Thin Provisioning unter VMware vSphere: Speicherplatz zurückgewinnen


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    Rückgewinnung von Speicher mit unmapGrund­sätzlich tritt das Problem der Speicher­platzrück­gewinnung bei Thin Provi­sioning auf. Dabei muss man zwischen der dünnen Bereit­stellung auf der Ebene von vSphere und des Storage-Systems unter­scheiden. Insgesamt erweist sich VMFS 6 (ESXi 6.5 und 6.7) hier deutlich flexibler als VMFS 5.

    Ganz allgemein gibt es zwei Fälle, bei denen Speicherplatz frei wird:

    1. Beim Löschen oder Migrieren von VMs bzw. von Snapshots
    2. Beim Löschen von Dateien innerhalb einer VM, deren virtuelle Disk im Thin-Format bereitgestellt wurde

    Bei diesen Vorgängen verbleiben Blöcke mit ungenutztem Speicher im Array. Erkennt dieses jedoch nicht, dass die Daten aus den Blöcken gelöscht wurden, dann bleiben sie so lange zugeteilt, bis sie vom Daten­speicher selbst freigegeben werden.

    Rückgewinnung auf VMware-Ebene

    Durch das Generieren neuer Daten wachsen die VMDK-Dateien für Thin-Festplatten an, schrumpfen allerdings nicht automatisch, wenn Daten gelöscht werden. Das Problem betrifft auch Backup-Lösungen, die über die vStorage-API kommunizieren und Storage vMotion (svmotion).

    Hinzu kommt, dass die meisten Gast-Dateisysteme die Daten nicht wirklich löschen, sondern nur als gelöscht markieren. Daher ist eine virtuelle Festplattendatei permanent im Wachstum begriffen. Nur wenn eine VM über das Gast-OS tatsächlich Daten löscht und den Speicher aktiv als frei markiert, kann dieser zum Beispiel durch ein Storage vMotion zurück­gewonnen werden.

    Außerhalb des Gastsystems kann VMware nicht erkennen, welche Daten tatsächlich gelöscht wurden. Das gleiche Problem hat man bei der Formatierung, also dem Schreiben mit Nullen.

    Aus diesem Grund sollte der Vorgang etwa so ablaufen: Löscht der Nutzer Dateien in einer VM, wird Speicherplatz freigegeben. Das Gast­betriebs­system benach­richtigt dann VMFS über den neu verfügbaren Speicherplatz und sendet dazu einen unmap-Befehl zum Aufheben der Zuordnung. Dadurch wird Speicherplatz im VMFS-Datenspeicher freigegeben, und danach wird der Befehl an die Array-Ebene übergeben.

    Neu ab ESXi 6.5 ist, dass ein VMFS6-Datastore den Befehl zur Speicher­platzrück­forderung automatisch senden kann, während man sie bei VMFS5 manuell anfordern muss. Dass VMFS6 den Befehl automatisch senden kann, liegt am für thin-provisionierte Disks verwendeten SESparse-Format.

    Eine Ausnahme ist in diesem Zusammen­hang die Freigabe von Speicher auf VM-Ebene bei thick-provisionierten Disks. Sind die VMware Tools installiert, dann kann man in der Toolbox-GUI unter dem Reiter Verkleinern Platz aktiv zurückgewinnen. Um diese Funktion mit thin-provisionierten Disks zu nutzen, müssten diese also erst im Datastore "inflatet" werden.

    Mit Hilfe der VMware Tools lassen sich Partitionen von innerhalb der VM verkleinern.

    Bei thin-provisionierten virtuellen Disks unterstützen vSphere 6.0 und älter das Rückfordern von Speicher aus der VM nur bedingt bzw. teilweise, da hier VMFS5 der begrenzende Faktor ist. Dort kann nämlich das Dateisystem den vom Gast-OS ausgelösten unmap-Befehl nicht direkt an das Array übergeben. Nutzer müssen stattdessen den Befehl

    esxcli storage vmfs unmap

    ausführen, um Zuordnungs­aufhebungen für das Array auszulösen.

    Nur unter bestimmten Voraussetzungen unterstützt VMFS5 die Anforderungen zur automatischen Rückgewinnung von Speicher. So muss

    • die virtuelle Festplatte per Thin Provisioning bereit­gestellt werden
    • die VM die vHardware-Version 11 (ESXi 6.0) oder höher haben
    • der erweiterte Parameter EnableBlockDelete auf 1 gesetzt sein

    Schließlich muss das Gast­betriebs­system noch die virtuelle Festplatte als Thin-Festplatte identi­fizieren können.

    VMFS6 dagegen, und damit nur ESXi 6.5 und 6.7, unterstützt grundsätzlich die vom Gast-OS ausgelöste automatische Speicher­platzrück­forderung und leitet diese an das Array weiter.

    Heutzutage können zahlreiche Gast­betriebs­systeme den unmap-Befehl ohne weitere Konfiguration senden. Aber jene, die keine automatische Aufhebung der Zuordnung unterstützen, erfordern unter Umständen einen Benutzer­eingriff.

    Generell verarbeitet VMFS die Anforderung zum Aufheben der Zuordnung nur, wenn der zurück­zu­fordernde Speicherplatz 1 MB oder ein Vielfaches davon ist. Eine weitere Einschränkung betrifft VMs mit Snapshots im standard­mäßigen SESparse-Format. Hier unterstützt VMFS6 die automatische Speicher­platz­rückforderung nur für ESXi 6.7.

    Rückgewinnung auf Storage-Ebene

    Auch beim Löschen von Dateien aus einem VMFS-Datastore wird Platz im Dateisystem frei. Allerdings bleibt er einem Speichergerät zugewiesen, bis er vom Dateisystem freigegeben oder die Zuordnung aufgehoben wird.

    Dieser Vorgang ermöglicht dem Speicher-Array, von einer thin-provisionierten LUN nicht ver­wendeten Speicherplatz zurück­zufordern. Nicht zuge­ordneter Speicherplatz lässt sich dann für anderen Zwecke verwenden.

    Auch zur Rückgewinnung auf Speicher­ebene kommt wieder das scsi-unmap-Kommando zum Einsatz. Hosts können zum Beispiel einen solchen Befehl an den Speicher-Controller senden, um zu signalisieren, dass ein LBA-Bereich auf einer Festplatte freigegeben werden kann. Dies ist beispiels­weise beim Formatieren eines neuen Volumes oder beim Löschen von Dateien in einem Dateisystem der Fall.

    Ablauf bei der Freigabe von Speicherplatz nach dem Löschen einer VM. Quelle: HP

    Erhält ein Speicher-Array einen SCSI-Befehl zum Aufheben der Zuordnung, dann wird der Bereich des Volumes, in dem sich die Daten ohne Zuordnung befinden, überschrieben. Auf diese Weise können Thin-Provisioning-Speicher-Controller physische Kapazität mittels Garbage Collection zurückfordern. Damit verhindert er, dass ihm die freie Kapazität für Schreib-I/O-Anforderungen ausgeht.

    Allerdings heben VMFS5 und ältere Datei­systeme die Zuordnung von freiem Speicherplatz nicht automatisch auf. Hier muss der Nutzer in jedem Fall manuell zur Tat schreiten und wieder mit dem Kommando

    esxcli storage vmfs unmap

    Speicher zurückfordern.

    Dabei ist jedoch zu beachten, dass der Befehl unter Umständen zahlreiche Anforderungen zugleich sendet, wodurch im Verlauf des Vorgangs ggf. Ressourcen gesperrt werden. Um festzustellen, ob ein bestimmtes Speichergerät als thin provisioniert wurde, führt man dieses Kommando aus:

    esxcli --server=<server_name> storage core device list -d=<device_ID>

    Mit esxcli prüfen, ob ein Storage dünn provisioniert wurde.

    Die gewünschte Information findet sich in der Zeile Thin Provisioning Status. Das manuelle Rückfordern des gesamten ange­sammelten Speicherplatzes könnte dann mit

    esxcli storage vmfs unmap

    erfolgen, wobei das Kommando entweder das Argument "-l volume-label" oder "-u volume-id" erwartet, zum Beispiel

    esxcli storage vmfs unmap -l DS-Syno-iSCSI

    Bei VMFS6-Datastores unterstützt ESXi die automatische asynchrone Rückforderung von freiem Speicher­platz, das heißt, VMFS6 führt den unmap-Befehl (Zuordnung aufheben) automatisch aus, um auf Speicher-Arrays freien Speicherplatz freizugeben, der per Thin Provisioning bereitgestellt wurde.

    Die asynchrone Aufhebung der Zuordnung hat verschiedene Vorteile. Dabei werden die Anforderungen stets mit einer konstanten Häufigkeit gesendet, was eine sofortige Belastung auf dem Array vermeidet.

    Ferner erfolgen das Bündeln freigegebener Regionen und das Aufheben der Zuordnung gemeinsam. Schließlich werden das Aufheben der Zuordnung und das entsprechende "Kürzen" von I/O-Pfaden unabhängig voneinander durchgeführt, um die I/O-Leistung nicht zu beein­trächtigen.

    Folgende Tabelle fasst die Optionen zum Thin-Provisioning-Support und zur Speicher­rückgewinnung für ESXi 5.5 bis 6.7 zusammen:

    Unterstützte Thin-Provisioning-FeaturesESXi < 5.5ESXi 5.5 und ESXi 6.0ESXi 6.5 und ESXi 6.7
    Thin Provisioning Ja Ja Ja
    unmap-Befehl von VMFS manuell via
    vmkfstools -y (deprecated)
    manuell via
    esxcli storage vmfs unmap
    automatisch bei Verwendung von VMFS6
    unmap-Befehl vom Gastsystem Ja für ausgewählte Gastsysteme Ja für ausgewählte Gastsysteme automatisch bei Verwendung von VMFS6

    Voraussetzung ist neben der geeigneten ESXi-Version ein Speicher-Array, das die T10-basierte vSphere Storage APIs - Array Integration (VAAI), einschließlich Thin Provisioning und Rückforderung von Speicherplatz, unterstützt.

    Der Befehl

    vmkfstools -y

    ist zudem seit vSphere 5.5 deprecated. Der neuere Befehl

    esxcli storage vmfs unmap

    zeigt darüber hinaus direkt den wieder­gewinn­baren Speicherplatz in Blockgröße an und kann außerdem mit wesentlich größeren Bereichen umgehen. Das in VMF6 automatisch implementierte Verfahren läuft konstant mit 25 MBps im Hintergrund.

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    Bild von Thomas Drilling

    Thomas Drilling arbeitet ist seit fast 30 Jahren selb­ständig in der IT-Welt sowohl als Consultant, als auch als Redakteur, Buchautor und Journalist für viele ehe­malige und aktuelle IT-Magazine sowie Blogs.

    Aktuell bestätigt sich Thomas schwerpunktmäßig als IT-Trainer für Cloud-Computing in den Bereichen Microsoft Azure, Amazon Web Services und VMware.

    Thomas ist zertifizierter Microsoft-Trainer für nahe das gesamte Portfolio an Microsoft Azure Trainings. Thomas ist außerdem zerti­fi­zierter Microsoft Azure Solutions Architect Expert sowie VMware Certified Professional und wurde von VMware in den Jahren 2016 bis 2022 mit dem Blogger-Status vExpert ausge­zeichnet.

    Thomas führt aktuell jeden Monat zwei selbstkonziperte 4-tägigen Grund­lagenkurse in Cloud Computing mit Azure durch, die sich inhaltlich bewusst von den Microsft-Kursen abheben und vorzuweise als Bootcamp in eine besonderen Lokation stattfinden. Optional kann aber aber auch remote via Microsoft Teams teilgenommen werden.

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