Tags: Power Management, Rechenzentrum, Server
Eine Studie von zwei amerikanischen IT-Fachleuten hat frühere Untersuchungen untermauert, dass an die 30 Prozent der physischen Server-Systeme in Datacentern gewissermaßen im "Koma" liegen. Jonathan Koomey von der Stanford University und John Taylor von der Beratungsfirma Anthesis Group bezeichnen damit einen Zustand, in dem die Systeme Strom verbrauchen, aber keine produktive Tätigkeit ausüben.
Die Fachleute werteten anonymisierte Daten von TSO Logic aus. Das Unternehmen mit Sitz in Vancouver (Kanada) bietet Software an, mit der sich der Energieverbrauch in Rechenzentren ermitteln und optimieren lässt. Damit spricht TSO Logic explizit nicht nur Betreiber von Mega-Datacentern wie Amazon, Google oder Microsoft an, sondern auch Unternehmen mit kleinen Rechenzentren.
Daten von 4.000 Servern ausgewertet
Die Analyse stützt sich auf Daten von 4.000 Servern, die bei Kunden von TSO Logic im Einsatz sind. Diese Systeme sind sowohl in IT-Umgebungen mit hohem Virtualisierungsgrad aktiv als auch in solchen, in denen noch vorwiegend physikalische Installationen vorhanden sind. Nach Angaben von Koomey und Taylor lassen sich solche "Zombie-Server" nicht mithilfe konventioneller Verfahren aufspüren, etwa der Messung der Auslastung der CPUs und des Arbeitsspeichers.
Zusätzlich sei es erforderlich, den Datenverkehr ermitteln, der über jeden Server läuft, oder das Volumen der Informationen zu erfassen, auf die User zugreifen. Nur auf diese Weise ließen sich unproduktive Server-Systeme identifizieren und "sinnvoll beschäftigen".
Bis zu 10 Millionen "Zombies" weltweit
Mit ihren Ergebnissen stützen die beiden Forscher ältere Untersuchungen der Beratungsunternehmen Uptime Institute und McKinsey and Company. Auch in ihnen ist von etwa 30 Prozent unproduktiver Server-Systeme in Rechenzentren die Rede. Weltweit wären dies mehr als10 Millionen physische Server.
Laut der Anthesis Group verursachen diese 10 Millionen Systeme Kosten von etwa 30 Milliarden US-Dollar. Diese Berechnung geht davon aus, dass ein Server an die 3.000 Dollar kostet, und das ohne Berücksichtigung der Betriebskosten.
Den Stromverbrauch der ungenutzten Rechner taxieren die beiden Fachleute weltweit auf rund 5 Gigawatt. Darin eingeschlossen sind die IT- und Infrastrukturkosten, also die Ausgaben für Kühlung, Klimatisierung, Absicherung der Systeme mithilfe von USV-Anlagen et cetera.
Die Fachleute wollen nun regelmäßig die Zahl ungenutzter oder nicht hinreichend genutzter Server-Systeme ermitteln.
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Bernd Reder ist seit über 20 Jahren als Journalist zu den Themen IT, Netzwerke und Telekommunikation tätig. Zu seinen beruflichen Stationen zählen unter anderem die Fachtitel "Elektronik" und "Gateway".Bei der Zeitschrift "Network World" war Reder als stellvertretender Chefredakteur tätig. Von 2006 bis 2010 baute er die Online-Ausgabe "Network Computing" auf.Derzeit ist Bernd Reder als freier Autor für diverse Print- und Online-Medien sowie für Firmen und PR-Agenturen aktiv.
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