Tags: Backup, VSS, Datei-Management
Mit den so genannten Vorgängerversionen (auch Schattenkopien) bietet Windows Server eine einfache Möglichkeit, auf ältere Versionen von Ordnern und Dateien zuzugreifen und diese wiederherzustellen. Das Feature eignet sich besonders für die Nutzung auf Netzlaufwerken, wo User primär Dokumente ablegen.
Endbenutzer können Vorgängerversionen als Self Service direkt über den Windows Explorer einer Workstation öffnen. Neben einer Steigerung der Anwenderzufriedenheit lassen sich dadurch auch die Helpdesk-Anfragen bezüglich Datei-Restores reduzieren.
Einsatzszenarien und Limitierungen
Vorgängerversionen stellen generell keinen Ersatz für ein herkömmliches Backup dar. Vielmehr erweitern sie das bestehende Backup- und Wiederherstellungskonzept um die Möglichkeit, dass die Anwender selbst bei Bedarf schnell Dateien und Ordner zurücksichern können (siehe dazu: Gelöschte Dateien per Schattenkopie wiederherstellen).
Die VSS-basierten Schattenkopien arbeiten blockbasiert, und nur die geänderten Blöcke benötigen Speicherplatz. Daher bietet sich ihre Nutzung auf Datenlaufwerken von File-Servern an, weil es bei Dokumenten meist keine großen Änderungen auf Blockebene gibt. Somit lässt sich in diesem Fall eine große Anzahl von Vorgängerversionen auf geringem Speicherplatz abbilden.
Grundsätzlich nicht geeignet sind Vorgängerversionen dagegen für Szenarien, in denen eine hohe IO-Last vorliegt bzw. viele Änderungen auf Blockebene erfolgen. Das gilt also zum Beispiel für Betriebssystemlaufwerke, Anwendungs- und Datenbank-Server.
Die Aktivierung der Schattenkopien erfolgt immer auf Laufwerksebene, wobei diese sowohl mit NTFS als auch mit dem neueren Dateisystem ReFS formatiert sein können.
Aktivierung der Schattenkopien
Die Vorgängerversionen werden über den Windows Explorer aktiviert, indem man im Kontextmenü eines Laufwerks Schattenkopien konfigurieren auswählt. Anschließend markiert man das gewünschte Laufwerk und klickt auf die Schaltfläche Einstellungen.
Die Konfiguration gestaltet sich dabei recht einfach. Hier definiert man einen maximalen Wert für den Speicher, den Schattenkopien belegen dürfen. Dieses Kontingent wird dann genutzt, um die Versionen vorzuhalten und deren Differenzen auf Blockebene zu speichern.
Sobald das konfigurierte Limit erreicht ist, werden die ältesten Vorgängerversionen automatisch entfernt. Je höher das Limit ist, desto mehr Versionen lassen sich somit vorhalten. Eine pauschale Aussage über das passende Limit lässt sich nicht treffen.
Es werden maximal 64 Schattenkopien vorgehalten. Dieser Wert hat sich technisch bewährt und sollte nicht verändert werden. Da die Vorgängerversionen ein Backup nicht ersetzen und primär der schnellen Wiederherstellung zuletzt gelöschter Dateien dienen, sollte diese Anzahl in Regel aber auch ausreichen.
Möchte man den Wert dennoch anpassen, so geschieht dies in der Registry unter MaxShadowCopies im Pfad
HKEY_LOCAL_MACHINE\System\CurrentControlSet\Services\VSS\Settings
Die Einstellung ist in folgenden Technet-Artikel dokumentiert. Seit Windows Server 2012 R2 kann die zulässige Zahl zwischen 1 und 512 liegen.
Zeitpläne für die Erstellung der Vorgängerversionen
Die Zeitpläne für die Erstellung der VSS-Snapshots lassen sich über den Button Zeitplan anpassen.
Die vordefinierten Zeitpläne erstellen die Vorgängerversionen von Montag bis Freitag um 7 Uhr morgens und 12 Uhr mittags. Der Rhythmus lässt sich natürlich ändern und ergänzt idealerweise das Intervall des vorhandenen Backups. Bei einem nächtlichen Backup des Servers stünden also täglich 3 Versionen Ihres Fileservers für Restore-Anfrage zur Verfügung (morgens, mittags, abends).
Benutzereinschränkungen konfigurieren
Möchte man verhindern, dass Anwender versehentlich ganze Verzeichnisse oder Ordnerstrukturen auf einem File-Share wiederherstellen und dabei vorhandene Daten ersetzen, dann bietet sich die Möglichkeit, den Button Wiederherstellen via Gruppenrichtlinie zu deaktivieren.
Dadurch verhindert man zwar das versehentliche Zurückspeichern ganzer Vorgängerversionen und Ordner, ermöglicht es den Anwendern aber weiterhin, über den Button Öffnen vorhandene Vorgängerversionen zu durchsuchen und selektiv einzelne Dateien oder Ordner wiederherzustellen.
Die Gruppenrichtlinien zur Konfiguration der Schattenkopien gibt es für die Computer- und Benutzerkonfiguration unter Administrative Vorlagen => Windows-Komponenten => Datei-Explorer => Vorherige Versionen.
Zur Deaktivierung des Buttons Wiederherstellen aktiviert man die Einstellung Wiederherstellung vorheriger Remoteversionen verhindern. Die Bezeichnung ist etwas irreführend, da sie nur den Button Wiederherstellen deaktiviert, das Zurücksichern aus geöffneten Vorgängerversionen ist weiterhin möglich.
Damit möglichst viele Anwender vom diesem Feature profitieren und der Helpdesk entlastet wird, sollte eine Schulung der Benutzer bzw. die Bereitstellung eines kurzen Leitfadens zur Umsetzung gehören.
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Andreas Wienhusen ist gelernter Fachinformatiker für Systemintegration und betreut seit 10 Jahren IT-Infrastrukturen mit den Schwerpunkten Windows- und Exchange-Server sowie Active Directory. Weitere Interessen liegen bei Virtualisierung und IT-Security.
Zertifizierungen: MCSE Cloud Platform and Infrastructure (2016), MCSE Server Infrastructure, MCSE Private Cloud, MCSA Windows Server 2012, ITIL Intermediate - Service Operation
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3 Kommentare
Hallo Andreas, probiere dies Mal mit einem ReFS Laufwerk über den beschriebenen Weg, z. B. Server 2016. Geht dies?
Top.
Danke.
Danke für den Artikel.
Wie erreiche ich die Aktivierung unter Server Core ?