Fritzbox als VPN-Gateway: Vom Home-Office sicher auf das Firmennetzwerk zugreifen


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    VPN-Konfiguration exportierenViele kleinere Firmen setzen eine Fritzbox als DSL-Modem ein, und oft über­nimmt sie weitere Rollen wie LAN-Router, WLAN-AP, Firewall oder DECT-Telefonie. Diese An­leitung zeigt, wie man eine Fritzbox als VPN-Gateway konfi­guriert, so dass sich Mit­arbeiter von zuhause mit einem PC zum Firmen­netz­werk ver­binden können.

    Ein solches Setup nennt man Client-to-Site-VPN, wobei der Client in der Regel ebenfalls hinter einem DSL-Router operiert, was in vielen Fällen ebenfalls eine Fritzbox sein dürfte. Die VPN-Funktionalität der Fritzbox basiert auf dem IPsec-Framework.

    IPsec geschickt verschleiert

    Auch wenn das IPsec-Framework sehr komplex ist, liegt es auch in seinem Wesen, dass Parameter für Verbindung, Schlüssel­austausch und Ver­schlüs­selung mehr oder weniger automatisch ausgehandelt werden.

    Daher müssen sich Fritzbox-Admins beim Einrichten eines VPN-Fernzugangs nicht mit Protokollen wie ESP/IKE, Hash-Verfahren wie SHA1/SHA245, Deffie Hellman-Groups wie modp1024/ecp246 oder der Verschlüsselung mit AES256/Blowfisch herum­schlagen.

    Trotzdem ist ein Grund­verständnis von IPsec essentiell für die Fehlersuche, etwa wenn Pakete im Tunnel verschwinden, die dort nicht hinein sollen. Die Krux bei IPsec etwa im Vergleich zu SSL-VPNs ist, dass es kein VPN-Device gibt, das man in der Routing-Tabelle entsprechend behandeln kann.

    FRITZ!Fernzugang installieren

    Diese Anleitung funktioniert für PCs mit Windows 10 (64Bit) oder Windows 7 / 8.x (64 oder 32Bit) sowie einer Fritzbox im Router-Betrieb, die vom Internet-Provider eine öffentliche IPv4-Adresse erhalten hat.

    Für den Client-Zugriff muss man das Tool FRITZ!Fernzugang installieren, Sie können es von AVM herunterladen.

    VPN-Client FRITZ!Fernzugang von der AVM-Website herunterladen

    Das ZIP-Archiv muss man lokal entpacken, es enthält eine EXE-Datei, welche das Setup einleitet.

    Setup für FRITZ!Fernzugang ausführen

    Nach der Installation ist ein Neustart fällig.

    Konfigurationsdateien erzeugen

    Danach lädt man von der gleichen Website das Programm FRITZ!Box Fernzugang einrichten herunter und installiert es auf einem Windows-PC.

    Software zur Konfiguration der VPN-Einstellungen installieren

    Dieses Tool erlaubt eine komfortable VPN-Konfiguration, indem es alle Sicherheits­einstellungen auto­matisch erzeugt und in zwei Konfigurations­dateien (*.cfg) schreibt (eine für die Fritzbox und eine für den Client).

    Diese muss der Admin lediglich in die Fritzbox und über das Programm FRITZ!Fernzugang auf dem Client importieren.

    Adresskonflikte vermeiden

    Beide Seiten der IPsec-VPN-Verbindung müssen IP-Adressen aus unter­schiedlichen privaten IP-Netzwerken benutzen. Es ist also nicht möglich, das folgende Setup von einem Windows-Server aus zu testen, der an der gleichen Fritzbox hängt.

    Das klappt auch dann nicht, wenn der Client zwar mit einer anderen Fritzbox verbunden ist, beide Seiten aber wegen beibehaltener Werks­einstellungen den gleichen IP-Adressbereich (192.168.178.0/24) nutzen.

    Wenn also an beiden Standorten eine Fritzbox mit Werks­vorgaben steht, dann muss man deren IP-Bereich im Menü unter Heimnetz => Netzwerk im Reiter Netzwerk­einstellungen anpassen.

    Änderungen in der Client-Umgebungen kann man in der Regel aber vermeiden, indem man die Netzwerk­einstellungen der Office-Fritzbox nicht bei den Vorgaben des Herstellers belässt.

    IP-Bereich in den Netzwerkeinstellungen der Fritzbox ändern

    Möchte man das Setup lokal testen, dann besteht die einfachste Möglichkeit darin, den VPN-Client-Rechner per USB- oder Bluetooth-Tethering mit einem LTE-Smartphone zu verbinden, um eine Internet-Verbindung über das Mobil­funknetz herzustellen. Dadurch erhält man ein Ethernet-Device mit einer IP-Konfiguration, das vom internen Netzwerk unabhängig ist.

    VPN-Einstellungen generieren

    Sind alle Vorbereitungen soweit getroffen, dann kann man die erforderlichen VPN-Einstellungen generieren. Dazu startet man das vorhin installierte Programm FRITZ!Box-Fernzugang einrichten und klickt auf die Schaltfläche Neu, um eine neue Konfiguration zu erzeugen.

    Konfiguration für den VPN-Client starten

    Hier verwenden wir den ersten Eintrag Fernzugang für einen Benutzer einrichten. Im nächsten Dialog wählen wir die Option PC mit FRITZ!Fernzugang für dem gewünschten Client-Typ.

    PC als Client-Typ für das VPN auswählen

    Danach gibt man die E-Mail-Adresse des Benutzers an, der die VPN-Verbindung herstellt. Es folgt der MyFRITZ!-Domainname der Fritzbox. Dieser ist notwendig, weil eine Fritzbox üblicherweise eine dynamisch vom Provider vergebene öffentliche IP erhält. Der Fritzbox-eigene DynDNS-Service löst den Namen der Domäne anhand der jeweils aktuellen IP-Adresse auf.

    Wer diesen in Verbindung mit einem MyFRITZ!-Konto nicht nutzen möchte, kann natürlich auch einen anderen DynDNS-Anbieter wählen. Wichtig ist nur, dass die Fritzbox immer über einen eindeutigen, öffentlich auflösbaren DNS-Namen auffindbar ist.

    Domäne für Fitzbox-DynDNS eingeben oder neu erstellen

    Ein MyFRITZ!-Domainname lässt sich direkt über diesen Dialog einrichten, falls noch keiner existiert. Das Tool leitet den Nutzer dazu auf die Oberfläche der Fritzbox um. Nach einem Klick auf Weiter muss das IP-Netzwerk der Fritzbox angegeben werden.

    Wer die Werkseinstellungen nicht geändert hat (IP-Adresse 192.168.178.1, Subnetzmaske 255.255.255.0) kann sich hier einfach für die Option Werkseinstellung der FRITZ!Box für das IP-Netzwerk übernehmen entscheiden.

    Andernfalls wählt man die Option Anderes IP-Netzwerk verwenden und gibt die Daten zum Ziel­netzwerk an. Wer möchte, kann sämtliche Internet-Anfragen des Client-PCs über die entfernte Fritzbox leiten, wenn er dazu die Option Alle Daten über den VPN-Tunnel senden aktiviert.

    IP-Netzwerk der Fritzbox angeben

    Auf diese Weise könnten Mitarbeiter von unterwegs beispielsweise ihre E-Mails sicher abzurufen, obwohl sie mit einem unsicheren WLAN, wie etwa einem öffentlichen Hotspot, verbunden sind. Allerdings ist es effektiver, den VPN-Tunnel nur dazu zu nutzen, um sich per RDP oder SSH auf einen Firmen­rechner (Windows / Linux) zu verbinden.

    Nach einem Klick auf Weiter kann man noch aussuchen, ob man die Konfigurations­dateien direkt exportieren oder nur das Verzeichnis anzeigen möchte, das die Konfigurationsdateien enthält.

    In diesem Fall muss man den Export dann noch einmal extra mit einem Klick auf Exportieren im Hauptbildschirm einleiten.

    VPN-Konfigurationsdatei exportieren

    Anschließend entscheidet man noch, ob die Konfiguration als E-Mail-Anhang direkt versandt oder lokal im angegebenen Verzeichnis gespeichert werden soll. Außerdem kann das Programm die VPN-Einstellungen verschlüsseln. In diesem Fall ist ein Kennwort anzugeben.

    VPN-Einstellungen importieren

    Jetzt müssen die VPN-Einstellungen nur noch auf der Fritzbox und im Tool FRITZ!Fernzugang des Clients importiert werden.

    Dazu loggt man sich zuerst im Web-Interface der Office-Fritzbox ein und klickt im Menü Internet auf Freigaben, wechselt zum Reiter VPN und klickt dann auf VPN-Verbindung hinzufügen, sowie anschließend auf Eine VPN-Konfiguration aus einer vorhandenen VPN-Einstellungsdatei importieren.

    VPN-Konfiguration in die Fritzbox importieren

    Hier kann man kann die eben exportierte bzw. per E-Mail übertragene Datei angeben. Es handelt sich dabei standard­mäßig um vpnadmin.cfg im Verzeichnis %APPDATA%/AVM/FRITZ!Fernzugang.

    Mit einem abschließenden Klick auf Speichern werden die Einstellungen übernommen.

    Jetzt müssen wir noch am Client die Konfiguration im Programm FRITZ!Fernzugang über Datei => Import einlesen. Hier handelt es sich um eine Datei mit einem Namen nach dem Muster
    %APPDATA%/AVM/FRITZ!Fernzugang/<MyFRITZ!-DNS-Name>/<User>/vpnuser_<user>.cfg.

    VPN-Konfiguration in die Client-Software importieren

    Nun kann man mit dem Programm eine VPN-Verbindung herstellen. Dazu klickt man im Hauptfenster des Tools auf den Namen der Verbindung und dann auf das Symbol Aufbau.

    VPN-Verbindung über FRITZ!Fernzugang aufbauen

    Abschließend sei noch erwähnt, dass man nicht unbedingt FRITZ!Fernzugang für den Verbindungs­aufbau nutzen muss. Sein Vorteil besteht aber darin, dass man dafür wie beschrieben eine passende Konfiguration sehr einfach erzeugen kann.

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    Bild von Thomas Drilling

    Thomas Drilling arbeitet ist seit fast 30 Jahren selb­ständig in der IT-Welt sowohl als Consultant, als auch als Redakteur, Buchautor und Journalist für viele ehe­malige und aktuelle IT-Magazine sowie Blogs.

    Aktuell bestätigt sich Thomas schwerpunktmäßig als IT-Trainer für Cloud-Computing in den Bereichen Microsoft Azure, Amazon Web Services und VMware.

    Thomas ist zertifizierter Microsoft-Trainer für nahe das gesamte Portfolio an Microsoft Azure Trainings. Thomas ist außerdem zerti­fi­zierter Microsoft Azure Solutions Architect Expert sowie VMware Certified Professional und wurde von VMware in den Jahren 2016 bis 2022 mit dem Blogger-Status vExpert ausge­zeichnet.

    Thomas führt aktuell jeden Monat zwei selbstkonziperte 4-tägigen Grund­lagenkurse in Cloud Computing mit Azure durch, die sich inhaltlich bewusst von den Microsft-Kursen abheben und vorzuweise als Bootcamp in eine besonderen Lokation stattfinden. Optional kann aber aber auch remote via Microsoft Teams teilgenommen werden.

    Das aktuelle Trainingsprogramm findet sich unter Azure-Trainings. Weitere Infor­mationen und Anmel­dung über sein Azure-Blog.

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    2 Kommentare

    Hallo,

    erwähnt sei, dass keine DNS-Auflösung möglich ist, wenn man einen internen DNS hinter der Fritzbox hat. Sämtliche Einstellungen (inklusive rebind) bringen nichts, bzw. greifen nur intern.

    Grüße

    FritzFernverbindung funktioniert wunderbar. Leider endet die Verbindung ins Firmennetz an der Gateprotect Firewall. Bei ShrewSoft VPN Client aber nicht . Woran kann das liegen ?