Tags: Kommandozeile, PowerShell
Microsofts neue Konsole für praktisch alle Kommandozeilen-Tools macht weitere Fortschritte. Zu den wichtigsten Neuerungen der aktuellen Preview gehören eine grafische Oberfläche für die Einstellungen, das automatische Ausführen von Aktionen beim Start und mehrere Usability-Verbesserungen.
Nicht ganz ein Jahr nach der Veröffentlichung der Version 1.0 von Windows Terminal gibt Microsoft bereits das fünfte stabile Release frei. Die Version 1.5, die nun für den produktiven Einsatz vorgesehen ist, bringt jedoch nur moderate Verbesserungen.
Neue Funktionen von Windows Terminal 1.5
So erkennt das Terminal nun automatisch URLs, die man bei gleichzeitigem Niederhalten der STRG-Taste durch Klicken mit der Maus im Browser öffnen kann. Sie lassen sich zudem per Drag and Drop in die jeweilige Shell einfügen, ebenso wie die Namen von Dateien.
Hinzu kam ein flexibleres Umschalten zwischen Tabs oder das Zoomen in einen Bereich eines geteilten Fensters. Darüber hinaus stellt Microsoft nun ein Preinstallation Kit zur Verfügung, so dass sich das Terminal via DISM oder PowerShell in Windows-Images integrieren lässt.
Einstellungs-GUI in v1.6
Die wohl wichtigste von den Anwendern am meisten erwartete Neuerung kommt mit der Preview 1.6. Es handelt sich dabei um eine grafische Oberfläche für das Konfigurieren der Einstellungen. Bis dato musste man die dafür zuständige JSON-Datei manuell bearbeiten.
Angesichts der zahlreichen Features von Windows Terminal stellte dies bisher wohl die größte Hürde für ihren Einsatz dar. Anders als die alte Windows-Kommandozeile begnügt es sich nicht mit einer Handvoll von Optionen.
Eine erhebliche Komplexität ergibt sich schon daraus, dass sie mehrere Shells über jeweils eigene Profile in verschiedenen Registerkarten eines Fensters ausführen kann. Zusätzlich lassen sich Fenster vertikal und horizontal in Abschnitte teilen kann (Shift + Alt + Plus bzw. Minus). Hinzu kommen zahlreiche Key Bindings, da sich praktisch jede Aktion mit einer Tastenkombination verknüpfen lässt.
Die Entwickler haben zudem viel Aufwand in allerlei grafische Effekte investiert, darunter Themes, Hintergrundbilder und diverse Animationen, deren Nutzen für eine Kommandozeile teilweise fragwürdig ist. Unter diesen Bedingungen ist es schon eine Herausforderung, wenn man über die settings.json einfach nur die Schriftgröße ändern möchte.
Die GUI für die Einstellungen befindet sich aktuell im Alphastadium und ist daher standardmäßig nicht aktiviert. Wenn man auf das Einstellungssymbol klickt, dann öffnet sich nach wie vor die JSON-Datei in einem Texteditor. Daher muss in ihr erst eine Tastenkombination für die GUI definieren. Microsoft schlägt vor, zu diesem Zweck
{ "command": { "action": "openSettings", "target": "settingsUI" }, "keys": "ctrl+shift+," },
in den Abschnitt actions einzufügen, um mit STRG + Umschalten + Komma die Einstellungen zu öffnen.
Aktuell kann man dort nicht alle Optionen konfigurieren, aber die wichtigsten sind schon vertreten und reichen für eine grundlegende Einrichtung des Tools. Aus Sicherheitsgründen erstellt die noch nicht ausgereifte GUI bei jeder Änderung ein Backup der JSON-Datei.
Aktionen beim Start des Terminals
Eine weitere Neuerung von v1.6 besteht darin, dass man Aktionen definieren kann, die beim Starten des Terminals ausgeführt werden. Dazu gehören typischerweise das Öffnen mehrerer Tabs oder das Teilen von Fenstern. Die Einstellung akzeptiert die meisten Parameter, die man dem Programm beim Start über die Kommandozeile mitgeben kann. Aktuell muss man sie direkt in die JSON-Datei eintragen.
Zu diesen wesentlichen Fortschritten kommt eine Vielzahl kleinerer Änderungen, wie etwa die Möglichkeit, direkt an den Anfang oder an das Ende der Befehlshistorie zu springen oder eine Fortschrittsanzeige auf Basis von Escape-Sequenzen. Neu sind weitere grafische Effekte wie Animationen durch Fraktale oder andere Pixel Shaders.
Einen Überblick über Detailverbesserungen und Fehlerbereinigungen geben die Release Notes.
Verfügbarkeit und Installation
Das Windows Terminal ist als Store App ausgelegt und kann daher direkt über den Microsoft Store bezogen werden. Alternativ bietet sich der Download des MSIX-Pakets von Github an (die Binaries finden sich am jeweiligen Ende der Release Notes für eine Version unter der zugeklappten Sektion Assets).
Diese Art von Anwendungen muss bekanntlich für jeden Benutzer eigens eingerichtet werden. Ein Terminal für diverse Shells wird man häufig mit erweiterten Berechtigungen starten wollen. Für diesen Fall muss man das Programm auch für diesen privilegierten User installieren.
Dazu muss man nicht den Benutzer wechseln. Vielmehr kann man in einer PowerShell-Sitzung für diesen administrativen Benutzer folgenden Befehl absetzen:
Add-AppxPackage .\Microsoft.WindowsTerminalPreview_1.6.10272.0_8wekyb3d8bbwe.msixbundle
Das funktioniert natürlich nur für das heruntergeladene MSIX-Paket, für die Installation über den Store muss der Admin die App in einer eigenen Windows-Sitzung ausführen
Fazit
Obwohl vielen Windows-Admins ein modernes Terminal mit Tabs, teilbaren Fenstern und Unterstützung für praktisch beliebige Shells willkommen ist, war Windows Terminal bisher kein großer Erfolg. Ein Grund dafür dürfte die umständliche Konfiguration durch manuelles Editieren einer sehr komplexen Konfigurationsdatei gewesen sein.
Diese Lücke schließt Microsoft nun endlich in Version 1.6. Natürlich kann man sich fragen, warum allerlei ausgefallene grafische Effekte eine höhere Priorität in der Roadmap der Entwickler hatten. Auch die neuen Startup-Aktionen bringen einen werten das Programm auf, während die meisten Neuerungen in v1.5 eher marginal sind.
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