Tags: Backup, Hyper-V
Die Microsoft-eigenen Bordmittel erlauben zwar das Sichern von VMs, jedoch mangelt es an Komfort und Funktionalität. Daher füllen verschiedene Anbieter mit vollwertigen Produkten diese Lücke. Altaro bietet mit Hyper-V Backup eine Lösung speziell für den Hypervisor von Microsoft. Die eben erschienene Version 4 ergänzt die Datensicherung um Funktionen für das Disaster Recovery inklusive WAN-Optimierung sowie Item-Level-Restore für Exchange.
Durch die Server-Virtualisierung ändern sich die Anforderungen an Management-Tools grundlegend, sei es für das Monitoring, die Abwehr von Malware oder für die Datensicherung (siehe dazu: Backup-Strategien für virtuelle Server). Alleine die Tatsache, dass auf einem Server in der Regel 20 oder mehr virtuelle Maschinen laufen, hat schwerwiegende Folgen beim Ausfall eines Hosts. Hinzu kommt, dass ein herkömmliches Agenten-basiertes Backup von innerhalb der VMs den Server stark belastet. Und schließlich nutzen virtuelle Systeme meistens Shared Storage mit Cluster-Dateisystemen, die ebenfalls unterstützt werden sollten.
Integration von Backup, DR und Daten-Management
Eine neue Generation von Backup-Tools für virtualisierte Server erfüllt nicht nur diese Anforderungen, sondern erweitert die reine Datensicherung um Features, die traditionell als separate Produkte oder Features zu erwerben waren. Dazu zählt vor allem die Replikation der Backups in externe Rechenzentren für das Disaster Recovery oder die Deduplizierung der Daten.
Installation von Hyper-V Backup
Das Setup von Altaro Hyper-V Backup ist einfach: Das etwa 30 MB große Installationspaket wird auf dem jeweiligen Server ausgeführt, so dass die Software in der Parent Partition läuft. Altaro kommt ohne Agenten in den einzelnen VMs aus und kann sowohl Windows- als auch Linux-Gäste im laufenden Betrieb sichern. Für Windows-VMs nutzt es Schattenkopien, über welche die Dateisysteme der virtuellen Maschine als Snapshot eingefroren werden, um einen konsistenten Zustand herzustellen.
Für die Verwaltung der Backup-Server von einem Client aus steht die Altaro Remote Management Console zur Verfügung. Sie kann auf PCs mit 64-Bit-Windows installiert werden. Beim ersten Start der Management-GUI fragt Altaro das Speichermedium für Backups ab. Dieses kann ein lokales Laufwerk, eine USB-Festplatte oder eine Netzfreigabe sein. Bandlaufwerke werden derzeit nicht unterstützt.
Verschlüsselung und Komprimierung
Wahlweise können von der VM gemountete ISO-Dateien einbezogen werden. Eine Möglichkeit, nur spezifische mit einer VM verbundene Festplatten zu sichern, existiert nicht. Über die zentrale Konfiguration kann der Sysadmin bestimmen, ob Backups komprimiert und zugleich auch verschlüsselt werden sollen.
Verschmelzung von vollen und inkrementellen Backups
Altaro nutzt ein Verfahren, das es mit ReverseDelta bezeichnet. Die Datensicherung erfolgt dabei stets inkrementell, aber die seit dem letzten Backup geänderten Blöcke werden in die bereits vorhandenen Images der virtuellen Maschinen geschrieben. Auf diese Weise liegt die neueste Sicherung immer als volles Backup vor, und die älteren Versionen lassen sich über die Abweichungen vom aktuellen Stand wiederherstellen. Da Rücksicherungen in der Praxis zumeist von neuesten Backups erfolgen, kann ein Restore so wesentlich schneller über die Bühne gehen.
Diese Methode wirkt sich schonend auf den Speicherverbrauch aus, auch wenn es sich entgegen der Altaro-Beschreibung dabei nicht um Deduplizierung im eigentlichen Sinne handelt. Zusätzlich lässt sich Platz auf den Speichermedien zurückgewinnen, indem man über Retention Policies auf VM-Ebene ältere Backups automatisiert löscht. Bei der Installation wird ein Zwei-Wochen-Rhythmus vorgeschlagen, den der Administrator in Tages-Schritten abändern kann.
Wie bei jedem ordentlichen Backup-System lässt sich die Sicherung über einen Zeitplan pro VM automatisieren. Dabei kann man Zeitprofile in Gruppen (Schedule Groups) zusammenfassen, in die man VMs per Drag and Drop aufnimmt. Eine Vorschau gibt einen Überblick über die anstehenden Backup-Termine, so dass der Administrator seine Konfiguration einfach überprüfen kann.
Reporting und Alerting
Neben dem Einrichten der Backup-Jobs bietet die Management-GUI einige Funktionen für das Reporting und die Benachrichtigung über die erfolgte Datensicherung. Ein eigenes Dashboard informiert über alle wichtigen Vorgänge wie zuletzt gelaufene Backups, Wiederherstellungen sowie über aufgetretene Fehler.
Zudem sieht man in einer grafischen Darstellung die Auslastung des Backup-Speichers sowie die Entwicklung der Backup-Datenmengen. Der Administrator kann sich über solche Ereignisse zusätzlich über ein differenziertes Benachrichtigungsschema per Mail unterrichten lassen.
Das Verwaltungs-Tool sorgt bei Änderungen an Regeln und Konfigurationen selbständig für Konsistenz. Will der Administrator beispielsweise nachträglich das Ziellaufwerk für Backups ändern, bietet ein Assistent automatisch an, sämtliche Backups vom alten Speicherort in das neue Ziel zu verschieben.
Eingeschränktes Multi-Server-Management
Ein übergreifendes Management für mehrere Server ist nur bedingt möglich: Will der Administrator Backups verwalten, so muss er sich mit jedem einzelnen Server verbinden und die Konfiguration separat vornehmen.
Alternativ kann er mit der Altaro Central Management Console eine zentrale Sicht auf sämtliche Altaro Backup Agents und die gelaufenen Jobs erhalten und sich von dort aus mit jedem einzelnen Backup-Server verbinden. Die verschiedenen Hosts können zu Gruppen zusammengefasst und ausgewertet werden.
Unterstützung für Hyper-V-Cluster
Für Hyper-V-Cluster bietet Altaro ein zentrales Management. Hierzu muss man die Software auf demjenigen Cluster-Knoten installieren, der als sogenannter Master Controller fungieren soll und über den dann alle Steuerungsprozesse laufen. Von hier aus verteilt das Management-Tool die Backup-Agenten automatisch auf allen übrigen Knoten.
Die Management-GUI liefert anschließend eine konsolidierte Liste sämtlicher VMs im Cluster, so dass für diese an zentraler Stelle Backup-Regeln angelegt werden können. Zum Cluster-Support gehört auch, dass Altaro das Dateisystem Cluster Shared Volumes unterstützt.
Wiederherstellung von virtuellen Maschinen
Beim Restore kann der Administrator wählen, ob die ursprüngliche VM überschrieben oder ein Clone derselben erstellt werden soll. Eine solche Kopie muss nicht auf dem Quellsystem, sondern kann auch auf anderen Hosts wiederhergestellt werden. Bei Bedarf verzichtet man auf eine aktive Netzwerkkarte, um IP-Adresskonflikte nach dem Start zu vermeiden.
Neben der Wiederherstellung kompletter virtueller Maschinen wird man in den meisten Fällen nur einzelne darin enthaltene Dateien restaurieren wollen. Zu diesem Zweck wählt man die betreffende VM aus dem Backup aus und mountet die VHDs als einzelne Laufwerke auf dem Host. Anschließend können die Dateisysteme mit den üblichen Werkzeugen eingesehen und einzelne Dateien herauskopiert werden.
Item-Level-Restore für Exchange
Eine Neuheit von Hyper-V Backup 4 ist die Fähigkeit, Exchange-Datenbanken innerhalb von VM-Backups inspizieren und daraus gezielt einzelne Objekte wie Mails oder Kalendereinträge extrahieren zu können. Der Vorgang ähnelt dem oben beschriebenen Prozess für den Restore einzelner Dateien.
Verifizierung von Backups
Der Wert eines Backups erweist sich erst, wenn man die darin gespeicherten Daten wiederherstellen soll. Damit es dabei zu keinen bösen Überraschungen kommt, bietet Altaro für die Verifizierung von Backups ein Sandbox Restore an.
Gesicherte VMs werden dort automatisch in einem temporären Verzeichnis wiederhergestellt und gestartet. Weil dies sinnvollerweise in regelmäßigen Abständen passieren soll, kann Altaro den Administrator in konfigurierbaren Intervallen für jede VM per Mail daran erinnern.
VM-Replikation für Disaster Recovery
Die Funktion Offsite Backup kann ergänzend zur lokalen Sicherung alle Images für das Disaster Recovery auf einen entfernt untergebrachten Backup-Server spiegeln. Dafür ist eine separate Version des Altaro Backup Servers erforderlich, die über eine eigene WAN-Beschleunigung verfügt, um die Replikation auch über wenig leistungsfähige Netze zu ermöglichen.
Offsite-Backups lassen sich in die automatisierten Backup-Pläne integrieren. So ist es vorgesehen, dass nach einem normalen lokalen Backup eine Kopie auf den Remote-Server gespiegelt wird. Dieser Rhythmus lässt sich so anpassen, dass die Replikation nur an ausgewählten Tagen erfolgt. Auch die Aufbewahrungsregeln kann man für die Offsite-Backups separat einstellen, so dass dort alte Backups früher oder später gelöscht werden als lokal.
Die Backups werden vom Sicherungssystem immer verschlüsselt über das Netz geschickt. Bei der ersten Einrichtung muss daher zunächst ein Passwort zur Erzeugung des Schlüssels eingerichtet werden.
Start von VMs auf dem Offsite-Server
Handelt es sich beim Remote-Server um einen Hyper-V-Host, dann können die VMs im Katastrophenfall dort sofort hochgefahren werden, so dass eine schnelle Umschaltung auf die Recovery Site möglich ist. Zusätzlich werden auf dem Backup-Server auch Windows Server 2008 R2 oder 2012 unterstützt.
Alternativ zum automatischen Remote-Backup über das Netzwerk kann Altaro virtuelle Maschinen für eine Offline-Aufbewahrung außer Haus auch auf (portable) Festplatten speichern. Mit dieser Technik kann auch eine initiale Sicherung ("Initial Seeding") auf externe Backup-Server transportiert werden, damit anschließend nur noch die relativ kleinen Differenzdaten über die Leitung geschickt werden müssen.
Fazit
Altaro bietet mit Hyper-V Backup ein einfach zu bedienendes und zugleich mächtiges Sicherungswerkzeug für virtuelle Maschinen. Der Preis ist angesichts der gebotenen Leistung günstig. Die Management-Tools machen insgesamt einen durchdachten und ausgereiften Eindruck.
Aufgrund einiger Beschränkungen bei der zentralen Administration eignet es sich eher für kleinere und mittelgroße Umgebungen. Einige Anwender werden die Unterstützung für Bandlaufwerke vermissen, die Altaro vermutlich in einer kommenden Version nachlegen wird, nachdem dies andere Hersteller wie Veeam oder Quantum zuletzt getan haben.
Editionen, Preise und Systemvoraussetzungen
Altaro stellt sein Backup Tool in drei Editionen zur Verfügung:
- Die Free Edition erlaubt kostenfreie Backups von maximal 2 VMs je Host, weist jedoch funktionale Einschränkungen auf. Sie kann von der Website des Herstellers heruntergeladen werden.
- Die Standard Edition zum Preis von 325 Euro pro Server erweitert das Paket auf 5 VMs und umfasst Offsite Backups und Sandbox Restore.
- Die Unlimited Edition kennt keine Beschränkungen hinsichtlich Zahl von VMs und Funktionen. Sie kostet 495 Euro pro Host. Nur sie bringt die Fähigkeit zur Sicherung von Hyper-V Clustern mit.
Upgrades zur jeweils höheren Version sind unter Erhaltung bereits erstellter Backups möglich. Altaro Hyper-V Backup unterstützt sowohl Hyper-V auf Windows Server 2008 R2 und 2012 als auch den kostenlosen Hyper-V 2012 Server.
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Andrej Radonic beschäftigt sich als IT-Journalist und als Vorstand der interSales AG seit über 20 Jahren mit IT-Lösungen für mittelständische Unternehmen. Spezialgebiete sind Virtualisierung, Open Source und E-Commerce.
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1 Kommentar
Danke für den interessanten Beitrag. An einer Stelle heißt es:
"Eine Möglichkeit, nur spezifische mit einer VM verbundene Festplatten zu sichern, existiert nicht."
Gibt es denn eine andere Backup-Lösung die das kann? Danke.
Anguel