Test: Thin Client IGEL UD6 als Endgerät für Microsoft Lync


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    IGEL UD6IGEL Technologies bietet mit dem UD6 einen Thin Client für das obere Leistungs­segment. Er kommuniziert nicht nur mit einer Reihe verschie­dener Backend-Systeme, sondern soll auch eine große Bandbreite an Anwendungen abdecken. Darunter fällt auch Unified Communications mit Microsoft Lync.

    Das als Universal Thin Client konzipierte Gerät bringt Implementierungen sämtlicher wichtiger Remote-Protokolle mit, allen voran Citrix HDX (inklusive HDX3D Pro etwa für CAD-Programme), VMware PCoIP (als Teil des integrierten Client 3.1 für VMware Horizon) und Microsoft RDP inklusive RemoteFX. Daneben sind unter anderem auch die Clients Leostream, Wyse vWorkspace, NXTerm sowie PowerTerm WebConnect installiert.

    Thin Client spielt Audios und Videos selbst ab

    Zu den leistungshungrigen Anwendungen, mit denen Thin Clients im Zusammenspiel mit Terminal-Server bzw. virtuellen Desktops meist überfordert sind, gehört Unified Communications. Werden Videos am Server aufbereitet oder Audios dort abgespielt und diese Daten dann über Remote-Protokolle an den Client übertragen, dann leidet in der Regel das Benutzererlebnis.

    Multimediadaten laufen nicht durch den virtuellen Desktop, sondern an RDP vorbei direkt an das Endgerät.

    Microsoft löst dieses Problem, indem es die Multimediadaten mittels Lync VDI-Plugin an RDP vorbei direkt an den Thin Client sendet. Dieser ist im Fall von IGEL UD6 leistungsstark genug, um hochauflösende Videos flüssig abzuspielen, ebenso erfolgt eine klare und verzögerungsfreie Tonausgabe - entweder auf den eingebauten Lautsprechern oder am Headset.

    Der Funktionsumfang ist für Anwender geringfügig eingeschränkt: So lassen sich die Audio- und Video-Geräte innerhalb der Einstellungen des Lync-Clients nicht konfigurieren, außerdem können User die Sitzungen nicht aufzeichnen und nicht anonym an Meetings teilnehmen. Das VDI-Plugin unterstützt zudem nicht Office 365.

    Architektur einer VDI-Installation von Lync

    Die Aufgabe des Lync VDI-Plugins besteht darin, eine eigene Media-Redirection für Audio/Video zwischen Client und Server zu implementieren sowie für den Peer-to-Peer Austausch von Mediadaten zu sorgen. Die Daten, die bei Videokonferenzen oder reinen Audio Calls erzeugt werden, gehen also nicht durch den virtuellen Desktop.

    Der Server delegiert somit die En- und Decodierung an den Client, um dessen Rechenleistung zu nutzen. Gleichzeitig entlastet dieser Ansatz die Server-Infrastruktur, weil dort weder ein aufwändiges Rendering der Multimediainhalte noch eine Auslieferung über RDP erfolgen muss.

    Normaler Chat- und Presence-Traffic von Lync läuft dagegen über das jeweilige Remote-Protokoll (RDP, ICA oder PCoIP).

    Matrix der unterstützten Konfigurationen

    Die vielen möglichen Kombinationen aus Windows oder Linux am Thin Client und diversen VDI-Varianten macht die Lage etwas unübersichtlich. Je nachdem für welche Variante man sich entscheidet, wird diese entweder gar nicht unterstützt, erfordert die Installation von Software am Frontend oder bietet den vollen Funktionsumfang.

    So ist die Voraussetzung für den Einsatz von Lync auf IGEL UD6 ein Desktop auf Basis von Citrix XenApp bzw. XenDesktop oder Microsoft VDI mit RDS. Reine RD Session Hosts und damit auch RemoteApp eignen sich nicht für die Bereitstellung von Lync auf Thin Clients. VMware Horizon unterstützt zwar den Client von Lync 2013, aber IGEL lässt diese Kombination derzeit noch nicht zu.

    In der Linux-Variante des IGEL Thin Clients ist die Citrix HDX Realtime Media Engine mit Support für Microsoft Lync 2010 und 2013 bereits integriert. Diese Komponente muss hingegen in den Geräten mit Windows nachträglich installiert werden.

    Setzt man auf Microsoft VDI und RDP/RemoteFX, dann bleiben die Linux-Varianten der IGEL-Geräte außen vor. Auf Thin Clients mit Windows Embedded Standard (WES) 7 ist zusätzlich das Microsoft VDI-Plugin for Lync 2013 zu installieren.

    VDI-System IGEL mit Linux IGEL mit Windows
    Citrix XenApp bzw. XenDesktop Receiver + HDX Realtime Optim. Kit +
    VDI-Plugin (integriert)
    (Lync 2010+2013)
    Receiver +
    HDX Realtime Optim. Kit
    oder
    VDI-Plugin (Lync 2013)
    VMware Horizon Lync VDI nicht offiziell unterstützt Lync VDI nicht offiziell unterstützt
    Microsoft VDI Lync VDI nicht offiziell unterstützt RDP Client + RemoteFX + VDI-Plugin (Lync 2013)

    Konfiguration von Lync für VDI

    Ein typisches VDI-Lync-Szenario, dessen Einrichtung ich im folgenden Abschnitt beschreibe, umfasst folgende Komponenten:

    • Lync Server 2013
    • Windows VM, bereitgestellt in einer VDI-Umgebung, mit installiertem Lync 2013 Client
    • Thin Client mit WES 7 mit Lync VDI-Plugin

    Auch wenn Microsoft ein einfaches Setup für Lync verspricht, so muss der Administrator doch einige Vorarbeiten durchführen, um eine funktionierende Umgebung zu erhalten.

    Im Lync Server 2013 muss Media Redirection als Client Policy konfiguriert werden. Dies erfolgt über das PowerShell-Cmdlet Set-CsClientPolicy mit folgendem Kommando:

    Set-CsClientPolicy -EnableMediaRedirection $TRUE

    Wird eine Einstellung pro User oder pro Region gewünscht, muss das Kommando wie folgt abgewandelt werden:

    Set-CsClientPolicy -Identity site:Zentrale -EnableMediaRedirection $TRUE

    Die User-VMs müssen unter Windows 7 SP1, Windows 8, Windows Server 2008 R2 SP1 oder 2012 laufen und als virtuelle Desktops eingerichtet sein. Der Client für Lync 2013 wird in der Desktop-VM installiert.

    Der IGEL Thin Client erfüllt bereits die wichtigsten Voraussetzungen für Unified Communications: RDP 8.0 bzw. 8.1 (ab IGEL WES Release 3.10.100) sowie DTLS-Support (enthalten in Update KB2574819). Der Administrator installiert nun das Lync 2013 VDI Plugin in der 32 Bit Variante (passend zum Betriebssystem) auf dem UD6.

    Erster Kontakt mit Lync

    Sind sowohl Mikrofon bzw. Headset als auch Webcam am IGEL-Gerät angeschlossen, dann kann auch schon die RDP-Session zum VDI-Desktop aufgebaut werden. Damit die Audio-Verbindung über das VDI-Plugin läuft, müssen in den Remoteaudio-Optionen des RDP-Clients die Einstellungen Remoteaudio => Auf diesem Computer wiedergeben und Aufzeichnung => Von diesem Computer aufzeichnen aktiviert sein. Zudem sollte unter Leistung die Option Dauerhafte Bitmap­zwischen­speicherung abgeschaltet werden.

    Der RDP-Client muss so konfiguriert werden, dass die Ein- und Ausgabe von Audio am lokalen Endgerät erfolgt.

    Nach erfolgtem Login am virtuellen Desktop kann sich der Anwender nun wie gewohnt am Lync Client anmelden. (Nur) nach dem ersten Login präsentiert dieser einen zweiten Login-Dialog, der in VDI-Umgebungen dazu dient, das Endgerät über das VDI-Plugin zu authentifizieren.

    Anschließend erfolgt ein Pairing zwischen Lync Client und dem VDI-Plugin, bei dem ein A/V-Kommunikationskanal aufgebaut wird, der Audio- und Videostreams direkt zwischen Gerät und Lync Server überträgt. Dieser Prozess kann anfangs fehlschlagen und bedarf dann weiterer Feinabstimmung und ggf. der Fehlersuche.

    Ein erfolgreiches Pairing zwischen Lync-Client und VDI-Plugin erkannt man an der Meldung in der Statusleiste.

    Troubleshooting für das VDI-Plugin

    Schlägt das Pairing fehl, dann empfiehlt es sich, folgende Punkte zu prüfen:

    • Ist das Lync Plugin korrekt installiert? Auf dem Thin Client müssen unter "C:\Program Files\Microsoft Office\Office15" die Dateien LyncVdiPlugin.dll und UcVdi.dll vorhanden sein.
    • Es dürfen keine weiteren Prozesse des RDP-Clients auf dem Endgerät laufen (mstsc.exe)
    • Uhrzeit und Datum des Endgeräts müssen aktuell sein.
    • Gehört das Endgerät nicht der Domäne an, muss das Root-Zertifikat des Lync Servers installiert werden, damit der Client dem Server vertraut und die Absicherung der Verbindung über TLS funktioniert.
    • Der Lync Client selbst darf nicht auf dem Endgerät installiert sein.

    Diese Seiten auf Channel9 und Microsoft TechNet geben weitere Tipps für das Troubleshooting.

    Fazit

    Die Leistung des IGEL UD6 überzeugt auch bei rechenintensiven Anwendungen wie Unified Communications. Unser Test zeigt allerdings, dass ein kraftvoller Thin Client allein nicht für eine performante UC-Umgebung ausreicht. Erst in Verbindung mit der Media Redirection, die das Lync VDI-Plugin realisiert, lässt sich eine skalierbare Umgebung aufbauen, weil sie den Server wesentlich entlastet.

    Die Entscheidung für eine solche Konfiguration wird man besonders dann treffen, wenn man auf einem großen Teil der Arbeitsplätze bereits Thin Clients von IGEL einsetzt. Sie können dann allesamt einheitlich über die mitgelieferte Management-Software IGEL Universal Management Suite (UMS) zentral verwaltet werden. Dies hilft so wie der niedrige Energieverbrauch, die Kosten zu reduzieren.

    Der Anschaffungspreis ist hingegen recht hoch: Der IGEL UD6 ist in den Ausführungen LX (579 Euro), W7 (639 Euro) und W7+ (689 Euro) erhältlich. Die Preise bewegen sich damit in PC-Regionen. Zu bedenken sind zudem zusätzliche Lizenzgebühren, die Microsoft bei der VDI-Nutzung von Windows in Rechnung stellt.

    Interessierte Administratoren sollten den Thin Client vorab mit den wichtigsten und anspruchsvollsten Anwendungen testen, für die sie später benutzt werden sollen. Testgeräte für eine kostenlose Evaluierung können online bestellt werden.

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    Bild von Andrej Radonic

    Andrej Radonic beschäftigt sich als IT-Journalist und als Vorstand der interSales AG seit über 20 Jahren mit IT-Lösungen für mittel­ständi­sche Unter­nehmen. Spezial­gebiete sind Virtuali­sierung, Open Source und E-Commerce.
    // Kontakt: E-Mail, Xing, LinkedIn //

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