Was den Umstieg von Virtual Server 2005 auf Hyper-V erschwert


    Tags: ,

    Virtual Server Hyper-V Migration thumbnailAngesichts aktueller Sicherheitslücken ohne Fix einerseits und der freien Verfügbarkeit des Hyper-V-Servers R2 andererseits liegt der Gedanke nahe, das Problem mittels schneller Migration zu dem sichereren Produkt aus der Welt schaffen zu wollen. So einfach ist es allerdings nicht: Zwischen beiden Microsoft-Produkten liegen zwar nicht gerade Welten, aber sie sind unterschiedlich genug, um den Umstieg eventuell sehr komplex zu gestalten. Im Extremfall fällt außer dem gemeinsamen VHD-Format für die virtuellen Festplatten der Vorteil des gleichen Herstellers praktisch kaum noch ins Gewicht.

    Im Microsoft-Press-Buch „Windows Server 2008 Hyper-V Resource Kit“ von Robert Larson und Janique Carbone ist der Problematik das Kapitel 8 gewidmet. Dieses gibt es als frei verfügbare Leseprobe und kann auch ohne Registrierung bei VirtualizationAdmin.com gelesen werden. Dies sind die wesentlichsten Punkte, die man bei einem beabsichtigen Umstieg berücksichtigen muss.

    Server-Hardware-Kompatibilität

    • Hyper-V läuft nur auf 64-Bit-Hardware mit Hardware-Virtualisierung, für Virtual Server 2005 genügen 32-Bit, die ruhig auf einer schon etwas älteren Maschine laufen können.
    • Unter Virtual Server ist es möglich, drahtlose Netzwerkadapter an virtuelle Netzwerke zu binden, eine Verletzung der 802.11-Spezifikation. Hyper-V hält diese strikt ein und erlaubt dies nicht mehr; benutzt man dieses Szenario, hängt man auf Virtual Server fest.
    • Unter Virtual Server ist es möglich, mehrere virtuelle Netzwerke an eine Adapterkarte zu binden. Dies erlaubt Hyper-V nicht mehr und unterstützt nur noch ein virtuelles Netz pro Adapter.

    Gastsystem-Kompatibilität

    Hyper-V unterstützt OS/2 4 beziehungsweise OS/2 Server 4.5 nicht mehr, ebenso wenig Windows NT 4 und Windows XP mit einem niedrigeren Service Pack als 3.

    Gast-Hardware-Kompatibilität

    Sehr viele Änderungen an der Gast-Hardware erfordern teilweise erhebliche Konfigurationsänderungen an den Gast-Betriebssystemen. Das verhindert die Migration nicht, macht sie aber aufwendiger.

    • Hyper-V-VMs unterstützen nur noch ACPI-HALs, während Virtual Server auch VMs mit Nicht-ACPI-HAL betreiben konnte. Nicht-ACPI-VMs müssen konvertiert werden.
    • Unter Virtual PC war aus Performance-Gründen empfohlen, das Gast-Betriebssystem von einem virtuellen SCSI-Adapter starten zu lassen. Wer diese Empfehlung befolgt hatte, muss seine VMs zu IDE-Boot konvertieren.
    • Die Gastsystem-Erweiterungen von Virtual Server sind nicht zu denen von Hyper-V kompatibel und sollten vor der Migration entfernt werden.
    • Die virtuellen Intel-21140-Netzwerk-Adapter sind unter Hyper-V andere und sollten vor der Migration per Gerätemanager entfern werden. Ansonsten riskiert man nach dem Umzug eine noch an den (dann versteckten) alten Adapter gebundene IP-Adresse – ein lästiges Windows-Verhalten, das auch in der nichtvirtualisierten Welt beim Austausch des Netzwerkadapters zutrifft, wenn man hier nicht ebenfalls die alte Hardware per Gerätemanager entfernt.

    Weitere notwendige Änderungen

    Um auf Hyper-V umzusteigen, bedarf es weiterer Änderungen an jeder entsprechenden virtuellen Maschine.

    • Der Mechanismus der Undo-Disks unter Virtual Server, wie es auch unter Virtual PC bekannt ist, wird in Hyper-V durch Snapshots ersetzt. Beide Techniken sind zueinander nicht kompatibel, das heißt man muss vor der Migration die in Undo-Disks gespeicherten vorläufigen Änderungen entweder permanent machen oder verwerfen.
    • Auch der gespeicherte Status einer im Standby- oder Hibernate-Modus befindlichen Virtual-Server-VM ist nicht zu dem unter Hyper-V kompatibel. Schlummernde VMs müssen vor der Migration geweckt und regulär heruntergefahren werden. Alternativ kann man den Status auch verwerfen; in diesem Fall befindet sich die VM auf dem Stand vor dem letzten Bootvorgang.
    • Differentielle Disks sind zwischen Virtual Server und Hyper-V kompatibel, wenn die relativen Pfade gleich bleiben und alle VMs des Virtual Servers auf den gleichen Hyper-V-Server umziehen. VMs, die auf einen anderen Server sollen, müssen alle Änderungen gegenüber der gemeinsamen Wurzel in eine neue VHD übernehmen.

    Auf VirtualizationAdmin.com finden sich Scripts und ein Tool namens VMC to Hyper-V, das einige Handarbeit spart. Konzeptionell benötigt diese Migration trotzdem weiterhin erhebliche Vorarbeit.

    Täglich Know-how für IT-Pros mit unserem Newsletter

    Wir ver­wenden Ihre Mail-Adresse nur für den Ver­sand der News­letter.
    Es erfolgt keine per­sonen­be­zogene Auswertung.

    Bild von Andreas Kroschel
    Andreas Kroschel ist Buchautor und Verfasser von Fachartikeln zu Hardware, Windows und Linux sowie IT-Sicherheit. Er arbeitete als Redakteur unter anderem für BYTE Deutschland und die PC-Welt.

    Verwandte Beiträge

    Weitere Links