Tags: VMware, Microsoft, Citrix
Die letzten Wochen zeigten, wie sehr das Thema Virtualisierung bei Microsoft jetzt und für die Zukunft priorisiert wird. Die IT-Welt erlebte einen Mix aus Ankündigungen und reale Produkten, die schnell hintereinander erfolgten und offensichtlich gegen den Hauptwettbewerber VMware gerichtet waren.
Das ist neu bei Microsoft
Mit der die Ankündigung von Dynamic Memory und RemoteFX soll per Service Pack der technische Abstand von Microsofts Hyper-V und VDI gegenüber VMware ESX und VMware View verkürzt werden. Interessant dabei ist, dass Microsoft vor kurzem Memory Overcommit noch für überflüssig, wenn nicht gar schädlich erklärte. RemoteFX bringt außerdem eine ganze Reihe Drittanbieter, wie Citrix, Quest, Wyse oder Ericom in potentiell erhebliche Schwierigkeiten.
Zur Änderung der VECD-Lizensierung, nun Windows VDA (Windows Virtual Desktop Access), startete Microsoft zusammen mit Citrix eine „Rescue for VMware VDI“ getaufte Tauschaktion für VMware-View-Lizenzen, von denen 500 in Microsoft-VDI-Standard- und Citrix-XenDesktop-VDI-Edition-Lizenzen ohne Aufpreis umgetauscht werden.
App-V unterstützt nun 64-Bit-Anwendungen, Office 2010 und Windows 7, das Gleiche ist für SP 1 von MED-V angekündigt. Das ist ein Vorteil gegenüber VMware ThinApp, der augenscheinlich auch gegenüber ThinApp 4.5 weiter besteht.
VMware antwortet
VMware nimmt Stellung sowohl zum Lizenztauschangebot als auch zu RemoteFX. Die Hauptgründe warum Kunden ihre VMware-View-Lizenzen behalten sollten, sind:
- Die Lizenzen sind nur für das erste Jahr kostenlos, danach fallen Gebühren sowohl für Citrix-XenDesktop-VDI-Edition auch für Microsoft Software Assurance an.
- Die Produkte von Microsoft und Citrix überlappen sich in wesentlichen Komponenten, so hat man zum Beispiel zwei Hypervisoren und zwei Connection Broker. Die Einzelkomponenten sind im Vergleich wesentlich weniger integriert.
Detaillierter geht VMware auf Mängel von RemoteFX ein:
- Im Gegensatz zum von VMware verwendeten Protokoll PCoIP ist RemoteFX nur auf das LAN ausgelegt.
- RemoteFX kennt als Datentyp nur Grafik, wohingegen PCoIP verschiedene Desktop-Elemente unterschiedlich codiert und überträgt, etwa Text, Grafik oder Video.
- PCoIP kann sich dynamisch an sich verändernde Netzwerkqualität anpassen, RemoteFX legt nur bei Verbindungsbeginn anhand von Bandbreite und Übertragungsqualität fest, wie viel dem Benutzer geboten wird.
- Es gibt bis jetzt nur Ankündigungen sowohl für RemoteFX an sich, als auch für Hardware-Clients. VMwares Technik ist lieferbar.
- Die Idee, leistungsfähige Grafikkarten im Server zu verbauen und deren Leistung den Clients virtualisiert zur Verfügung zu stellen, scheitert derzeit am Design üblicher Server: Weder der Platz, noch ein x16-PCIe-Slot, noch die Möglichkeit einer separaten Stromversorgung oder der Wärmeableitung sind im Allgemeinen gegeben.
Das Rennen ist offen
Microsoft hat definitiv an Boden gewonnen. Hat VMware in seiner Verteidigung auch mit allen Fakten derzeit recht, so können diese vergänglich sein, bis – voraussichtlich im 4. Quartal 2010 – die Service Packs für Windows 7 und Windows Server 2008 R2 veröffentlicht werden. Hardware-Hersteller werden schnell regieren, wenn sie einen Markt für RemoteFX sehen, Ankündigungen gibt es genug.
Selbst das Problem mit dem Grafikkarten-Formfaktor für Server lässt sich lösen, sei es durch Spezial-Modelle für Server oder externe GPUs mit eigenem Rack- oder Blade-Platz, die sogar von mehreren Servern geteilt verwendet werden könnten. Dass das technisch bessere Protokoll das Rennen macht, ist alleine keine sichere Bank, und sollte sich die lizenztechnische Produktverwirrung als hinderlich für Microsoft erweisen, ist fraglich, ob die Company mehr Rücksicht auf Citrix nehmen wird als auf die derzeitigen Anbieter von RDP-Erweiterungen und -Alternativen.
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