Tags: Exchange, Windows Server 2019, Hardware, Migration
Auf der Ignite gab Microsoft weitere Details zu Exchange 2019 bekannt. Für Diskussionen sorgten die offiziell deutlich erhöhten Hardware-Anforderungen sowie Änderungen, welche die On-Prem-Version primär für große Firmen positioniert. Den gemischten Betrieb mit Office 365 erleichtern OCT v2 und ein neuer Hybrid-Agent.
Anlässlich der ersten Preview, die im Juli erschienen ist, bestätigte Microsoft die meisten Neuerungen für Exchange 2019, die zum Teil schon zuvor kolportiert wurden. Dazu zählen die Unterstützung für Server Core, der Einsatz von SSDs für die so genannte Metacache Database oder die Integration eines Per-Mailbox-Suchindexes in die Datenbank. Außerdem fehlen künftig die Services für Unified Messaging (eine gute Übersicht findet sich auf Reddit).
128GB RAM für Mailbox-Server
Die seit Kurzem verfügbare Dokumentation zu Exchange 2019 nennt nun die offiziellen Systemvoraussetzungen. Zu einigen Debatten führten, speziell auf Twitter, die Anforderungen an die Hardware. So empfiehlt der Hersteller als Minimum für die Mailbox-Rolle 128GB, für Edge Transport 64GB. Exchange 2019 unterstützt eine RAM-Ausstattung bis zu 256GB (bei 2016 waren es bis zu 192GB).
Mehrere Anwender bestätigen zwar, dass sich die Preview auf Systemen mit deutlich weniger Arbeitsspeicher installieren lässt, und auch Greg Taylor vom Exchange-Marketing bestätigt das in diesem Video. Die beste Performance lässt sich demnach aber mit dem empfohlenen RAM erreichen. Ausschlaggebend dafür ist der Garbage Collector in .NET, der unter diesen Bedingungen optimal arbeitet.
Wie sich schlechter ausgestattete Server mit Exchange 2019 im produktiven Einsatz verhalten und wie die Performance auf solchen Systemen im Vergleich zum Vorgänger ausfällt, lässt sich aber derzeit kaum beurteilen.
SSDs und Bare-Metal-Installation
Wenn man das neue Caching-Feature nutzt, dann benötigt man dafür SSD-Laufwerke. Ihre Anzahl sollte im Verhältnis 1:3 zu HDDs liegen und sie sollten rund 5 bis 6 Prozent der Speicherkapazität bieten, die über Festplatten verfügbar ist.
Die MetaCache Database (MCDB) ist allerdings ein optionales Features, so dass man es auf weniger ausgelasteten Systemen nicht verwenden muss und SSDs daher nicht zwingend sind.
Setzt man es jedoch ein, dann wird man Exchange 2019 wahrscheinlich nicht in einer virtuellen Maschine, sondern direkt auf der Hardware installieren. Die Zuordnung dedizierter SSDs und somit das Setup des Tiered Storage verlangt nämlich in einer virtualisierten Umgebung einigen Aufwand.
Nur auf Windows Server 2019
Einen weiteren Kostenfaktor beim Upgrade auf Exchange 2019 stellen die Software-Voraussetzungen dar. Im Unterschied zur früheren Ankündigungen lässt sich der neue Messaging-Server nicht mehr auf Windows Server 2016 installieren, so dass ein Upgrade auf den teureren Server 2019 notwendig ist. Als Funktionsebene für den AD-Forest benötigt Exchange 2019 mindestens Server 2012 R2.
Client-seitig bleibt es bei der alten Regel n-2, so dass Outlook bis zu vorletzten Version unterstützt wird, also ab 2013. Ähnlich verhält es sich bei der Koexistenz mit früheren Versionen von Exchange, wo ebenfalls mindestens die Version 2013 vorausgesetzt wird. Das Gleiche gilt für das direkte Upgrade, das erst ab dem Release 2013 möglich ist. Exchange 2010 verlangt also einen Zwischenschritt auf 2013 oder 2016.
Positionierung als Mail-Server für das Enterprise
Auch wenn die Aufregung über die hohen Systemanforderungen von Exchange 2019 etwas verfrüht (die Preview enthält etwa die MCDB noch gar nicht) und übertrieben erscheinen mag, so ist doch klar, dass Microsoft die neue Version in Richtung größerer Unternehmen ausrichtet.
Ihnen kommen die Neuerungen wie höhere RAM-Obergrenze, SSD-Caching und somit bessere Skalierbarkeit (angeblich 20 Prozent höhere Mailbox-Dichte pro Server) primär entgegen. Durch den Entfall des UM-Features wandelt sich Exchange immer mehr in einen reinen Hochleistungs-Mail-Server für den Enterprise-Einsatz (auch wenn etwa öffentliche Ordner noch an Bord sind).
Tools für den Hybrid-Betrieb von Exchange
Für kleine und mittlere Firmen lautet Microsofts Botschaft ohnehin schon seit längerer Zeit, auf Office 365 zu wechseln. Wer dies nicht in einem Schritt machen will, der erhält nun zusätzliche Tools für den hybriden Betrieb von On-Prem-Exchange und O365. Sie sind jedoch nicht auf Exchange 2019 beschränkt, sondern unterstützen auch schon die früheren Versionen.
Dabei handelt es sich zum einen um ein Update des Tools Organization Configuration Transfer (OCT). Seine Aufgabe besteht darin, die Konfiguration des lokalen Exchange auf die Online-Version zu übertragen. Dadurch muss der Administrator nicht Exchange Online von Grund auf neu einrichten.
OCT v2, das im Lauf des Oktober erscheinen soll, ist in der Lage, zusätzliche Einstellungen zu übertragen. Dazu zählen etwa Device Access Rules für ActiveSync, Adresslisten oder Regeln für Malware-Filter.
Gänzlich neu ist der Hybrid Agent, der sich künftig aus dem Hybrid Configuration Wizard aufrufen lässt. Eine hybride Konfiguration erfordert, dass man den Zugang zur On-Prem-Installation für Exchange Online öffnet. Dazu zählen etwa externe DNS-Einträge, Zertifikate von öffentlich anerkannten CAs oder auch die Konfiguration der Firewall.
Der Agent, der auf der Technik des Azure Application Proxy beruht, soll Anwender nun bei diesen Aufgaben entlasten. Vorerst ist er auf einige Szenarien wie den Umzug von Postfächern und den Abgleich von Kalendern beschränkt, weitere sollen aber folgen.
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