Tags: Windows 10, Sicherheit, Authentifizierung
Wenn ein Benutzer Probleme mit einer laufenden Anwendung hat, dann muss der Helpdesk auf die Sitzung des Users zugreifen können. Wenn dieser den Arbeitsplatz verlassen hat und Sie sein Passwort nicht kennen, dann wird es knifflig. Diese Anleitung zeigt, wie ein Admin den Desktop trotzdem entsperren kann.
Angenommen, der Benutzer steht vor einem Problem, erstellt ein Ticket und verlässt danach den Computer. Um das Problem zu verstehen, müssen Sie den Desktop des Benutzers oder die Fehlermeldung sehen. Sie können auf den Computer physisch oder per Fernsteuerung zugreifen, aber er ist gesperrt und Sie kennen das Passwort des Benutzers nicht.
Sie können somit nicht auf die Benutzersitzung zugreifen, ohne das Passwort des Benutzers zu ändern.
Nehmen wir an, der Desktop des Benutzers sieht so aus, bevor er den Computer gesperrt hat:
Jetzt sperrt er den Bildschirm und verlässt die Arbeit, in der Hoffnung, dass Sie das Problem lösen, während er weg ist.
Sie melden sich mit einem privilegierten lokalen oder Domänenbenutzer an, der Zugriff auf den Computer hat. In meinem Beispiel ist der Benutzername ws_samilaiho.
Wenn Sie den Task-Manager öffnen und zur Registerkarte Benutzer gehen, dann sehen Sie den Namen des angemeldeten Kontos. Sie können darauf mit der rechten Maustaste klicken und Verbinden wählen, aber dann müssen Sie das Benutzerpasswort eingeben, um auf die Sitzung zuzugreifen.
Ein Administrator kann also nicht auf eine andere Benutzersitzung zugreifen, wenn er das Passwort nicht kennt.
Glücklicherweise (leider unter dem Aspekt der Sicherheit) hat Microsoft eine Hintertür gelassen. Dazu müssen Sie zuerst die Sysinternals-Suite oder einfach nur PsExec.exe herunterladen. Dann führen Sie das Tool von einer Eingabeaufforderung oder PowerShell-Konsole aus, die Sie mit erhöhten Rechten starten.
Nutzen Sie folgende Syntax, um cmd.exe unter dem SYSTEM-Konto zu auszuführen:
PSEXEC -SID cmd.exe
Starten Sie nun Taskmgr.exe von der neuen Eingabeaufforderung aus und stellen Sie vorher sicher, dass der Task-Manager nicht bereits läuft.
Gehen Sie nun wie vorhin zur Registerkarte Benutzer, klicken Sie mit der rechten Maustaste auf die betreffende Sitzung und aktivieren Sie Verbinden.
Voilà, da sind Sie nun auf dem Desktop des Benutzers, ohne dessen Passwort zu kennen!
Wenn Sie sich deswegen aus Sicherheitsgründen Sorgen machen, dann denken Sie daran, dass Sie ein Admin des Rechners sind. Daher können Sie tun und lassen, was immer Sie wollen. Standardbenutzer können dies nicht. Das zeigt auch, warum Endbenutzer niemals Admin-Rechte haben sollten (englische Fassung dieses Beitrags).
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Sami Laiho ist ein Microsoft Most Valuable Professional (MVP) seit 2011 und einer der weltweit führenden IT-Experten für Windows und Sicherheit. Er unterrichtete OS-Troubleshooting, Management und Security seit 1996.
Das TiVi-Magazin hat Sami 2019 zu einer der 100 einflussreichsten Personen der finnischen IT-Branche gewählt.
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5 Kommentare
Kann ich damit auch auf das Benutzerkonto zugreifen, wenn der Benutzer nicht angemeldet ist?
Nein. Weil der User im Taskmanager nur angezeigt wird, wenn er eine offene Sitzung hat
funktioniert natürlich nur lokal und nicht über RDP und auch nicht, wenn die Benutzerumschaltung deaktiviert ist (wie in vielen Firmen nur eine Anmeldung möglich) - aber sonst: nice hack
... und warum der Umweg über die cmd?
PsExec -accepteula -SID taskmgr
... ist deutlich einfacher.
Weiterhin kann man mit einer weiteren Zeile dafür sorgen, dass ein eventuell offener Taskmanager vorher geschlossen wird:
taskkill /IM taskmgr.exe /T /F
... ein takeoverscript sähe dann so aus:
@ECHO OFF
taskkill /IM taskmgr.exe /T /F
PsExec -accepteula -SID taskmgr
exit
... das als "takeoverscript.cmd" abspeichern, eine Verknüpfung dazu machen, die in "takeover.lnk" umbenennen und in den Eigenschaften/Erweitert den Haken bei "Als Administrator ausführen" setzen. - Volia.
Nun reicht es einfach "takeover" in die Kommandozeile oder das Win+R "Ausführen" Feld einzugeben und man ist ohne weitere Umstände mit dem Godmode-Taskmanger konfrontiert.
Ach.... nochwas.... das funktioniert wenn auch nicht mit klassischen RDP-Remoteanmeldungen, dafür aber mit den üblichen Fernwartungstool a'la Teamviewer, GotoAssist und Co.
Das ist natürlich die voll optimierte Profi-Lösung ;-)