Tags: Exchange, E-Mail
Auch in Exchange 2016 gilt noch die Einschränkung, dass ein Benutzer keine Nachrichten über seine Alias-Adressen verschicken kann. Folgende Anleitung zeigt, wie sich dieses Defizit mit freigegebenen Postfächern oder mit Verteilergruppen umgehen lässt. Ansonsten schließen noch Drittanbieter diese Lücke.
Die Ausgangssituation schaut in etwa wie folgt aus: Der Benutzer Max Mustermann hat die Mail-Adressen Max.Mustermann@contoso.com und Max.Mustermann@contoso.net. Er möchte beide davon verwenden, um Nachrichten zu versenden. Aktuell geht dies aber nur über die primäre Mail-Adresse Max.Mustermann@contoso.com.
Versucht er trotzdem, über das Alias max.mustermann@contoso.net eine Mail zu verschicken, dann erhält er in Outlook oder in OWA eine Fehlermeldung dieser Art:
Folgende(r) Empfänger kann/können nicht erreicht werden: (…) Sie besitzen nicht die Berechtigung, die Nachricht im Auftrag des angegebenen Benutzers zu senden. Fehler: [0x80070005-0x4004dc-0x000524]
Solche Meldungen bekommt man auch, wenn man nicht berechtigt ist, über die Funktion Senden als im Namen eines anderen Benutzers zu schreiben.
Lösung 1: Postfach für jede Mail-Adresse
Dabei wird also für jede E-Mail-Adresse ein normales Benutzerpostfach angelegt und dieses entweder für den Benutzer komplett freigegeben oder mit direkter Weiterleitung an sein primäres Postfach eingerichtet.
Dies ist die denkbar schlechteste Variante, da sie die höchsten Kosten verursacht.
Lösung 2: Freigabepostfach
Eine weitere Möglichkeit besteht darin, mit einem Freigabepostfach zu arbeiten. Bei der Einrichtung werden die Berechtigungen unter Benutzer weggelassen, diese folgen im nächsten Schritt, da hier einiges zu beachten ist.
Vorher sollte man unbedingt das Alias (in unserem Beispiel Max.Mustermann@contoso.net) aus dem Postfach vom Max.Mustermann löschen, da sich die Adresse sonst nicht auf das Freigabepostfach übertragen lässt.
Im Freigabepostfach unter E-Mail-Adresse nehme ich nun den Haken bei E-Mail-Adressen basierend auf der E-Mail-Adressrichtlinie für diesen Empfänger automatisch aktualisieren heraus, da ich die contoso.net-Adresse aus dem Max.Mustermann-Postfach hier als Antwortadresse einsetzen möchte. Die Option Diese Adresse als Antwortadresse verwenden würde ohne diesen Schritt gar nicht erscheinen.
Nun geht es an die Berechtigungen (Postfachstellvertretung). Hier kann man entweder den Vollzugriff und das Senden als konfigurieren.
Vollzugriff würde in diesem Fall bedeuten, dass in Outlook das Freigabepostfach von Benutzer Max Mustermann zusätzlich zu sehen ist. Es empfängt dann eigenständig E-Mails und Max Mustermann muss ggf. mehrere Postfächer im Blick behalten und auf ihren Posteingang prüfen.
Senden als berechtigt Max Mustermann, über die Adresse contoso.net Nachrichten verschicken zu dürfen. Es ist somit Geschmacksache, ob der Vollzugriff gewährt wird oder nicht.
Nun muss sichergestellt werden, dass die von diesem Postfach zu empfangenden E-Mails irgendwo landen und natürlich auch bearbeitet werden können. Hierzu bietet es sich an, die Nachrichten an das primäre Postfach von Max Mustermann weiterzuleiten.
Dies kann man unter Postfachfunktion => Nachrichtenfluss konfigurieren.
Hier entscheidet man, ob die Nachricht nur an die Weiterleitungsadresse oder auch an das Postfach direkt zugestellt werden soll. In unserem Beispiel macht es allerdings keinen Sinn, die Mails nochmals an das Postfach zu schicken.
Damit wären die Einstellungen soweit abgeschlossen und Max Mustermann kann nun über contoso.net-Adresse Nachrichten versenden.
Lösung 3: Einsatz einer Verteilergruppe
Diese Variante vereinfacht den kompletten Ablauf und kommt auch der Administration entgegen. Zuerst lege ich im Exchange Admin Center unter Empfänger => Gruppen eine neue Verteilergruppe an.
Als Besitzer trage ich hier direkt das Postfach von Max Mustermann ein. So erhält er ohne weiteres Zutun die Mails, welche an diese Verteilergruppe gesendet werden (Besitzer sind auch gleichzeitig Mitglieder der Gruppe).
In der Zustellungsverwaltung sollte zudem sichergestellt werden, dass die Verteilergruppe sowohl intern als auch extern Nachrichten empfangen darf.
Unter E-Mail-Optionen sind wieder die gleichen Einstellungen zu tätigen wie im Freigabepostfach, da wir ja bloß die contoso.net-Adresse brauchen.
Zum Schluss muss Max Mustermann noch berechtigt werden, im Namen dieser Verteilergruppe E-Mails schreiben zu dürfen. Dies wird unter Gruppendelegierung => Senden als konfiguriert.
Das war es auch schon, Max Mustermann darf auch in diesem Beispiel jetzt über contoso.net E-Mails verschicken.
Diese Variante ist nicht nur einfach und schnell konfiguriert, sie ist auch noch am günstigsten, weil dafür keine zusätzlichen Lizenzen verbraucht werden. Einzig die Ansicht im Adressbuch ist hier anders:
Die Adresse Max Mustermann Net wird hier als Gruppe und nicht als voller Benutzer angezeigt. Dies könnte einige User, welche das globale Adressbuch öffnen, verwirren oder stören.
Wie eingangs erwähnt, wäre es sicher schöner, wenn es hier endlich einen anderen Weg gäbe, Aliase mit Bordmitteln komfortabler einzusetzen. Wer hier ein Tool eines Drittherstellers nutzen möchte, der wäre zum Beispiel mit Exclaimer gut bedient. Es handelt sich hierbei um ein Outlook-Addin, welches das Wechseln der Adresse direkt in einer E-Mail ermöglicht.
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Roland Eich ist gelernter Fachinformatiker für Systemintegration und in der IT seit über 14 Jahren zu Hause. Roland deckt aufgrund seiner Erfahrungen ein breites Spektrum der Microsoft-Produktpalette ab.Zudem besitzt er verschiedene Zertifizierungen (MCITP, MCSA und MCSE, ITIL, PRINCE2).
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2 Kommentare
Ist es auch möglich, die Freigabe als Standardversender in Outlook einzutragen? Die Einrichtung war kein Problem, die Einbindung in Outlook auch nicht, aber nun muss ich jedesmal im Feld "Von" die Freigabe-Adresse auswählen...
Hallo Andreas,
du könntest natürlich über die Kontoeinstellungen im Outlook versuchen das Postfach als Standard festzulegen, dann müsste dein Vorhaben eigentlich funktionieren.
Grüße
Roland