Tags: XP-Modus, VMware Player, Virtual PC, VMware Workstation, VirtualBox
Während bei der Server-Konsolidierung klar die Typ-1-Hypervisoren zu Hause sind, laufen für Testzwecke aller Art auf Admin-Rechnern die Desktop-Produkte der Virtualisierungsanbieter. Welche das sind – VMware Workstation, Microsoft Windows Virtual PC oder Virtual Server – hängt oft davon ab, auf welche Virtualisierungsinfrastruktur sich die Firma festgelegt hat.
Gibt es eine solche Festlegung nicht, ist man in einer gemischten Umgebung zu Hause oder hat der Admin hier freie Hand, kann die freie Verfügbarkeit von Desktop-Virtualisierungsprodukten eine Rolle spielen – VMware Player und Sun VirtualBox kommen ins Spiel.
Das Interessante beim Vergleich von Typ-2-Hypervisoren ist, dass es den besten Desktop-Virtualisierer pauschal zwar nicht gibt, aber oft genug den Virtualisierer für eine bestimmte Umgebung.
Inhalt
VMware Player
VMware Workstation
Microsoft Virtual PC
Sun VirtualBox
Tabelle: Vergleich der Funktionen
VMware Player
Ursprünglich als reine Wiedergabesoftware für virtuelle Appliances gedacht, ist VMware Player inzwischen ein vollwertiges Desktop-Virtualisierungsprodukt, allerdings mit Abstrichen, was seine Eigenschaften für professionelle Umgebungen betrifft. Die Software ist kostenlos und kann von der Website des Herstellers heruntergeladen werden.
Windows und Linux als Host und Gast
Von dem Programm gibt es sowohl Windows- als auch Linux-Versionen, beide jeweils sowohl für 32 als auch für 64 Bit. Auch bei den unterstützten Gastsystemen ist sowohl Windows als auch an Linux möglich, das betrifft auch die Gast-Integrationssoftware VMware Tools, welche identisch sind mit jenen der VMware Workstation ist. Deren Treiber eignen sich seit VMware Player 3 auch für Windows-7-Gäste.
Keine Snapshots, keine Aufzeichnungen
Per GUI kann VMware Player jeweils eine virtuelle Maschine starten; mit einem Aufruf von der Kommandozeile aus (Schalter -x
, gefolgt vom Pfad zur VMX-Datei) lassen sich allerdings auch mehrere parallel betreiben. VMware Player bietet keine Snapshot-Funktion, und kann keine Aufzeichnungen erstellen. Er erkennt einen installierten Windows-XP-Modus und kann diesen ausführen, per Unity-Modus auch nahtlos Anwendungen der Gast-Betriebssysteme auf dem Host-Desktop. Dieser Modus beschränkt sich übrigens nicht nur auf Windows-Gäste, sondern umfasst auch Standard-Linux-Desktops, wie etwa Gnome.
32-Bit-Gäste ohne Intel VT und AMD-V
Hardware-Virtualisierung kann VMware Player verwenden, setzt diese jedoch für den Betrieb von 32-Bit-Gastsystemen nicht voraus. VMware Player verwendet als virtuelle Festplatten das VMware-eigene Format VMDK oder Microsofts VHD – letztere werden nur als SCSI Platten eingebunden. Auch physische Datenträger als virtuelle Festplatten mit VMware Player zu verwenden ist möglich.
VMware Workstation
VMware Workstation ist das professionelle Pendant zu VMware Player und das älteste und damit auch bekannteste Desktop-Virtualisierungsprodukt. In der Version 7.1 erweitert VMware den ohnehin imposanten Funktionsumfang um eine Reihe zusätzlicher Features. Sowohl das Programm selbst als auch die Unterstützung für Gastbetriebssysteme gibt es für Windows und Linux gleichermaßen. Die Gast-Integrationssoftware VMware Tools ist die gleiche wie für VMware Player. Dementsprechend gibt es auch unter VMware Workstation Aero für Windows-7-Gäste. Die Import-Möglichkeit für einen installierten XP-Modus sowie die nahtlose Ausführung von Gastsystem-Programmen (Windows und Linux) im Unity-Modus hat er ebenfalls mit VMware Player gemein.
Testumgebung aus mehreren VMs aufbauen
VMware Workstation ist nicht frei, sondern kostet US$ 189 pro Client-Lizenz, wobei man das Produkt zuvor 30 Tage mit einer Evaluierungslizenz testen kann. Dafür erhält man ein ausgereiftes Snapshot-Management, mit dem man nach fehlgeschlagenen Konfigurationen auf den vorigen Stand zurückgelangt.
Auf exzessiv zum Testen eingesetzten VMs kann man Auto-Snapshots konfigurieren, die in festgelegten Intervallen von selbst für die Sicherung sorgen. Eine Team-Funktion verknüpft Rechner miteinander, so dass man sie als Gruppe gemeinsam hoch- und herunterfahren kann, was den Test virtueller Netzwerkumgebungen unterstützt.
Umfangreiche Netzwerkoptionen
Mit VMware Workstation wird ein virtueller Netzwerk-Editor geliefert, der bis zu 10 virtuelle Netzwerkkarten bereitstellen kann, um damit unterschiedliche, voneinander isolierten Subnetze darzustellen. Wie der VMware Player auch, kann VMware Workstation virtuelle IDE oder SCSI-Festplatten emulieren und verwendet dazu das hauseigene VMDK-Format.
Außerdem kann sie auch mit Microsofts VHD arbeiten (nur als virtuelle SCSI-Platte) und physische Datenträger als virtuelle Platten für VMs verwenden. Auch VMware Workstation setzt Hardware-Virtualisierung nur für 64-Bit-Systeme voraus, kann diese aber generell verwenden, wenn vorhanden.
Fernzugriff über VNC
Per VMware Workstation erstellte und konfigurierte VMs kann man in VMware Player verwenden und vice versa. Auch per Workstation erstellte eigene Netzwerk-Konfigurationen werden von der gleichen Maschine verwendet, wenn sie in VMware Player läuft. Wofür die Workstation zwingend erforderlich ist, sind Teams (sowohl der Betrieb als auch deren Konfiguration) als auch der integrierte VNC-Server, über den man mit der IP-Adresse oder URL des Hosts auf dessen Gastsysteme zugreifen kann.
Microsoft Windows Virtual PC
Windows Virtual PC ist Microsofts kostenlose Dreingabe für Windows 7, quasi das „WordPad der Desktop-Virtualisierer“. Benutzer von Windows 7 Professional, Enterprise und Ultimate können mittels Virtual PC den Windows XP-Modus betreiben. Virtual PC bietet weniger Funktionen als etwa VMware Workstation, jedoch mehr als der Player.
Magere Snapshotfunktion
Über den Mechanismus der so genannten „Undo-Disks“, mit dem man eine VM auf den vorigen Stand zurücksetzen kann, bietet Virtual PC eine einstufige Snapshot-Funktion, die sich allerdings nur bei ausgeschalteter VM jeweils ein- und ausschalten lässt. Auch um eine VM auf den gespeicherten Stand zurückzusetzen oder diesen zu löschen (also die in der Undo Disk enthaltenen Änderungen zu verwerfen oder zu applizieren) muss die VM ausgeschaltet sein.
GUI-Integration über RDP
Windows Virtual PC beherrscht im Grunde keine Aero-Grafik für Gastsysteme – dass sie dennoch zu sehen sind, realisiert die Software über einen Trick: Die Integrationsfeatures sorgen automatisch dafür, dass man per RDP-Fenster in die VM schaut, sie selbst läuft eigentlich ohne sichtbares Fenster (headless).
Schaltet man die Integrationsfeatures ab, schaltet Virtual PC den Modus um, so dass man die „echte“ VM-Console sieht und zum Beispiel Grafik-Einstellungen ändern kann. Die nahtlose Ausführung von Gastsystem-Programmen auf dem Host-Desktop unterstützt Virtual PC nur für Windows XP (XP-Modus), Vista und Windows 7 als Gast. Voraussetzung dafür sind die Integrationsfeatures, die es nur für Windows-Gastsysteme gibt.
Keine Unterstützung für Linux
Andere Systeme wie Linux können zwar, teilweise mit Tricks wie speziellen Boot- und Installationsoptionen, zum Laufen gebracht werden, werden jedoch nicht unterstützt. Virtual PC benötigt Hardware-Virtualisierung, nur der XP-Modus ist von dieser Anforderung ausgenommen.
Microsoft realisiert dies, indem alle anderen Betriebssysteme als der XP-Modus ohne Hardware-Virtualisierung keine aktuellen Integrationsfeatures zur Verfügung gestellt bekommen, was ihre Benutzbarkeit und Performance spürbar beeinträchtigt – Aero-Effekte sind auf diese Weise etwa nicht zu sehen, weil nicht in den RDP-Modus umgeschaltet wird, auch ist die native Console wesentlich langsamer.
Virtuelle Festplatten nur im VHD-Format
Windows Virtual PC gibt es nur für Windows. Es kann nur das VHD-Format als virtuelle Festplatten verarbeiten. Dieses ist allerdings sehr gut ins Windows-Hostsystem integriert; so kann man etwa VHD-Datenträger direkt im Host mounten und wie normale Festplatten ansprechen.
Sun VirtualBox
Von Sun VirtualBox gibt es zwei Editionen, eine Open-Source-Variante (VirtualBox OSE) mit reduzierten Funktionen und das Vollprodukt, das im kommerziellen Einsatz US$ 50 pro Lizenz kostet. Die persönliche und die Nutzung zu Testzwecken ist hingegen ebenfalls frei. Unter Windows ist es gar nicht so einfach, die OSE-Version zu betreiben – diese liegt nur im Quelltext vor und muss selbst compiliert werden.
Windows, Linux Mac OS als Host-Systeme
VirtualBox ist der offenste aller Desktop-Virtualisierer: Sie läuft unter Windows, Linux, Solaris und MacOS X (nur Intel), und bietet eine ähnlich breite Unterstützung bei den Gast-Betriebssystemen – hier ist FreeBSD mit im Boot, nur auf MacOS muss man verzichten. Als virtuelle Festplatten unterstützt VirtualBox sowohl sein eigenes Format VDI als auch Microsofts VHD und VMDK von VMware; die virtuellen Festplatten können als IDE-, SCSI- oder SATA-Geräte eingebunden werden.
Fernzugriff über RDP
Die Netzwerkkonfiguration ist ähnlich ausgereift wie bei VMware Workstation, beschränkt sich aber auf 4 virtuelle Netzwerkadapter pro VM. Auch die Snapshot-Funktion ist mit der von VMware Workstation vergleichbar. VirtualBox besitzt einen integrierten RDP-Server, über den man mit der IP-Adresse oder URL des Hosts auf dessen Gastsysteme zugreifen kann. Einen XP-Modus bietet VirtualBox nicht, jedoch stellt das Projekt VMLite ein Plug-In für diesen Zweck zur Verfügung (Registrierung erforderlich).
Anzeige von einzelnen Anwendungen des Gastsystems
VirtualBox kann Anwendungen nahtlos auf dem Host starten. Dieser Modus wird per Tastenkombination aktiviert oder deaktiviert und funktioniert über eine komplette zweite Taskleiste, die über der des Hosts eingeblendet wird, so dass man auch eventuelle Statusmeldungen des Gast-Betriebssystem sehen kann.
Aero-Effekte für Vista- oder Windows-7-Gäste bietet die virtuelle Graphik-Hardware von VirtualBox nicht. Manuell kann man natürlich den Trick von Virtual PC nachvollziehen und das Gastsystem per
vboxheadless -s "‹Name der VM›" -vrdp config
headless starten, um dann mittels RDP eine Verbindung zu ihm aufzubauen, und hat die Effekte dann ebenfalls. Feiner, aber wichtiger Unterschied: Man muss dazu die Verbindung direkt zum Gast aufbauen, nicht zum Host, der die RDP-Verbindung für den Zugriff auf die VM ebenfalls anbietet, wenn dies konfiguriert wurde.
Die Unterstützung von USB, für virtuelle SATA-Festplatten und der RDP-Hostzugriff auf eine VM gibt es nur in der Vollversion.
Funktionen im Überblick: Sun VirtualBox, VMware Player und Workstation, Microsoft Windows Virtual PC
Sun Virtual Box | VMware Player/Workstation | Microsoft Windows Virtual PC | |
---|---|---|---|
Host-Betriebssystem | Windows, Linux, MacOS X (Intel) | Windows, Linux | Windows 7 |
Gast-Betriebssysteme (offizielle Unterstützung) | Windows, Linux, FreeBSD, OS/2 | Windows, Linux | Windows ab XP/2003 |
64-Bit-Gast-Betriebssystem? | ja, mit Hardware-Virtualisierung | ja, mit Hardware-Virtualisierung | nein |
virtuelle CPUs | 32 CPUs | 2 CPUs | 1 |
USB | 2.0 | 2.0 | 2.0 |
RAM | bis 16 GB | bis 8 GB pro VM | bis 3.6 GB pro VM |
Dateiformate für virtuelle Disks | VDI, VMDK, VHD | VMDK, VHD | VHD |
Snapshots | ja | nur Workstation | einstufiges Roll-Back über Undo-Disks |
Fernsteuerung | per RDP | per VNC (nur Workstation) | nein |
CLI-/Scriptzugriff | ja | ja, für Player separater Download der VIX-API erforderlich | einige Funktionen für die COM-Objekte per VBScript, jedoch keine komplette Kontrolle |
Headless-Betrieb | ja | ja | per Script realisierbar |
Nahtlos-Modus | ja | ja | ja |
XP-Modus | nur per Zusatz-Software | ja | ja |
Team-Funktion | nein | nur Workstation | Nein |
Virtuelle Netzwerkadapter | 4 | 10 | 4 |
Copy/Clone-Unterstützung von VMs | ja | nur Workstation | Nein |
Preis | US$ 50 | Workstation: US$ 189, Player: kostenlos | kostenlos |
Täglich Know-how für IT-Pros mit unserem Newsletter
Verwandte Beiträge
11 Kommentare
Kurze Anmerkung zu VirtualBox:
Ich benutze diese in der Version 3.2.6.
Die Installation ist super einfach. Direkt auf der Homepage gibt es einfache Installationspakete für alle erwähnten Betriebssysteme.
MacOS wird als Gast mittlerweile auch unter Windows, Linux etc. unterstützt.
Die Aero-Effekte mittels RDP werden vom Client-System gerendert, und setzen mithin Windows Vista/7 voraus. Auf anderen Plattformen muss man mit VirtualBox leider weiterhin auf Aero verzichten.
Stimmt – danke für die Ergänzung.
Man sollte beim VMware Player auf folgendes Detail hinweisen (siehe die FAQ auf der entsprechenden VMware-Produktseite): "VMware Player is free for personal non-commercial use."
Zur Fernsteuerung beim VMware Player: Wenn man die entsprechenden Zeilen (RemoteDisplay.vnc ...) manuell in die vmx-Datei einträgt (bzw. eine mit VMware Workstation entsprechend konfigurierte vmx-Datei verwendet), funktioniert der Zugriff über VNC auch beim VMware Player.
Hallo fireshadow,
vielen Dank – Optionen, die sich nur in der VMware Workstation per GUI konfigurieren lassen, aber auch mit dem Player funktionieren, gibt es einige. Da dies oft einzelnen versierten Nutzer auffällt, es eine richtige komplette Übersicht hierfür IMHO bis jetzt nicht gibt, freuen wir uns über die Anregung.
Etwas betrübt stellte ich heute fest, dass die oben erwähnte Nutzung des integrierten VNC-Servers mit der VMware Player Version 7 im Gegensatz zu den früheren Versionen nicht mehr funktioniert.
Eine kurze Analyse ergab, dass dies an einem hartcodierten Parameter in vmplayer.exe liegt, der beim Aufruf von vmware-vmx.exe übergeben wird: RemoteDisplay.vnc.enabled=FALSE. Dieser Parameter hat -- wie in solchen Situationen üblich -- Vorrang vor dem entsprechenden Eintrag in der Konfigurationsdatei (vmx).
Naheliegenderweise habe ich dann mal versucht, mit einem Hexeditor das FALSE auf TRUE zu patchen. Und -- was ich eigentlich nicht so recht erwartet hatte -- das funktioniert tatsächlich. Danach steht der integrierte VNC-Server wieder zur Verfügung. Diese Vorgehensweise ist natürlich im Hinblick auf die Lizenzbedingungen nicht unproblematisch. Andererseits würde ich, sofern es sich hier wirklich um eine eindeutige Funktionseinschränkung gegenüber der Workstation-Version handeln soll, bei einem technisch hochstehenden Unternehmen wie VMware eine höhere Hürde als ein paar zu patchende Bytes erwarten.
Korrektur: In meinem vorhergehenden Beitrag meine ich natürlich die der Workstation-Version 7.X entsprechende Player-Version 3.X.
Noch eine Ergänzung: Der von mir o.g. Patch führt dazu, dass der VNC-Server immer aktiv ist, auch wenn sich gar keine entsprechenden Einträge in der vmx-Datei befinden. Das kann natürlich ggf. eine Sicherheitslücke darstellen.
Das Vorgehen dürfte nach §3.3.iii der EULA höchstwahrscheinlich illegal sein. Das waren nach §3.3.iv allerdings auch all die Third-Party-VMX-Editoren für den VMware Player, als dieser nur fertige VMs laufen lassen, jedoch keine erstellen oder Einstellungen an ihnen ändern konnte. Doch auch wenn dies VMware seinerzeit nicht zu interessieren schien – zumindest im Unternehmen würde ich den Hex-Editor besser nicht starten.
Der Player darf -- zumindest so ohne weiteres -- im Unternehmen sowieso nicht eingesetzt werden:
VMware Player is intended for your own personal non-commercial use only. Player may only be used commercially [...] with written agreement from VMware.
Der Abschnitt "... with written agreement ..." ist übrigens neu, in den Lizenzbedingungen zum Player 2.5 war er noch nicht enthalten.
Mein Eindruck ist jedoch, dass diese Einschränkung die wahrscheinlich am häufigsten ignorierte VMware-EULA-Bedingung darstellt ...
Ich hätte mich auch gar nicht weiter mit der Sache beschäftigt, wenn die Reaktivierung des VNC-Servers nicht so ausserordentlich simpel gewesen wäre. Möglicherweise lagen bei der Deaktivierung durch VMware andere Gesichtspunkte (z.B. Sicherheit) als die Abgrenzung zur Workstation-Version zugrunde. Sonst hätte ich, wie oben schon erwähnt, eigentlich eine nicht so leicht umgehbare Form der Deaktivierung erwartet.