Tags: vSphere, Storage, Virtualisierung
Möchte man eine Hyper-converged Infrastructure für kleine Standorte aufbauen, dann bietet sich dafür ein VMware vSAN-Cluster mit 2 Knoten an. Diese Konfiguration erfordert aber den Einsatz eines virtuellen Zeugen-Appliance. Diese Anleitung zeigt, wie man vorgeht.
Auch ein 2-Knoten-Cluster benötigt einen Zeugen, um die Integrität des Server-Verbunds sicherzustellen. Im Unterschied zu einem Cluster mit 3 oder mehr Knoten, wo die Konfiguration automatisch erfolgt, muss man sich hier jedoch explizit um die Einrichtung des Witness-Knotens kümmern.
Um diesen nicht über einen physischen ESXi-Host als Teil des vSAN-Clusters bereitstellen zu müssen, bietet VMware eine virtuelle Witness-Appliance zum Download an (hinter dem Reiter Drivers & Tools im Abschnitt VMware vSAN Tools, Plug-ins and Appliances).
Dabei handelt es sich um einen verschachtelten ESXi-Host. Eine separate Lizenz ist dafür nicht erforderlich. Die Witness-Appliance von VMware ist aber kein gewöhnlicher Nested ESXi-Host. Sie ist nämlich nicht dafür vorgesehen, VMs auszuführen und besitzt kein HA, DRS oder verwandte Funktionen. Sie fungiert einfach nur als vSAN-Zeuge und hat sonst keine andere Aufgabe.
Deployment-Optionen für den Zeugen
Sie sollten aber in Ihrer Planung bedenken, dass Sie diese Virtual Appliance nicht auf einem Host bereitstellen können, der bereits Teil des geplanten vSAN-Clusters ist. Sie müssen vielmehr den Witness immer an einer dritten Site ausführen.
Dies kann ein anderer Host in Ihrer aktuellen vCenter-Umgebung (L2), ein ESXi-Host einer weiteren Site (L3) - dies erforderte bis vSAN 6.5 einen externen 10GB-Switch - oder die Cloud (L3) in Form von vCloudAir sein.
Das Vorgehen ist aber grundsätzlich immer gleich. Der virtuelle ESXi-Host muss nach dem OVA-Import und seiner Konfiguration in vCenter aufgenommen werden. Dann legt man den Cluster mit 2 physischen Hosts an und wählt die vSAN-Option 2-Knoten-Cluster. Schließlich gibt man im vSAN-Deploy-Assistenten das Witness-Appliance an, sobald er danach fragt.
Appliance importieren
Achtung bei den Netzwerkeinstellungen im Verlauf des OVA-Deployments: Die Appliance ist mit einem Management-Adapter und einem Kernel-Adapter für das vSAN-Netzwerk namens witnessPG vorkonfiguriert.
Sie können daher die Appliance mit den vom Assistenten vorgeschlagenen Netzwerken zwar ausrollen. Aber anschließend müssen Sie ggf. das Management-Netzwerk des verschachtelten ESXi-Hosts sowie seinen Kernel-Adapter für vSAN an die Adresseinstellungen anpassen, die Sie in Ihrer äußeren ESXi-Umgebung verwenden.
Witness-Appliance anpassen
Nach dem Import starten Sie die Appliance und passen zunächst an der Konsole (DCUI) des Nested ESXi das Management-Netzwerk so an, dass Daten-Site und Witness-Site miteinander kommunizieren können.
Ist das geschehen, folgt der eigentliche Clou des Virtual-Witness-Deployments: Fügen Sie nun die Appliance-VM Ihrem Datacenter als Host hinzu, wobei spätestens jetzt die Management-IP der Appliance mit dem Netzwerkeinstellungen der unterliegenden physischen ESXi-Umgebung korrespondieren muss. Die Appliance bringt eine eigene Lizenz mit, die lediglich im Verlauf des Add-Host-Assistenten eingegbene werden muss.
Dass es sich tatsächlich um die spezielle Witness-Appliance von VMware handelt, erkennen Sie nach dem Hinzufügen sofort im Tab Erste Schritte.
Danach müssen Sie nur noch das vSAN-Netzwerk für den Witness-Node konfigurieren, also überprüfen bzw. dafür sorgen, dass der VMKernel-Adapter vmk1 existiert und für vSAN konfiguriert ist. Das sollte aber durch die im OVA vorkonfigurierte Portgruppe witnessPG der Fall sein.
Denken Sie daran, dass der Witness-Host in der Lage sein muss, mit dem vSAN-Netzwerk zu kommunizieren. Nötigenfalls ergänzen Sie je nach Design Ihrer Data-Site die passende VLAN-ID für den witnessSwitch oder die witnessPg portgroup.
Implikationen verschachtelter Virtualisierung
Wie erwähnt, handelt es sich bei der Virtual Witness Appliance um einen verschachtelten ESXi-Host. Würden Sie auf diesem VMs ausführen und müssten diese mit VMs der äußeren Umgebung kommunizieren, dann wäre Folgendes zu beachten: Der Virtual Standard Switch, als auch der VDS (vSphere Distributed Switch) lernen keine MAC-Adressen, wie es ein herkömmlicher physischer Switch tut, weil ESXi ja bereits "weiß" (aus den vmx-Dateien), welche MAC-Adressen einer bestimmten virtuellen Maschine zugeordnet sind.
Dies bedeutet, dass der virtuelle Switch nur Netzwerkpakete an eine virtuelle Maschine weiterleitet, wenn die Ziel-MAC-Adresse mit der MAC-Adresse des ESXi vmnic übereinstimmt. In einer verschachtelten ESXi-Umgebung unterscheidet sich aber die Ziel-MAC-Adresse für Netzwerkpakete, die für äußere virtuellen Maschinen bestimmt sind, von der MAC-Adresse des vmnic des Nested ESXi.
Der virtuelle Switch des physischen ESXi-Hosts wird daher das Paket fallen lassen, wenn nicht der Promiscuous Mode für den Switch oder für die Port-Gruppe, an der der genesteten ESXi-Host hängt, aktiviert ist. In diesem Modus kann der vmnic der Nested-ESXi-VM den gesamten Datenverkehr des virtuellen Switches überwachen, mit dem er verbunden ist.
Allerdings handelt es sich bei der Witness-Appliance um einen Spezialfall, da diese ja keine VMs hostet. Es muss nur sichergestellt sein, dass der ESXi-Host der Witness-Site sowohl das Management-Netzwerk als auch das VSA-Netzwerk der Data-Site erreichen kann.
Und genau darin besteht auch der Hauptzweck, das Netzwerk im OVA mit einer Portgruppe vorzukonfigurieren, nämlich u. a. damit die MAC-Adressen der VM-NICs mit der vmnic-MAC-Adresse des verschachtelten ESXi-Hosts übereinstimmen. Ist das der Fall (innen wie außen sozusagen), übergibt der vSwitch den Traffic an den verschachtelten Witness-ESXi.
2-Node-Cluster einschalten
Jetzt existiert der virtuelle ESXi-Host zwar in vCenter, muss aber im Verlauf des vSAN-Deployments noch dem zu erstellenden vSAN-Cluster hinzugefügt werden. Der einzige Unterschied zu einem normalen vSAN-Deployment besteht dabei darin, dass Sie im ersten Schritt des vSAN-Cluster-Assistenten im Bereich Fehlerdomänen und Ausgeweiteten Cluster die Option Virtual SAN-Cluster mit zwei Hosts konfigurieren wählen müssen.
Der Wizard passt dadurch den vom 3-Node-Cluster bekannten Ablauf des Setups geringfügig an. So wählen Sie auch hier zunächst die vSAN-Kernel-Adapter und dann das Disk-Claiming im Schritt 3 aus. Dann aber im zusätzlichen Schritt 4 müssen Sie den Zeugenhost (Witness) auswählen.
Anschließend rüsten Sie diesen in Schritt 5 ebenfalls mit einer Disk-Gruppe aus, wofür je eine emulierte SSD und eine HDD zur Verfügung stehen. Einen SSD-Datastore braucht der ESX-Host nicht.
Nach dem Prüfen der Zusammenfassung kann der 2-Node-Cluster mit Finish erstellt werden.
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Seine Themenschwerpunkte sind Virtualisierung und Cloud Computing, speziell VMware, Amazon Web Services, Google Cloud und Microsoft Azure. Thomas ist zertifizierter VMware Professional, Advanced Professional und wurde von VMware in den Jahren 2016, 2017, 2018, 2019 und 2020 mit dem Blogger-Status vExpert ausgezeichnet.
Thomas ist außerdem zertifizierter AWS Solutions Architect, Sysops Engineer und Devops Engineer sowie Microsoft Certified Azure Administrator.
Thomas führt aktuell jeden zweiten Montag einen 4-tägigen Grundlagenkurs in Cloud Computing mit AWS via Zoom-Meeting durch. Weitere Informationen und Anmeldung über sein AWS-Blog.
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