Tags: Netzwerk, Power Management, WLAN, Switch, VoIP
Für WLAN-Access-Points, IP-Kameras und VoIP-Telefone ist es von Vorteil, wenn sie über das Netzwerkkabel mit Strom versorgt werden können, Stichwort Power over Ethernet (PoE). Nach Angaben des Netzwerkspezialisten Netgear sollten jedoch bei der Planung von PoE-Infrastrukturen mehrere Punkte berücksichtigt werden.
Bei PoE überträgt das Ethernet-Kabel eines PoE-fähigen Switches nicht nur Daten, sondern versorgt auch Peripheriegeräte mit Strom. Den Power-over-Ethernet-Standard (IEEE 802.3 af) gibt es seit 2003. Die aktuelle Version der Spezifikation PoE+ (IEEE 802.3at) kann Endgeräten bis zu 25,5 Watt zur Verfügung stellen. Das reicht aus, um auch relativ "stromhungrige" Systeme wie IP-Kameras mit Energie zu versorgen.
Daten und Strom über das LAN-Kabel
Der Vorteil: Eine nachträgliche Verlegung von Stromkabeln und Steckdosen kann in vielen Fällen entfallen. Das ist beispielsweise in Lagergebäuden oder in Altbauten von Vorteil. Ein LAN-Kabel kann dort auch auf Putz verlegt werden und gleichzeitig zur Stromversorgung von Endgeräten dienen. Ein Aufschlagen von Wänden und das Verlegen einer separaten Stromleitung sind nicht zwingend erforderlich.
PoE setzt zudem spezielle PoE-Switches voraus. Anwender, die Leistungsreserven haben möchten, sollten Systeme wählen, die eine möglichst hohe Watt-Zahl pro Port bereitstellen, beispielsweise 30 W. Hersteller wie Netgear bieten solche PoE-Switches an. Außerdem sind auch bei HPE, D-Link, Cisco, Dell und weiteren Anbietern solche Systeme erhältlich.
Switches für WLAN-APs
Netgear hat beispielsweise im Frühjahr mit ProSafe M4200 eine Systemreihe vorgestellt, die speziell auf die Anbindung von IEEE-802.11ac-Wave-2-Access-Points ausgelegt ist. Sie stellt ein PoE-Leistungsbudget von 240 W bereit. Zwei der acht Ports unterstützen eine Datenrate 5 GBit/s gemäß der Spezifikation 5GBase-T.
Alle Interfaces sind zudem für NBase-T beziehungsweise 2,5GBase-T mit 2,5 GBit/s ausgelegt. Beide Standards der Reihe IEEE 802.3bz sind für Cat-5-, Cat-5e- und Cat-6-Kabel ausgelegt und überbrücken bis zu 100 Meter. Hinzu kommen beim M4200 zwei 10-GBit-Ethernet-Uplinks. Der Preis: ab 1.500 Euro.
Grundsatzfragen klären
Bevor eine PoE-Installation beginnt, sollten allerdings einige grundlegende Dinge geklärt werden:
Welche Netzwerksysteme beziehungsweise "Powered Devices" (PDs) eingebunden werden sollen: Abhängig vom Leistungsbudget des Switches sind das WLAN-Access-Points, VoIP-Telefone, schwenkbare PTZ-Netzwerkkameras und kleinere Hubs und Server. Auch Bluetooth-Geräte, Infrarotscheinwerfer, Waagen am Verkaufspunkt (POS, Point of Sale) oder Netzwerk-Switches, die über eine PoE-Pass-Through-Funktion verfügen, kommen in Betracht.
Welcher Leistungsklasse die Powered Devices (versorgten Systeme) angehören: Die Energieverbraucher (PDs) haben einen unterschiedlichen Leistungsbedarf und müssen an einen PoE-Switch angeschlossen werden, der ausreichend Strom pro Port liefert. IP-Kameras benötigen beispielsweise 7 bis 10 Watt, ein IP-Telefon circa 3 bis 7 Watt und eine schwenkbare PZT-Überwachungskamera 15 bis 25 W.
Bei WLAN-Access-Points hängt es von der unterstützten Funktechnik ab, wie viel Watt ein System benötigt. Ältere APs auf Basis der Standards IEEE 802.11a und g kommen beispielsweise mit 8 Watt aus. Aktuelle Access Points mit IEEE 802.11n/ac für Datenraten bis in den Gigabit-Bereich hinein erfordern bis zu 13 Watt.
Welcher PoE-Standard zum Zuge kommen soll: Bei der Auswahl der Switches spielt der unterstützte PoE-Standard eine zentrale Rolle. Die erste Generation (IEEE 802.3af) erreicht bis 15,4 W; PoE+ (IEEE 802.3at) schafft bereits 30 W. Der nächste Schritt ist Unified Power over Ethernet (UPoE) mit 60 W von Cisco. Allerdings hat der Hersteller diese Norm quasi im Alleingang entwickelt.
Mit IEEE 802.3bt (4PPoE) ist jedoch auch eine offizielle IEEE-Spezifikation in Arbeit. Der Standard wird allerdings voraussichtlich erst 2018 verabschiedet. Die Norm sieht ebenso wie der Ansatz von Cisco die Nutzung von vier Aderpaaren des Cat-5- oder Cat-6-Ethernet-Kabels für die Stromversorgung mit bis zu 90 W vor. Letzte technische Änderungen an IEEE 802.3bt sollen bis Anfang 2017 abgeschlossen sein. Daher ist ab dem kommenden Jahr mit "Pre-Standard"-PoE-Switches auf Basis von IEEE 802.3bt zu rechnen.
Welche Entfernungen überbrückt werden müssen: Mit PoE-Switching können je nach Netzwerkkabel-Typ Strecken von bis zu 100 m überbrückt werden. Bei Einsatz eines PoE-Pass-Through-Switches lassen sich diese Distanzen im Idealfall sogar verdoppeln. Das ergibt dann 100 m vom PoE-fähigen Endgerät bis zum Pass-Through-Switch, und weitere 100 m bis zum eigentlichen PoE-Switch.
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Bei der Zeitschrift "Network World" war Reder als stellvertretender Chefredakteur tätig. Von 2006 bis 2010 baute er die Online-Ausgabe "Network Computing" auf.
Derzeit ist Bernd Reder als freier Autor für diverse Print- und Online-Medien sowie für Firmen und PR-Agenturen aktiv.
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