Microsoft deaktiviert TLS 1.0 und 1.1 in Windows: Einstellungen und Eventlogs prüfen


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    TLS 1.0 / 1.1Nachdem Microsoft die veralteten und unsicheren Versionen von Transport Layer Security (TLS) schon in anderen Produkten deaktiviert hat, kommt nun das Betriebs­system an die Reihe. Ab der nächsten Windows 11 Preview blockieren alle künftigen Releases TLS 1.0 und TLS 1.1. Wenn not­wendig, kann man diese Versionen vorerst noch reaktivieren.

    Exchange Online unterstützt TLS 1.0 und 1.1 schon seit längerer Zeit nicht mehr und seit Anfang dieses Jahres ist mit POP und IMAP auch bei den letzten Protokollen Schluss. Das Gleiche gilt für die anderen Produkte von Microsoft 365. Im Oktober 2021 wurde WSUS auf TLS 1.2 umgestellt, so dass ältere Versionen keine Updates mehr beziehen können.

    Probleme für ältere Programme mit fester TLS-Version

    Das Standard­verhalten von Windows besteht darin, dass beide Seiten einer Verbindung die höchst­mögliche Version von TLS aushandeln. Die meisten Anwendungen unterstützen mittlerweile TLS 1.2 oder höher und nutzen Schannel über HTTP und .NET-APIs.

    Einige ältere Programme rufen das Security Support Provider Interface (SSPI) jedoch direkt auf und legen dabei auch gleich die TLS-Version fest. Dabei handelt es dann oft um 1.0 oder 1.1. Sobald Microsoft diese veralteten Protokolle in Windows deaktiviert, scheitert eine solche Software.

    Zu den bekannten Kandidaten gehören nicht nur ältere Ausführungen des Safari-Browsers oder von wie LANGuard, sondern auch SQL Server 2014 und 2016.

    Ist TLS 1.0 / 1.1 abgeschaltet, dann generieren diese Programme einen Log-Eintrag mit der EventID 36871. Diesen kann man mit PowerShell so abfragen:

    Get-EventLog -Source schannel -LogName system -InstanceId 36871

    Das Event 36871 weist auf einen Protokollfehler hin, wenn ältere TLS-Versionen deaktiviert sind.

    TLS 1.0 und 1.1 vorübergehend reaktivieren

    Sobald Windows die alten Protokoll­versionen blockiert und einzelne Anwendungen das Event 36871 generieren, wird man TLS 1.0 oder 1.1 erneut aktivieren wollen, bis ein Update der Legacy-Software verfügbar und installiert ist.

    Microsoft sieht für diesen Zweck den Eintrag Enabled mit dem Wert 1 in die Registry vor, und zwar unter

    HKLM:\SYSTEM\CurrentControlSet\Control\SecurityProviders\SCHANNEL\Protocols\TLS 1.0\Client

    Für andere TLS-Versionen und die Server-Seite passt man den Pfad entsprechend an, also zum Beispiel

    HKLM:\SYSTEM\CurrentControlSet\Control\SecurityProviders\SCHANNEL\Protocols\TLS 1.1\Server

    Eintrag mit PowerShell hinzufügen

    Um den Eintrag etwa für TLS 1.0 hinzufügen, könnte man in PowerShell so vorgehen:

    Um sich anschließend einen Überblick über die aktuelle Konfiguration zu verschaffen, kann man diesen PowerShell-Befehl nutzen:

    Aktuelle TLS-Konfiguration aus der Registry auslesen

    Microsoft rät davon ab, dies als Dauerlösung anzusehen, weil über kurz oder lang der Support für das alte Protokoll aus dem OS entfernt wird. Welche TLS-Versionen auf welchen Releases von Windows aktiviert und vorhanden sind, kann man dieser Tabelle entnehmen.

    TLS-Version für PowerShell festlegen

    PowerShell richtet sich nach der TLS-Konfiguration für .NET. Auf älteren Versionen von Windows, etwa auf Server 2016, lautet die Vorgabe immer noch auf "SSL3, TLS", wie man mit

    [Net.ServicePointManager]::SecurityProtocol

    feststellen kann.

    Diese Einstellung führt etwa beim Aufruf von Invoke-WebRequest zum berüchtigten Fehler "Es konnte kein geschützter SSL/TLS-Kanal erstellt werden", wenn die Gegenstelle TLS 1.0 nicht mehr akzeptiert.

    In Windows Server 2016 scheitern HTTP-Requests mit PowerShell an der standardmäßigen TLS-Konfiguration.

    Behelfen kann man sich in dieser Situation durch Zuweisen neuerer Protokollversionen:

    [Net.ServicePointManager]::SecurityProtocol = [Net.SecurityProtocolType]'Tls11,Tls12'

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    Bild von Wolfgang Sommergut
    Wolfgang Sommergut hat lang­jährige Erfahrung als Fach­autor, Berater und Kon­ferenz­sprecher zu ver­schie­denen Themen der IT. Da­ne­ben war er als System­ad­mi­ni­stra­tor und Con­sultant tätig.
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