Tags: Cloud, AWS, Azure
Die "Großen Zwei" dominierten den weltweiten Public-Cloud-Markt bei Infrastructure as a Service (IaaS): Amazon Web Services (AWS) vor Microsofts Azure. Mit gehörigem Abstand folgt die Google Cloud Platform. So stellte sich die Situation laut dem "Magic Quadrant for Cloud Infrastructure as a Service" des Marktforschers Gartner dar.
AWS ist Gartner zufolge nach wie vor derjenige Anbieter von Public-Cloud-Diensten mit dem breitesten Angebot, auch im Bereich Platform as a Service (PaaS). Das spiegelt sich auch in mehr als 2.000 Consultants und der großen Palette von Independent Software Vendors (ISVs) wider, mit denen AWS zusammenarbeitet. Hinzu kommen Vorteile wie der hohe Sicherheitsstandard der Dienste und Datacenter, zudem die Fähigkeit, auch unternehmenskritische "traditionelle" Workloads in einer Cloud-Umgebung bereitzustellen.
Allerdings müssen sich Kunden von AWS mit komplexen Angebots- und Preisstrukturen auseinandersetzen. Außerdem ist laut Gartner trotz des guten technischen Supports eine profunde Inhouse-Expertise seitens der Nutzer erforderlich, um AWS-Cloud-Dienste an die eigene IT-Umgebung anzubinden. Zudem sollten sich User von der Vorstellung verabschieden, AWS sei primär ein preisgünstiger Anbieter. Von dieser Linie rücke das Unternehmen ab.
Microsoft: Noch Luft nach oben
Mit einem Umsatz von 3 Milliarden Dollar (Ende 2016) im Cloud-Bereich ist Microsoft deutlich hinter AWS (14 Milliarden Dollar Umsatz mit Cloud-Diensten) angesiedelt. Allerdings hat sich Microsoft Azure bei Unternehmen mit Windows- und Office-Umgebungen gut etabliert. Dazu hat laut Gartner beigetragen, dass Anwender Azure als Zweit-Cloud-Plattform neben AWS einsetzen, Stichwort "Multi-Cloud". Hinzu kommt, dass mit Azure Stack in Kürze eine Private-Cloud-Lösung bereitsteht, die sich bei Bedarf mit Microsofts Public-Cloud-Angeboten koppeln lässt.
Dagegen haben Rückmeldungen von Kunden ergeben, so Gartner, dass der technische Support, inklusive Dokumentation, und die ISV-"Ökosphäre" besser sein könnten. Gleiches gilt für das Schulungsangebot. Zudem weist laut Gartner das Spektrum von Microsofts Partner bei Managed Cloud-Diensten und im Bereich Professional Services Inkonsistenzen auf. Ein weiterer Schwachpunkt sei die unzureichende Unterstützung von Kunden, die auf einen DevOps-Ansatz setzen.
Google in Lauerposition
Nutzer von Big-Data- und Batch-orientierten Anwendungen sowie nativen Cloud-Applikationen sind die primäre Zielgruppe von Googles Cloud-Plattform im Bereich IaaS. Allerdings spricht das Unternehmen mittlerweile verstärkt Anwender an, die traditionelle Workloads und IT-Prozesse in die Cloud portieren möchten.
Hinzu kommt ein starker Fokus auf Open-Source-Lösungen wie Kubernetes. Diesen Ansatz vermarktet Google als "Offenheit". Mithilfe von Rabatten ist der Provider zudem dabei, seine Kundenbasis zu erweitern. Vor allem Unternehmen, die weniger auf Microsoft-Produkte setzen sowie solche, die eine DevOps-Strategie verfolgen, sind Gartner zufolge mit Googles Cloud Platform gut bedient.
Kritisch sehen die Marktexperten dagegen das begrenzte Angebot an IaaS-Diensten und das noch relativ kleine Ökosystem von Partnern und Software-Anbietern. Auch die Zahl der Rechenzentren in Schlüsselmärkten wie Europa sei noch zu gering. Allerdings wird Google bis Ende 2017 in mindestens acht weiteren Ländern Cloud-Datacenter einrichten. Hinzu kommt eine aggressive Expansionspolitik, die Google mit höheren Investitionen als seine Mitbewerber vorantreibt.
Alibaba gewinnt an Boden
Interessant ist, dass sich der chinesische Anbieter Alibaba auf dem Vormarsch befindet. In China ist Alibaba unumstrittener Marktführer im Cloud-Bereich, auch wegen eines starken Angebots von Private-Cloud-Stacks. Nun arbeitet sich Alibaba gewissermaßen in Richtung Europa und Nordamerika vor, etwa in Form von Rechenzentren vor Ort.
Zu den potenziellen Risiken zählt Gartner, dass sich das Angebot von Alibaba kaum von dem der Mitbewerber abhebt und sich der Provider – noch – nicht optimal auf spezielle Anforderungen von Nutzern außerhalb Chinas einstellt. Hinzu kommen Bedenken von potenziellen Kunden in Bezug auf Sicherheit und Compliance, weil Alibaba seinen Hauptsitz in China hat.
Deutsche Anbieter noch nicht aufgeführt
Cloud-Anbieter aus Deutschland sind im Magic Quadrant nicht aufgeführt. Einer der wenigen globalen Anbieter, die Deutsche Telekom mit der Open Telekom Cloud, ist mit ihren IaaS-Services erst 2016 an den Start gegangen. Daher zählt sie noch nicht zur Riege der "Großen" im Cloud- beziehungsweise IaaS-Bereich.
Derzeit dominieren US-Unternehmen den europäischen und deutschen Markt. Hinzu kommen deutsche Service Provider, die vor allem mittelständische Unternehmen ansprechen. Dazu zählen beispielsweise Cancom Pironet, Bechtle und T-Systems, aber auch QSC aus Köln und der Berliner Anbieter Profitbricks. Neben T-Systems listet Gartner nur noch 1&1 als IaaS-Anbieter aus deutschen Land auf, der zumindest eine Erwähnung wert ist. Zum Sprung in den Magic Quadrant hat es allerdings nicht gereicht.
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Bei der Zeitschrift "Network World" war Reder als stellvertretender Chefredakteur tätig. Von 2006 bis 2010 baute er die Online-Ausgabe "Network Computing" auf.
Derzeit ist Bernd Reder als freier Autor für diverse Print- und Online-Medien sowie für Firmen und PR-Agenturen aktiv.
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