweils zugeordneten Fixes.
Einige Kompatibilitätsmodi bestehen aus genau einem Fix, die meisten jedoch aus mehreren: So ist etwa dem Modus „256Color“ neben dem naheliegenden „Force8BitColor“ auch „DisableThemes“ zugeordnet. Alle Betriebssystem-Kompatibilitätsmodi beinhalten den Fix „VirtualRegistry“, der Registry-Zugriffe virtualisiert. Haben Sie bereits Programme manuell in irgendeinem Kompatibilitätsmodus gestartet, finden sie deren gespeicherte Informationen im nächsten Zweig „Per User Compatibility Settings“.
Eigene Kompatibilitätsmodi und Anwendungsoptionen
Für den Administrator interessant ist die Möglichkeit, eigene Kompatibilitätsmodi und Fixes für Anwendungen zu definieren. Dazu starten Sie den Compatibility Administrator mit Administratorrechten. Sämtliche Neudefinitionen nehmen Sie per Kontextmenü unter „Custom Databases, New Database(1) [Untitled_1]“ vor. Sind Sie fertig, benennen Sie die Datenbank, speichern Sie als Datei im SDB-Format und installieren Sie über den Kontextmenüpunkt „Install“ ins System.
Selbst definierte Modi in eigener Datenbank speichern
Die definierten Kompatibilitätsmodi sind nach der Installation der entsprechenden Datenbank sofort verfügbar, festgelegte Anwendungsoptionen wirksam. Die neue Datenbank finden Sie unter dem von Ihnen gewählten Namen unter „Installed Databases“, von wo aus Sie sie auch wieder deinstallieren können. Alle eigenen Definitionen sind danach sofort unwirksam. Deren Datenbank-Dateien können Sie wiederverwerten, etwa zwischen verschiedenen Windows-Installationen austauschen, bearbeiten und erneut ins System installieren.
Die System-Datenbank unter %SystemRoot%\AppPatch\Sysmain.sdb
hingegen ist fix – Sie können sie weder löschen noch verändern. Vom Vorhandensein des Compatibility Administrators sind die installierten Datenbanken mit den selbst definierten Kompatibilitätsmodi und Anwendungsoptionen unabhängig – sie bleiben auch dann im System und wirksam, wenn Sie das Tool deinstallieren.
Praxis-Tipps: Beim Definieren neuer Kompatibilitätsmodi ist der „Copy Mode“ nützlich: Er kopiert alle Compatibility Fixes von einem bereits vorhandenen Modus in den neuen, so dass Sie nicht jedes Mal bei null anfangen müssen. Wenn Sie Anwendungsoptionen festlegen, hilft die Schaltfläche „Test Run“, welche die ausgewählte Anwendung mit den festgelegten Kompatibilitätsmodi startet, so dass Sie deren Auswirkungen begutachten können, bevor Sie die Datenbank speichern und installieren.
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