Tags: Amazon EC2, Mac OS
Zum ersten Mal in der Unternehmensgeschichte von AWS können Nutzer nun nach vielfachem Kundenwunsch auch virtuelle Maschinen unter AWS mit macOS ausführen. Basis dafür ist der neuen EC2-Instanztyp mac1.metal, der in den AWS-Rechenzentren interessanterweise auf Mac Minis basiert.
Konkret handelt es sich bei der zugrundeliegenden Hardware um Intel-Prozessoren vom Typ Core i7 (Coffee Lake) mit 6 Kernen und 3.2 GHz (mit Intel Turbo Boost bis zu 4,6 GHz) sowie 32 GB Arbeitsspeicher. Ab 2021 sollen einem Blog-Post von Jeff Bar zufolge aber auch Mac-Instanzen auf Basis von Apples ARM-Architektur mit M1-Chips erhältlich sein.
Netzwerkseitig laufen die Instanzen in einer Virtual Private Cloud (VPC) und umfassen ENA-Netzwerke mit einem Durchsatz von bis zu 10 Gbit/s. Mit der EBS-Optimierung und der Fähigkeit, bis zu 55.000 IOPS (16KB-Blockgröße) und 8 Gbit/s Durchsatz für die Datenübertragung bereitzustellen, können an die Instanzen angehängte EBS-Volumes die Leistung liefern, die für E/A-intensive Workloads erforderlich ist.
Nutzer können, wie bei AWS üblich, mittels SSH oder speziell via VNC-Remotedesktop auf die Mac-Betriebssystemebene zugreifen. An Storage-Lösungen stehen neben Amazon Elastic Block Store (EBS) auch Amazon FSx für Datei-Server unter Windows und Amazon Simple Storage Service (S3) zur Verfügung. Außerdem können Admins den AWS Systems Manager für operative Aufgaben verwenden.
Instanztyp mac1.metal
Der Instanztyp mac1.metal ist bei AWS als Bare-Metal klassifiziert, allerdings verwendet AWS diesen Begriff bekanntlich anders als üblich. Normalerweise versteht man unter einem Bare-Metal-Hypervisor oder Bare-Metal-Software, dass diese kein Host-Betriebssystem benötigen.
In der Definition von AWS hingegen bieten Bare-Metal-Instanzen für Amazon EC2 den Anwendungen direkten Zugriff auf den Prozessor und den Arbeitsspeicher des zugrunde liegenden Servers.
Solche Instanzen eignen sich damit für Workloads, die auf Hardware-Funktionen (wie Intel VT-x) zugreifen müssen bzw. für Applikationen, die aus Lizenz- oder Support-Gründen in einer nicht virtualisierten Umgebung ausgeführt werden dürfen. Interessant sind sie auch für Kunden, die ihren eigenen Hypervisor verwenden möchten.
Trotzdem können Workloads auf Bare Metal-Instanzen weiterhin alle Services und Funktionen der AWS Cloud, wie Amazon Elastic Block Store (EBS), Elastic Load Balancer (ELB) und Amazon Virtual Private Cloud (VPC) konsumieren.
Dedicated Host-Tenancy mit Mindestnutzungsdauer
Bei den neuen Mac-Instanzen gibt es lizenztechnische Eigenheiten. So bietet AWS zwar für macOS vorkonfigurierte Amazon Machine Images (AMIs), wahlweise für macOS 10.14 (Mojave) oder 10.15 (Catalina).
Allerdings müssen diese im Unterschied zu allen bisherigen Instanztypen aufgrund der Lizenzvereinbarung mit Apple mindestens 24 Stunden gemietet werden. Hinzu kommt, dass sie nur in ausgewählten Regionen verfügbar sind. In Europa kann man den neuen Instanztyp zum Beispiel in Irland, nicht aber in Frankfurt buchen.
Für den Einsatz in der Cloud hat Apple vor kurzem die Lizenzbestimmungen für macOS geändert, in denen erstmals ein "Leasing für zugelassene Entwicklerdienste" vorgesehen ist. Dadurch ist es überhaupt erst möglich, macOS in virtuellen Umgebung zu betreiben.
Darüber hinaus sind die neuen Instanztypen nicht wie 99 Prozent aller Windows- und Linux-AMIs in einer Multi-Mandanten-Konfiguration (Shared Tenancy) verfügbar, sondern wegen der Apple-Lizenzbedingungen nur als dedizierte Hosts.
Da die Instanzen als dedizierte Hosts mit einer Mindestlaufzeit von 24 Stunden laufen, lassen sie sich nicht in einer Autoscaling-Gruppe verwenden.
Kosten
Der Preis für mac1.metal mit Dedicated Host-Tenancy liegt für On-Demand-Pricing bei 1,207 USD pro Stunde in Dublin. Da man den Host für mindestens 24 Stunden mieten muss, kommt man hier auf einen Mindestpreis pro Tag von 28,97 USD.
Das ist recht teuer, auch wenn sich Preis mit Saving-Plans sowie entsprechenden Vorauszahlungen für bis zu 3 Jahre um 29 Prozent reduzieren lässt.
Bereitstellung per CLI
Am schnellsten lässt sich ein Dedicated Host über die AWS-CLI anfordern und der mac1-Bare-Metal-Instanz zuweisen:
allocate-hosts --instance-type mac1.metal --availability-zone us-east-1a --auto-placement on --quantity 1 --region us-east-1
Ist das erledigt, kann man etwa eine Catalina-Instanz mit
run-instances --region eu-west-1 --instance-type mac1.metal --image-id ami-0174e969a3db591be --key-name keypair-dit-eu-west --associate-public-ip-address
starten.
AWS geht offenbar davon aus, dass neue AMIs jedes Mal verfügbar sind, wenn Apple Haupt- oder Nebenversionen eines unterstützten Betriebssystems veröffentlicht. Amazon plant nämlich, AMIs mit aktualisierten Amazon-Paketen vierteljährlich zu erstellen.
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Seine Themenschwerpunkte sind Virtualisierung und Cloud Computing, speziell VMware, Amazon Web Services, Google Cloud und Microsoft Azure. Thomas ist zertifizierter VMware Professional, Advanced Professional und wurde von VMware in den Jahren 2016, 2017, 2018, 2019 und 2020 mit dem Blogger-Status vExpert ausgezeichnet.
Thomas ist außerdem zertifizierter AWS Solutions Architect, Sysops Engineer und Devops Engineer sowie Microsoft Certified Azure Administrator.
Thomas führt aktuell jeden zweiten Montag einen 4-tägigen Grundlagenkurs in Cloud Computing mit AWS via Zoom-Meeting durch. Weitere Informationen und Anmeldung über sein AWS-Blog.
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