Tags: Virtualisierung, VMware, vSphere, Server
Einer der Vorteile von Virtualisierung ist nach Angaben von VMware, Microsoft, Citrix und anderen Anbietern von entsprechender Software, dass sich damit brach liegende Ressourcen von vorhandenen IT-Komponenten, etwa von Servern, sinnvoll nutzen lassen. Das stimmt zwar, dennoch ist Vorsicht angesagt. Obgleich die Vorzüge der Virtualisierung klar auf der Hand liegen, bringen sie Herausforderungen mit sich, denen sich nicht alle IT-Manager bewusst sind, Stichwort Virtualisierung auf vorhandener Hardware.
Das Problem ist, so Aad Dekkers, Leiter Marketing und Business Development des Virtualisierungsspezialisten MTI, gegenüber WindowsPro, das einfache Handling von Virtualisierungssoftware. Dadurch ist es fast schon ein Kinderspiel, virtuelle Server bereitzustellen. Doch das führt schnell zu ausufernden virtuellen Strukturen, deren Verwaltung komplex wird.
In einschlägigen Foren empfehlen Systemverwalter 6 bis 10 Virtual Cores pro physikalischem CPU-Kern eines Server-Systems. Das macht bei einem Quad-Core-Prozessor an die 40 Virtual Cores. Andere Experten raten zu 12 bis 20 Gastbetriebssystemen pro Host. Wie viele VMs sich auf einem Server installieren lassen, hängt jedoch von vielen Faktoren ab: der CPU-Leistung, dem Arbeitsspeicher und nicht zuletzt von der Auslastung der virtualisierten Systeme.
Engpass: I/O-Leistung

Aad Dekkers, MTI: "Alte Server-Hardware macht Virtualisierung komplexer."
Nach den Erfahrungen von MIT aus diversen Projekten sind ältere Server-Systeme häufig nicht für die gestiegenen I/O-Anforderungen ausgelegt,welche die Virtualisierung an CPU und Speicher der Server stellt. Hinzu kommt das Problem mit der Zuweisung von I/O-Netzwerkressourcen an Virtual Machines. Die Bereitstellung neuer physischer Server zur Erhöhung der Rechenleistung oder die Umleitung des Traffic an einen anderen virtuellen Cluster schafft zwar zunächst Abhilfe, löst aber nicht das grundlegende Hardware-Problem. Denn eigentlich zielt Virtualisierung darauf ab, den Managementaufwand zu senken und die Komplexität zu reduzieren. Wachsende Server-Bestände erfordern jedoch mehr Pflege statt weniger. Und das treibt wiederum die Betriebskosten in die Höhe. Überspitzt formuliert: Das Umgehen von Engpässen in virtuellen Maschinen verlagert Probleme in die die Zukunft, und in absehbarer Zeit werden diese die durch Virtualisierung erzielten Vorteile zunichte machen.
Eine Lösung: VBlocks – integrierte Infrastruktur-Stacks
Ein Ausweg sind laut MTI integrierte Infrastruktur-Stacks. VMware hat zusammen mit Cisco Systems und EMC unter der Bezeichnung "Vblock" solche Mini-Datacenter für Virtualisierungsaufgaben entwickelt. Vermarktet werden sie von der Gemeinschaftsfirma VCE.
Ein Vblock ist eine virtualisierte Infrastruktur, die eine virtuelle Maschine, das gemeinsam genutzte Netzwerk und die benötigte Speicherkapazität bereitstellt. Mittels Vplex, einem Produkt von EMC, können Vblocks auch über die physikalischen Grenzen eines Rechenzentrums hinweg verschoben werden.
Vblock-Versionen
Es gibt drei Versionen von Vblocks:
Vblock 0: Die Einsteiger-Konfiguration gibt es für Rackmount- und für Blade-Server. Vblock 0 nutzt Ciscos Unified Computing System, das Cisco Nexus 1000c, Unified Storage von EMC mit den Security-Tools von RSA und die vSphere-Plattform von Vmware. Die Performance reicht für 300 bis 800 virtuelle Maschinen. Vblock-0-Systeme können als "Hauptrechenzentrum" in kleineren Unternehmen und Außenstellen eingesetzt werden, zudem für File- und Print-Server-Dienste und als Network-Attached-Storage-System.
Vblock 1: Diese Konfiguration ist ausgelegt für 800 bis 3.000 virtuelle Maschinen. Der Vblock 1 basiert ebenfalls auf Ciscos Unified Computing System, dem Cisco Nexus 1000v, Ciscos MDS-Switches, EMC-Clariion-Storage-Geräten mit den Security-Tools von RSA und der vSphere-Plattform von Vmware. Einsatzgebiete sind Shared Services wie Collaboration, Drucken, File-Services und das Bereitstellen von virtualisierten Desktops. Die Speicherarchitektur basiert auf einem SAN (Storage Area Network).
Vblock 2: Zwischen 3.000 und 6.000 virtuelle Maschinen werden vom Vblock 2 unterstützt. Das System kann aber erweitert werden. Auch es basiert auf Ciscos Unified Computing System, Nexus 1000v und MDS-Switches, dem V-Max-Storage von EMC mit den Security-Tools von RSA sowie der vSphere-Plattform von Vmware. Vblock 2 ist für ERP, CRM und Desktop-Virtualisierung in großem Maßstab ausgelegt. Typische Nutzer sind Service Provider und Großunternehmen.
Eine gute Übersicht über die Leistungsmerkmale und Unterschiede der einzelnen Vblocks gibt dieses Tech Paper von VCE.
Vor und Nachteile
Zu den Vorteilen eines solchen Komplettpakets zählen die Homogenität (alle Komponenten arbeiten zusammen; das wird in Tests ermittelt), die Erweiterbarkeit dank des modularen Aufbaus und das einfachere Kabelmanagement. Statt mehrerer Kabel zur Verbindung im Rack montierter Server mit anderen Servern und dem Speichersystem sind jetzt nur noch zwei Kabel für Netzwerk- und Stromanschluss erforderlich. Hinzu kommt, dass sich die Kosten relativ klar abschätzen lassen. Unternehmen, die in großen Stil ihre Server-Landschaft konsolidieren möchten, können sich beispielsweise von einem Systemanbieter ein Komplettangebot einholen, inklusive Beratung vor der Wahl beziehungsweise Zusammenstellung eines Vblock. Zudem lässt sich das Management der Infrastruktur auslagern.
Der Nachteil ist vor allem der hohe Preis. Je nach Konfiguration sind für einen Vblock mindestens mehrere 100.000 Euro zu veranschlagen. Das heißt, das Konzept kommt für kleine Unternehmen eher nicht in Betracht. Für einen gehobenen Mittelständler dagegen sehr wohl. Zudem hat nicht jeder Anwender die Möglichkeit, das alte IT-Equipment durch ein neues "Westentaschen-Datacenter" wie einen Vblock zu ersetzen.
Externe Managementlösung
Durchforstet man jedoch Blogs von IT-Administratoren nach deren Erfahrungen mit Vblocks, überwiegt die positive Resonanz. Vor allem die Schnelligkeit, mit der sich ein Virtualisierungsprojekt "durchziehen" lässt, wird gelobt, ebenso das gute Zusammenspiel der unterschiedlichen Komponenten Server, Storage, Netzwerk und Virtualisierungssoftware.
Für das Management eines Vblock bringen die drei Hersteller der Komponenten ihre eigenen Werkzeuge mit, also VMware vCenter Server, Cisco UCS Manager oder die EMC Symmetrix Management Console. Darüber hat VCE den Unified Infrastructure Manager gelegt. Die Software ist für die Verwaltung der Systemkonfiguration zuständig. Nicht möglich sind Performance Monitoring und Software-Lifecycle-Management. Das muss mithilfe der Tools der Hersteller bewältigt werden.
Diese Lücke schließen jedoch Anbieter wie Nimsoft wie ihrer Nimsoft Monitoring Solution (NMS). Damit kann der Administrator alle genannten Parameter mithilfe einer Lösung abfragen. Zudem lassen sich Templates für bestimmte Vblock-Konfigurationseinstellungen anlegen. Mit NMS, so zumindest das Datenblatt, können Management-Aufgaben im Zusammenhang mit Vblocks weitgehend automatisiert werden.
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Bernd Reder ist seit über 20 Jahren als Journalist zu den Themen IT, Netzwerke und Telekommunikation tätig. Zu seinen beruflichen Stationen zählen unter anderem die Fachtitel "Elektronik" und "Gateway".Bei der Zeitschrift "Network World" war Reder als stellvertretender Chefredakteur tätig. Von 2006 bis 2010 baute er die Online-Ausgabe "Network Computing" auf.Derzeit ist Bernd Reder als freier Autor für diverse Print- und Online-Medien sowie für Firmen und PR-Agenturen aktiv.
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1 Kommentar
"Systemverwalter 6 bis 10 Virtual Cores pro physikalischem CPU-Kern eines Server-Systems. Das macht bei einem Quad-Core-Prozessor an die 40 Virtual Cores."
Schönmalerei. Wer das versucht und nicht korrekt auf die phy. CPU's aufteilt, darf erfahren wie schön zäh das ist, wenn nur 2 Benutzer versuchen, minimalste Leistung von ihren 2-x-Kern-VM's zu nutzen.