Cloud Connect verknüpft Microsoft Office mit Google Docs


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    Google Cloud ConnectMit Cloud Connect testet Google gegenwärtig ein Plug-in, mit dem sich Microsoft-Office-Dokumente in Text & Tabellen übernehmen lassen. Das Plug-in, das derzeit im Beta-Test ist, stellt Nutzern von Microsoft Office (2003, 2007 und 2010) zudem, von Google Docs her bekannte Funktionen zur Verfügung stehen, etwa das gleichzeitige Bearbeiten eines Dokuments durch mehrere User - Stichwort "Collaboration". Editieren lassen sich Word-, Excel- und Powerpoint-Dokumente.

    Damit hat Google kurz nach Start der Beta-Testphase von Office 365 von Microsoft nachgelegt. Microsoft wird voraussichtlich ab März oder April seine Online-Ausgabe von Office in Deutschland an den Start bringen. Wann genau der Testlauf beendet sein wird, ließ der Softwarehersteller bislang offen. Microsoft wird eine Vielzahl unterschiedlicher Varianten von Office 365 auf den Markt bringen. Bei den einfachsten kann der Nutzer über den Browser auf seine Dokumente zugreifen und diese bearbeiten. Die Applikationen lagern in diesem Fall auf Microsoft-Servern. Hinzu kommen diverse Mischmodelle, bis hin zum Editieren von Office-Dokumenten mit einer lokalen Ausgabe der Software auf PCs und dem Ablegen in der "Cloud".

    Huckepack bei Microsoft Office

    Google Cloud Connect Google wiederum hat zumindest derzeit keine Ambitionen, in das Geschäft mit Office-Software für Client-Systeme einzusteigen. Das wäre angesichts der Konkurrenz und Open-Source-Alternativen wie Open Office oder LaTeX im Bereich Desktop-Publishing aus vermessen. Mit dem Plug-in trägt Google der Tatsache Rechnung, dass an Microsoft Office derzeit kein Weg vorbei führt.

    Das Programmpaket hat sich trotz der genannten Alternativen zum De-facto-Standard im Bereich Textverarbeitung, Tabellenkalkulation und Präsentationssoftware entwickelt. Cloud Connect beseitigt zudem einige Ärgernisse, mit denen sich Nutzer von "Text & Tabellen" herumschlagen mussten. Eines ist das teils unzureichende Konvertieren von Microsoft-Office-Dokumenten in das Format der Google-Version und zurück. Dabei bleiben in vielen Fällen Formatierungen auf der Strecke. Ich bin aus diesen Gründen dazu übergegangen, Microsoft-Dokumente lieber auf Skydrive abzulegen, dem Online-Speicherplatz von Microsoft.

    Office-Dokumente für Smartphones via Google Docs

    Mit Cloud Connect beseitigt Google dieses Problem. Hinzu kommt ein charmantes Feature: Nachdem die Dokumente zwischen dem Client-System und dem Online-Storage von Google synchronisiert wurden, sind mittels einer Kurz-URL von jedem System mit Internet-Zugang aus zugänglich. Das gilt auch für Smartphones. Allerdings kommt in diesem Fall wieder Google Text & Tabellen (Docs) zum Einsatz. Dafür muss der User keine Microsoft-Office-Version oder zumindest einen Reader für die entsprechenden Dateiformate auf seinem Endgeräte installieren.

    Mac-User müssen draußen bleiben

    Ein Manko der Lösung: Wer einen Macintosh und die passenden Microsoft-Office-Versionen (aktuell: Office 2011) einsetzt, hat keine Chance, das Plug-in zu verwenden. Schuld daran ist laut Google Microsoft: Das Unternehmen habe für die Mac-Ausgaben von Office keine Standard-APIs definiert beziehungsweise diese offen gelegt. Daher sei es Google nicht möglich gewesen, ein passendes Plug-in zu entwickeln.

    Entwickler sind ehemalige Microsoft-Mitarbeiter

    Zur Technik: Hinter Cloud Connect verbirgt sich keine revolutionäre Neuheit, sondern Altbekanntes. Die Lösung stammt von der Firma Docverse, die Google im Frühjahr 2010 übernommen hat. Nicht verwunderlich ist, dass die beiden Gründer von Docverse, Shan Sinha und Alex DeNeui, "Microsoft-Veteranen" sind.

    Das Plug-in klinkt sich in Word, Excel oder Powerpoint ein und etabliert in der Benutzeroberfläche des jeweiligen Programms eine eigene Seitenleiste. Dort findet der User Informationen wie etwa welches Dokument er gerade bearbeitet und welche Änderungen etwaige Mitbearbeiter vorgenommen haben. Ein solche Versionskontrolle ist bei Document-Sharing-Lösungen unabdingbar. Vergleichbare Funktionen findet der Nutzer bekanntlich auch bei Google Docs / Text & Tabellen.

    Viel Marketing-Getöse um ein Tool

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    Wird nun ein relativ kleines Stück Software wie Cloud Connect den Kampf zwischen Microsoft und Google auf dem Gebiet Office-Software weiter anheizen? In diesem Fall würde man diesem Tool zu viel der Ehre antun. Es macht Usern, die wegen des großen Funktionsumfangs, den Microsoft-Office nun einmal bietet, auf dieses Produkt setzen, das Leben leichter.

    Diese Anwender können nun ihre Dokumente auf Google-Server hieven. Andererseits bietet die Lösung nicht unbedingt mehr Funktionen, als Skydrive bereitstellt. Ein Quantensprung ist Cloud Connect somit nicht, vielmehr ein weiterer Stachel, den Google in das Fleisch von Microsoft rammt.

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    Bild von Bernd Reder
    Bernd Reder ist seit über 20 Jahren als Journalist zu den Themen IT, Netzwerke und Telekommunika­tion tätig. Zu seinen beruflichen Sta­tionen zählen unter anderem die Fachtitel "Elektronik" und "Gateway".
    Bei der Zeitschrift "Network World" war Reder als stellver­tretender Chefredakteur tätig. Von 2006 bis 2010 baute er die Online-Ausgabe "Network Computing" auf.
    Derzeit ist Bernd Reder als freier Autor für diverse Print- und Online-Medien sowie für Firmen und PR-Agenturen aktiv.
    // Kontakt: E-Mail, XING //

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