Tags: Hyper-V, Synchronisierung, Disaster Recovery
Seit Windows Server 2012 kann Hyper-V Replica die Verfügbarkeit virtueller Maschinen erhöhen, indem es diese fortwährend auf andere Hosts repliziert. Es überträgt VMs auch über WAN-Strecken zwischen Standorten und gewährleistet so eine getrennte Lagerung der Daten.
Das in Hyper-V integrierte Feature, welches auch der kostenlose Hypervisor beherrscht, bietet eine einfache und effektive Methode, um VMs für ein Disaster Recovery vorzubereiten. Zusammen mit Azure Site Recovery (ASR), dem Cloud Dienst von Microsoft, lässt sich unter anderem auch die Orchestrierung zwischen Replica-Standorten erzielen.
Hinzu kommt, dass die Replikation von virtuellen Maschinen in der Lage ist, für relativ kleines Geld die Ausfallsicherheit ohne SAN, Shared Storage und Failover-Cluster zu erhöhen, auch wenn sie als DR-Lösung natürlich keine Cluster ersetzen kann, da hier beispielsweise kein automatischer Failover stattfindet.
Replikatserver vorbereiten
Um die Replikation einzuleiten, wird der Ziel-Host für den Empfang von Kopien der virtuellen Maschinen konfiguriert. Bei dieser Gelegenheit werden die Authentifizierung, der Port und auch die Autorisierung festgelegt.
Standardmäßig findet die Übertragung über das Kerberos-Protokoll unverschlüsselt statt, was in Active-Directory-Strukturen ausreichend ist. Wer eine verschlüsselte Replikation bevorzugt, wählt hier HTTPS mit z.B. Port 443, muss aber einen höheren Konfigurationsaufwand in Kauf nehmen, da entsprechende Zertifikate benötigt werden.
Bei aktivierter Windows Firewall muss darüber hinaus die eingehende TCP-Ausnahme "Hyper-V Replikat - HTTP-Listener" überprüft werden. Auch können Sie sich zudem entscheiden, ob Sie jedem Server als Quelle für Ihre Replikate vertrauen oder nur eine Beziehung mit bestimmten Servern eingehen (TAG festlegen).
In PowerShell kann man die vorgenommenen Einstellungen für die Replizierung und die Authentifizierung mit Hilfe des Cmdlets Get-VMReplicationServer anzeigen.
Replikation starten
Die Aktivierung der VM-Replikation findet über das Kontextmenü der entsprechenden virtuellen Maschine statt. Wählen Sie hier den zuvor konfigurierten Replikat-Server aus und überprüfen Sie im nächsten Schritt die Verbindungsparameter. Lassen Sie die Daten über das Netzwerk komprimieren, aber bedenken Sie, dass die Kompression einige Rechenleistung beansprucht.
Eine VM muss nicht vollständig repliziert werden, vielmehr können Sie beim nächsten Punkt entscheiden, welche VHD(X)-Laufwerke berücksichtigt werden sollen. Im Anschluss wird die seit Windows Server 2012 R2 vorhandene Replikationshäufigkeit konfiguriert. Sie lässt es zu, dass die Replikate mit einem entsprechenden Zeitversatz den Replikat-Server erreichen. Intervalle von 30 Sekunden, 5 Minuten und 15 Minuten sind konfigurierbar.
Beim Disaster Recovery entscheidet dieser Zeitversatz über die Aktualität des Replikates. Aber je höher die Übertragungsfrequenz der Deltas ist, umso mehr nimmt der Netzwerk-Traffic zu. Das sollten Sie bei der Replikation mehrerer virtueller Maschinen bedenken und abwägen, ob hier etwa 15 Minuten ein sinnvoller Wert wären.
Als nächste Einstellung werden die nötigen Wiederherstellungspunkte abgefragt. Sie erlauben im Fall eines Disasters die Rückkehr zu einem früheren konsistenten Zustand. Neu in 2012 R2 ist die Abdeckung von bis zu 24 Stunden. Standardmäßig reicht hier jedoch der neueste Wiederherstellungspunkt.
Erstreplikation kopiert VM
Jetzt muss die erste komplette Kopie der virtuellen Festplatten zum Replikat-Server übertragen werden, diese kann über das Netzwerk sofort gesendet werden. Um das Produktivnetzwerk oder die WAN-Verbindung nicht so stark zu belasten, können Sie dafür auch einen Zeitpunkt außerhalb des Tagesgeschäftes wählen.
Eine Übertragung zum entfernten Standort ist außerdem mit externen Medien möglich und im Fall großer VMs eine notwendige Maßnahme. Wurde die Kopie einer VM vollständig übertragen, dann sendet Hyper-V anschließend mithilfe der Replica Log (HRL) nur noch geänderte Blöcke an den Ziel-Host.
Der Status der Replikation kann über die GUI des Hyper-V Managers eingesehen werden. Sollten diese Spalte fehlen, dann fügen Sie sie ein, indem Sie mit der rechten Maustaste auf die Spaltenüberschrift klicken und anschließend den Befehl Spalten hinzufügen/entfernen ausführen. Eine detaillierte Statusübersicht kann man zudem über das Kontextmenü der VM => Replikationseintrag bekommen.
Alternativ ist auch PowerShell in der Lage, den Health-Status einer Replikation anzuzeigen. Dazu muss man sie als Administrator ausführen und das Cmdlet Measure-VMReplication aufrufen. Interessant bei Ausgabe des Ergebnisses ist unter anderem die durchschnittliche Latenz.
VMs anpassen
Nach Aktivierung der Replikation werden die Verwaltungseinstellungen der VM um die Punkte Replikation, Wiederherstellungspunkte, Replikations-VHDs und Neusynchronisation erweitert. Hier können im Nachgang vorhandene Konfigurationen modifiziert werden. Zum Beispiel lässt sich der Authentifizierungstyp von Kerberos auf zertifikatbasiert umschalten oder die Replikationshäufigkeit von 5 Minuten auf 15 verlängern.
Interessant ist der Punkt Neusynchronisation. Diese wird nötig, wenn die Replikation in einen kritischen Status kommt und HRL Dateien zurückgesetzt werden müssen. Da dieser Vorgang die CPUs und das Netzwerk belasten, können diese hier auch sinnvollerweise außerhalb der Tagesspitzen automatisiert stattfinden.
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Marcel Küppers arbeitet seit über 25 Jahren in der IT, aktuell als Team Leader, zuvor als Consultant und Infrastructure Architect unter anderem für den japanischen Konzern JTEKT/TOYODA mit Verantwortung über die Europastandorte Krefeld und Paris.
Darüber hinaus wirkte er als Berater im EU-Projekt-Team für alle Lokationen des Konzerns mit und ist spezialisiert auf hochverfügbare virtualisierte Microsoft-Umgebungen plus Hybrid Cloud Solutions.
Zertifizierungen: MS Specialist und MCTS für Hyper-V/SCVMM, MCSE, MCITP, MCSA. Zusätzlich zertifiziert für PRINCE2 Projektmanagementmethode.
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4 Kommentare
Hi,
ich hab da mal ein Problem:
Ich habe zwei Server 2016 laufen mit Hyper-V. Es sind zwei VMs eingerichtet - ebenfalls 2016.
Von Server 1 auf Server 2 werden die Server repliziert. Die erste Replizierung funktioniert noch, aber irgendwann bricht es ab, mit der Meldung, dass nicht ausreichend Speicher zur Verfügung steht.
Es sind aber noch 360GB frei.
Die VMs begelegen nach der Erstreplikation 630GB.
Replikationsintervall ist 15 Minuten und nur ein Snapshot.
Idee woran das liegen könnte?
LG
Matze
Ad hoc, prüfe:
- Anzahl/Umfang der Recovery Points.
- Anzahl/Umfang der noch zu replizierenden Deltas.
- Event log zu Hyper-V-VMMS + Hyper-V-Worker (Source + Destination).
- Zulässige Replica-Quell-Server und entsprechende Dest-Folder.
- Ausschluss von Hardwarefehlern der Disk (HDD).
- Stabilität der Replica-Network-Connection (LAN/WAN).
- Malware engine, evtl. Ausschlüsse konfigurieren.
- Auch Azure kann ein Ziel sein, falls Speicher knapp wird.
Gruss,
Marcel
Hi Marcel,
Danke, aber jetzt verstehe ich was nicht.
Ich hab in den Logs nachgesehen und es hat gar nichts mit der Zielpartition zu tun.
Ich habe auf dem Hauptserver zwei IScsi Ziele eingebunden. Dort liegen zwei VHDX Dateien, von denen je eine dann in den VMs eingebunden sind - es sind wie gesagt nur zwei VMs.
Dort lasse ich die Windowsserversicherung drauf laufen.
Diese sind natürlich in der Replikation ausgeschlossen und dennoch scheint bei jedem Synchvorgang die Speicherkapazität zu sinken - bis sie bei unter 3072MB liegt und dann abgebrochen wird.
Es wird beim Neustart irgendwas auf diesem IScsi Ziel gespeichert - nur warum?
Bei der Replikation habe ich nur einen Wiederherstellungspunkt behalten aktiviert. Sollten eigentlich mehr sein - werde ich dann auch ändern, wenn der Fehler behoben ist.
Viele Grüße
Matze
Hallo,
nach der Replikation und dem Failover wurde der Quellserver ausgemustert. Nun steht beim betriebenen aktuellen Server "kritisch", aber alles funktioniert.
Wie kann ich diese Fehlermeldung entfernen?
Vielen Dank in Voraus