Microsoft stellt Windows Server im Semi-annual Channel (SAC) ein, Schwenk zu Azure Stack HCI


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    Azure Stack HCI SetupNeben dem her­kömm­lichen Windows Server mit 10 Jahren Support gab es seit der Version 1709 auch halb­jährliche Updates des OS. Nun kündigte Microsoft das Aus für Windows Server im SAC an, Azure Stack HCI über­nimmt seine Funktion. Damit stellt sich erneut die Frage nach der künf­tigen Rolle von Windows Server.

    Windows Server startete im semi-annual Channel mit dem Anspruch, jedes halbe Jahr ein Feature-Upgrade für das vollständige Server-OS zu liefern. Eine Einschränkung bestand jedoch von Anfang an darin, dass sich diese Variante nur als Core installieren ließ.

    Erst reduzierte Nutzung, nun das Aus

    Mit der Version 1803 positionierte Microsoft die SAC-Ausführung nur noch als Container-Host und riet von ihrer Anwendung für Infrastruktur­dienste ab, auch wenn die meisten dafür nötigen Rollen weiterhin an Bord blieben.

    Ein aktuelles Support-Dokument kündigt nun das Aus für Windows Server im SAC an. Die zuletzt veröffentlichten Releases erhalten noch den verbliebenen Support, der insgesamt jeweils 18 Monate betrug. Für den zuletzt erschienenen Windows Server 20H2 ist somit im Oktober 2022 Schluss.

    Azure Stack HCI für Container

    Als Begründung führt Microsoft an, dass die Aufgabe als Container-Host nun Azure Stack HCI übernehmen werde. Das kommt nicht ganz überraschend, weil der Hersteller bereits im Herbst letzten Jahres die Portierung des Azure Kubernetes Service auf dieses OS ankündigte.

    Dieser Wechsel hat indes einige Implikationen. Zum einen setzt die ernsthafte Nutzung von Containern damit den Aufbau einer hyper­konvergenten Infrastruktur voraus. Zum anderen verschiebt Microsoft mit dieser Änderung erneut Funktionen von Windows Server zu Azure Stack HCI.

    Abwertung von Windows Server

    Das Container-Feature ist in Windows Server LTSC zwar weiterhin vorhanden, aber die Orchestrierung der Container mittels Kubernetes ist dort nur nach dem manuellen Einrichten einer entsprechenden Infrastruktur möglich. Dagegen unterstützt das Windows Admin Center seit der Version 2103.2 das Deployment von Kubernetes-Cluster auf Azure Stack HCI.

    Eine ähnliche Benachteiligung von Windows Server gibt es schon seit geraumer Zeit auch bei der Installation einer hyper­konvergenten Infrastruktur. Während man diese auf Azure Stack HCI mittels Cluster Wizard über einen GUI-geführten Workflow einrichten kann, bleibt unter Windows Server nur die manuelle Konfiguration.

    Windows Admin Center 2007 unterstützt das Einrichten eines Clusters für Azure Stack HCI.

    Mit den kostenlosen Extended Security Updates für Windows Server 2012 (R2) und SQL Server erhielt Azure Stack HCI kürzlich ein weiteres Privileg, wogegen dieser Service teuer bezahlt werden muss, wenn das alte Server-OS auf einem konven­tionellen Hyper-V-Server weiter betrieben werden soll.

    Wechsel des Lizenzmodells

    Microsoft forciert damit nicht nur den Wechsel auf ein anderes OS (auch wenn dieses auf Windows Server basiert), sondern vor allem auf ein anderes Lizenzmodell. Dieses erfordert ein Abonnement für das Host-OS (CPU-Kern pro Monat) und umfasst keine Virtualisierungs­rechte zum Betrieb von Windows Server in den VMs.

    Zudem verfolgt Microsoft mit Azure Stack HCI wie andere HCI-Anbieter ein Appliance-Modell, bei dem Anwender ein Komplettpaket aus Hard- und Software erwerben. Flankiert wird dieser Ansatz durch ein deutlich strengeres Zertifizierungs­programm.

    Die Treiberausstattung von Azure Stack HCI beschränkt sich auf eine relativ kleine Zahl unterstützter Komponenten.

    Windows Server als Nischenprodukt?

    Windows Server im Long Term Service Channel (LTSC) läuft hingegen wie gehabt auf x86-Standard-Hardware mit zertifizierten Komponenten, die Einrichtung erfolgt oft durch die Anwender selbst. Dieses Modell bleibt zwar längerfristig erhalten, weil Microsoft für Windows Server LTSC neue Versionen in Intervallen von zwei bis drei Jahren bringen will.

    Allerdings zeigen auch die Ankündigungen für Windows Server 2022, dass dieses Release nicht alle Neuerungen erhalten wird, die Azure Stack HCI bekommt, speziell im Bereich von Software-defined Networking und Storage.

    Man könnte diese Entwicklung so interpretieren, dass der klassische Windows Server zunehmend für bestimmte Nischen (in KMUs) gedacht ist, während Azure Stack HCI aufgrund seines schnelleren tech­nischen Fortschritts die Zukunft (in den Rechenzentren) gehört.

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    Wolfgang Sommergut hat lang­jährige Erfahrung als Fach­autor, Berater und Kon­ferenz­sprecher zu ver­schie­denen Themen der IT. Da­ne­ben war er als System­ad­mi­ni­stra­tor und Con­sultant tätig.
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    2 Kommentare

    Hallo Wolfgang ist stimme dir da gänzlich zu.
    Schon in der Preview von Server 2022 LTSC wurden plötzlich keine SAC Releases mehr herausgegeben. Eine Antwort blieb man uns Insidern schuldig.

    https://techcommunity.microsoft.com/t5/windows-server-insiders/windows-s...

    Technisch ist es für mich klar. Wenn ich SAC weiter hätte, könnte man zumindest die Vorteile in Hyper-V etc weiter nutzen. Auch wenn es lt. Microsoft nicht dafür gedacht war.

    Windows Server ist kein Nischenprodukt, sondern dann nur noch das Produkt was auf einem HCI laufen soll für (Legacy) Infrastrukturdienste.

    ADDS, File, Print, RDSH, CA etc.

    Wenn schon in 1803 eine Einschränkung erfolgte hatte man offenbar da schon den Plan gefasst SAC sterben zu lassen um eine Konkurrenz zu AzureStackHCI zu vermeiden.

    Bild von Wolfgang Sommergut

    Hallo Karl, guter Punkt zum Thema Nischenprodukt. Ich habe mich da nicht klar genug ausgedrückt. Gemeint war die Funktion von Windows Server als OS im vollständigen Sinne, also auch und besonders auf physischer Hardware. Aber die Reise geht für Windows Server offenbar in Richtung virtualisierte Laufzeitumgebung für alte Anwendungen und Legacy-Dienste.