Tags: Virtualisierung, Thin Clients, Desktop-Virtualisierung
Thin Clients entfernten sich im Lauf der Jahre zunehmend vom Ideal des schlanken Endgeräts. Um damit ein ähnliches Benutzererlebnis zu bieten wie mit PCs, setzten die Hersteller auf mehr Leistungsfähigkeit und lokale Betriebssysteme inklusive Software. Dadurch stieg aber auch der Wartungsaufwand. Hersteller wie Pano Logic versprechen nun unter dem Schlagwort des Zero Client die absolut wartungsfreien Endgeräte.
Pano Logic sieht sich indes nicht nur als Anbieter einer massiv abgemagerten Client-Hardware. Vielmehr bietet es im Rahmen einer Komplettlösung auch die nötige Software an, die bei kleineren oder mittleren Installationen für die vollständige Einrichtung von virtuellen Desktops ausreicht. In einer solchen Konstellation benötigt Pano nur die Infrastruktur für die Virtualisierung der Server. Für größere Vorhaben kann es dagegen auf die leistungsfähigeren VDI-Systeme VMware View und Citrix XenDesktop aufsetzen.
Architektur einer Pano-Installation
Die Steuerzentrale ist der Pano Manager. Mit diesem verteilt der Administrator über eine Web-basierte Konsole die virtuellen Desktops (bei Pano „DVM“ genannt: Desktop Virtual Machine) an die Anwender. Zugleich ist der Manager, der in einer virtuellen Linux-Maschine läuft, der Connection Broker, der den jeweiligen User oder das Gerät mit dem dafür vorgesehenen Desktop verbindet.
(Grafik: Pano Logic)
Für das Hosting der virtuellen Maschinen der User greift das Pano System auf eine der folgenden Virtualisierungsplattformen zurück: Microsoft Hyper-V (in den beiden Varianten Hyper-V Server und Windows Server 2008 R2 mit Hyper-V Rolle), VMware vSphere 4.x, oder alternativ auf den VDI-Lösungen VMware View 4.x sowie auf Citrix XenDesktop 4 und 5 auf Basis von XenServer 5.6.
Eine wesentliche Komponente im gesamten Paket ist der erwähnte Pano Zero Client, ein kompaktes Kistchen, das weder über CPU, Festspeicher noch Betriebssystem verfügt und an das lediglich die Arbeitsplatzperipherie wie Monitor, Tastatur und Maus angeschlossen wird. Für die Kommunikation mit den entfernten Desktops nutzt Pano keines der bekannten Remote-Display-Protokolle wie ICA oder PC-over-IP oder RDP, sondern die Eigenentwicklung Pano Direct Protocol. Aufgrund seiner geringe Ausstattung benötigt das Gerät weder Management noch Updates und hat einen sehr geringen Energiebedarf von unter 6 Watt.
(Foto: Pano Logic)
Alternativ zum Hardware-Client steht auch die rein Software-basierte Client-Komponente Pano Remote zur Verfügung. Diese wird auf einem sicheren USB-Stick geliefert und sorgt dafür, dass der virtuelle Desktop auf einem beliebigen Windows-PC verwendet werden kann.
Sollen solche Benutzer von jenseits des Unternehmens-LAN auf ihre DVMs zugreifen, wird zusätzlich Pano Gateway benötigt, der auf einem Microsoft Windows Server Terminal Services Gateway aufsetzt.
(Grafik: Pano Logic)
Installation
Die Einrichtung eines Pano-Systems beginnt naturgemäß mit der Bereitstellung der gewünschten Virtualisierungssoftware. Zusätzlich wird neben DNS und DHCP ein Microsoft Active Directory für die Verwaltung der Benutzer und ihrer Berechtigungen empfohlen. Alternativ greift Pano auch auf Novell eDirectory oder Open LDAP zu.
Die weiteren Anforderungen hängen von der verwendeten Virtualisierungssystemen ab. Bei vSphere ist vCenter optional, sollte aber installiert werden, wenn mehrere ESX-Server im Einsatz sind. Bei Microsoft Hyper-V ist der System Center Virtual Machine Manager (SCVMM) jedoch Pflicht. Dieser wird seitens Pano über den Pano Manager Connector for SCVMM angebunden, der auf dem SCVMM-Host installiert werden muss und hierfür .NET 4 voraussetzt.
Der Pano Manager wird als virtuelle Appliance für den jeweiligen Hypervisor ausgeliefert. In SCVMM ist das VHD-Image zunächst als Appliance in der Bibliothek anzulegen:
- SCVMM > Bibliothek > Hostname > MSSCVMMLibrary => rechte Maus, Durchsuchen. Hierher die Pano-Zipdatei entpacken.
- Anschließend hier „ Aktualisieren“ => die Pano Manager VM wird nun unter den Bibliotheksobjekten gelistet.
Im nächsten Schritt ist aus der SCVMM-Bibliothek die entsprechende Pano Manager VM zu erstellen:
- Funktion: Neue virtuelle Maschine
- Quelle auswählen: Pano Manager unter "Virtuelle Maschine" wählen
- VM-Name vergeben
- Hardwarekomponenten konfigurieren
- VM auf Host platzieren
- Speicherort wählen
- Netzwerk wählen
- In den Eigenschaften als Betriebssystem "Other Linux (32 Bit)" wählen
Sobald nun die VM gestartet wurde, kann die Pano-Manager-VM mittels eines Textmenüs auf der Linux-Konsole konfiguriert werden:
- Passwort (für root und admin) vergeben
- Netzwerk konfigurieren
Das Menü offeriert unter Punkt 5 zusätzlich die Möglichkeit, die normale Shell aufzurufen und so z.B. direkt die ordnungsgemäße Konnektivität der VM zu überprüfen.
Anschließend kann der Administrator die Web-Konsole des Pano Managers unter http://192.168.10.240/admin.jsp
aufrufen und sich mit dem admin-Konto anmelden. Die Web-GUI ist in Flash realisiert. Dies kommt der Bedienbarkeit entgegen, sorgt aber teilweise für verzögerte Beantwortung der abgesetzten Kommandos.
Damit der Pano Manager seine Arbeit aufnehmen kann, sind über die Registerkarte Setup noch Konfigurationen vorzunehmen:
- Anbindung an Active Directory: Zugangsdaten zum AD
- Anbindung an SCVMM: URL und Administrator-Kennung für den SCVMM
- Discovery Methode für Pano Clients setzen: DHCP oder Broadcast (mit IP-Range)
Damit sind Server-seitig die Voraussetzungen für das Deployment virtueller Maschinen geschaffen.
Den ersten Windows-Desktop ausrollen
Hat der Administrator diese ersten Hürden erst einmal gemeistert, ist der letzte und damit eigentlich interessante Schritt – das Ausrollen von virtuellen Desktops mit Pano – nicht mehr schwer: Für einen ersten Test genügt es, eine Windows-VM (Windows XP Professional oder Windows 7) zu erstellen, diese zur Domain hinzuzufügen und den Pano Direct Service darin zu installieren. Dieser sorgt als Agent für die Integration mit dem Pano Manager einerseits und für die Protokoll-Anbindung an den Client, um Benutzereingaben zu empfangen und Bildschirm- sowie Sound-Inhalte an den Client zu senden.
Der Administrator muss nun noch eine DVM-Collection erstellen. Im dafür vorgesehenen Assistenen wählt er den gewünschten User und die soeben erstellte DVM.
Anschließend kann der erste Login erfolgen: Pano Zero Client einschalten und warten, bis die Kontroll-Leuchte blau leuchtet. In der Pano Manager Web-Konsole sollte unter dem Reiter Clients nun das Gerät gelistet werden. Am Client erscheint automatisch der zentrale Login-Bildschirm. Nach der Anmeldung wird dann direkt der Windows-Bildschirm des virtuellen Desktops gezeigt.
Gutes Benutzererlebnis im LAN
Windows präsentiert sich in gewohnter Form und unterscheidet sich nur durch das Icon des Pano Direct Service im Systemtray von einem „normalen“ Windows-Desktop. Dieses Dienstprogramm dient dem Anwender dazu, das Verhalten von Tastatur, Soundgeräten und Monitor zu beeinflussen.
In unserem Test mit relativ wenigen VMs konnte das Benutzererlebnis über ein 100-MBit-LAN durchweg überzeugen, die Reaktion des virtuellen Windows auf Benutzeraktionen wirkten subjektiv sehr spontan. Auch an der Grafikausgabe gab es nichts auszusetzen. So werden Youtube-Videos flüssig und nahezu ruckelfrei abgespielt. Auch die Soundqualität kann gefallen, das System schickt den Audiostream ohne weiteres Zutun mit klarem Klang direkt auf die angeschlossenen Kopfhörer.
Durch die umfassende Unterstützung für unterschiedlichste USB-Geräte kommt PC-Feeling auf: So wird z.B. ein handelsüblicher USB-Stick prompt und schnell erkannt und funktioniert einwandfrei. Laut Hersteller soll dies auch mit USB-Druckern, -Scannern und ähnlichen Geräten funktionieren.
DVM-Generierung und Deployment
Für den Administrator entscheidend ist ein übersichtliches und automatisiertes Management der DVMs. Der Pano Manager sieht als zentrales Konzept hierfür DVM Collections vor. Hierbei handelt es sich um Gruppen von DVMs, die aufgrund verschiedener Kriterien der Gruppenzugehörigkeit oder bestimmter ausgewählter Clients automatisch eine DVM zu einem Benutzer zuordnen. Zudem kennt Pano permanente Zuordnungen, bei der ein bestimmter Anwender eine persönliche DVM erhält. Eine andere Variante stellen die Desktop-Pools dar: hier werden DVMs mit identischen Eigenschaften vorgehalten und dem User beim nächsten Login eine „frische“, aber eben nicht personalisiere DVM angeboten.
Damit das Deployment in dieser Weise automatisiert ablaufen kann, müssen die virtuellen Desktops als Vorlage bzw. Template in SCVMM (oder vSphere) angelegt werden. Der jeweilige VM-Manager erstellt dann auf Anforderung des Pano-Systems dynamisch per Template-Clone eine laufende VM. Dabei kann der Administrator angeben, dass eine bestimmte Anzahl DVMs vor-provisioniert werden, d.h. sie laufen bereits im Hintergrund ohne Zuordnung zu einem User, so dass bei einem Login der Anwender sekundenschnell Zugriff auf seinen Desktop erhält.
Um ein Template zu erzeugen, ist vom Administrator ein Clone einer vorab erstellten Windows-VM zu generieren. In der VM muss dabei im Wesentlichen die Pano Direct Komponente installiert und die Konnektivität zur Domäne gegeben sein.
Bei der Erstellung des Templates muss der Administrator darauf achten, einen vollständigen gültigen System-Namen für die VM (alternativ * für automatische Namensvergabe), das Administrator-Kennwort, die Domänen-Anmeldung sowie einen gültigen Windows-Product-Key explizit anzugeben.
Dimensionierung und Skalierung
Die Dimensionierung der Server-Hardware folgt den hinlänglich bekannten Richtwerten für virtuelle Maschinen und hängt im Wesentlichen von der Zahl der DVMs sowie von deren Nutzung ab. Pano Logic nennt einen Wert von 5 bis 9 DVMs je CPU-Core, je nachdem wie viel Rechenleistung vom Anwender bzw. seinen Anwendungen benötigt wird. Dies gilt auch für den Arbeitsspeicher, der mit mindestens 1 bis 2 GB je DVM kalkuliert werden sollte.
Für eine Umgebung mit 50 bis 90 DVMs bzw. Usern wird als Beispiel-Konfiguration ein Setup von 2 Servern mit jeweils 2 Vier- oder Sechskern-CPUs genannt. Die Rechner verfügen jeweils über 48 GB RAM sowie 7 bis 8 SAS 15K Festplatten oder alternativ über eine Anbindung an ein SAN.
Das Pano System skaliert bei Hyper-V laut Hersteller bis zu einer Zahl von etwa 400 DVMs und bei VMware (vSphere und View) plus XenDesktop als Infrastruktur bis etwa 1000 DVMs. Die Beschränkung liegt beim Pano Manager. Jede Instanz kann nur eine bestimmte Zahl von DVMs verwalten. Um bis auf 1000 virtuelle Maschinen skalieren zu können, werden drei Instanzen des Managers benötigt. Zur Vereinfachung des Managements werden davon zwei zu Gruppen zusammengeschaltet und im Master-Slave-Verfahren betrieben. Der dritte Manager dient der Redundanz. Die Slaves sind dann nur für das Brokering zuständig, die Administration erfolgt nur am Master.
Eine solche Manager-Gruppe kann dabei sowohl Failover als auch Load Balancing übernehmen. Failover funktioniert nach dem Active-/Passive-Prinzip – bei einem Ausfall eines aktiven Pano Managers springt einer der passiven Knoten automatisch ein. Hierzu ist im Manager die Automatic Switch-over-Funktion in der Gruppenkonfiguration zu aktivieren.
Als zusätzliche Absicherung gegen Ausfälle bzw. Datenverluste kann Pano Manager so konfiguriert werden, dass dessen Datenbank automatisch gesichert wird.
Fazit
Mit dem Zero Client hat Pano Logic eine interessante, weil kostengünstige und praktisch wartungslose Alternative zum Arbeitsplatz-PC geschaffen. Die in vielen Unternehmen heute bereits vorhandene virtualisierte Server-Umgebung erweitert Pano um zentrales Management für das Deployment von virtuellen Windows-Desktops. Existierende Infrastruktur und Know-how wird somit effektiv genutzt, um im Zusammenspiel mit der Client-Hardware die Vorteile von Virtualisierung auch auf die Desktops zu übertragen.
Kleinere Unternehmen können mit dem Zero Client recht kostengünstig in die VDI-Welt einsteigen, z.B. auf Basis des kostenlosen ESXi oder Hyper-V Server. Das benötigte Management für die VDI-Umgebung wird dafür vom Pano-System mitgeliefert.
Bei größeren Unternehmen oder solchen, die bereits VDI einsetzen, kann der Zero Client eine interessante Ergänzung darstellen. Bei Citrix XenDesktop und VMware View können die Administratoren dabei weitestgehend die bisherige Management-Infrastruktur weiterverwenden – das Pano-System übernimmt dabei im Wesentlichen das Brokering für die eigenen Clients.
In technischer Hinsicht überzeugt das von Pano entwickelte Übertragungsprotokoll, da es sich als effizient und schnell erweist und den meisten Unternehmens-Anwendern ein adäquates Benutzererlebnis bieten dürfte.
Preise
Mit einer schwarzen oder verchromten Box erhält der Kunde für 359 bzw. 369 Euro auch die Lizenz des Pano Managers. Diesen kann er beliebig oft installieren. Außerdem ist in dem Paket der Pano Direct Service als Lizenz für einen Arbeitsplatz enthalten. Dazu gehören ein einjähriger Basis-Support und Software-Maintenance. Diese lassen sich ab 19 Euro jährlich verlängern. So genannte Starter Kits bündeln wahlweise vier Geräte zu einem rabattierten Preis von derzeit 1049 Euro.
Die Box selbst hat eine 3-jährige Hardwaregarantie. Defekte Geräte kann der Kunde einschicken und bekommt dann Ersatz geliefert. Diese Garantie kann auf den Advanced Warranty-Replacement-Service erweitert werden. Für ca. 5 Euro pro Jahr kann der Kunde einen defekten Zero Client einschicken und erhält sofort einen Ersatz bereitgestellt.
Pano Logic verfügt über eine Vertriebs-Gesellschaft in Leipzig mit einem Partnernetzwerk in Deutschland, über welches die Hard- und Software bezogen werden kann.
Vor- und Nachteile
Pro
- unterstützt alle wichtigen Virtualisierungsplattformen
- vollständige Lösung
- gutes Benutzererlebnis über LAN-Verbindungen
- wartungsfreier Zero Client
- Lösung auch für Remote-User geeignet
- gute Skalierbarkeit
- umfangreiche Deployment-Optionen
- Unterstützung für Windows 7 auch in 64Bit-Variante
Contra
- proprietäres Display-Protokoll
- keine Möglichkeit, in den Genuss neuer Entwicklungen wie RemoteFX zu kommen
- ausschließlich für Windows-Desktops verfügbar
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Andrej Radonic beschäftigt sich als IT-Journalist und als Vorstand der interSales AG seit über 20 Jahren mit IT-Lösungen für mittelständische Unternehmen. Spezialgebiete sind Virtualisierung, Open Source und E-Commerce.
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4 Kommentare
Inwieweit muss fuer jeden Pano eine VDA lizenz erworben werden? 100 EUR/jahr/client waere ziemlich teuer.
Wenn das Endgerät kein Windows-PC ist, auf den eine Software Assurance abgeschlossen wurde, ist für den Zugriff auf zentrale virtuelle Desktops grundsätzlich eine VDA fällig. Das trifft somit auf alle Arten von Zero und Thin Clients zu, also auch auf jedes Pano-Device.
Guten Tag
Wie verhaltet sich der Panologic mit USB Dongle (Software Lizenz) kann man diese am ZeroClient mappen?
MFG
Hallo Herr Scherr,
laut Hersteller werden auch USB-Dongles unterstützt. Ob das in allen Einzelfällen funktioniert, hängt jedoch vom jeweiligen Treiber der Software ab um die es geht, weil der USB-Traffic über das Netz geschickt wird.
Gruß
AR