Tags: vSphere, Hochverfügbarkeit, Load Balancing
Proactive HA nutzt Daten über den Zustand der Host-Hardware, um VMs bei Bedarf mittels vMotion auf einen anderen Host zu platzieren, bevor ein Knoten des Clusters ausfällt. Dazu versetzt es Hosts mit problematischen Health-Indikatoren in den mit vSphere 6.5 eingeführten Quarantäne-Modus oder in den Wartungsmodus.
Das mit vSphere 6.5 neu hinzugekommene Feature Proactive HA taucht in der Management-Konsole als Erweiterung von HA auf, obwohl es sich streng genommen um eine DRS-Funktion handelt. In der Praxis bewirkt es, dass vSphere die VMs von solchen Hosts weg migriert, die von einem Tool wie Dell OpenManage, HP OneView für vCenter oder HPE Systems Insight Manager herabgestuft wurden.
Dazu versetzt Proactive HA den betroffenen Host standardmäßig in den Quarantäne-Modus, was DRS zum Abziehen der virtuellen Maschinen von diesem Server veranlasst, sofern dadurch die Leistung des gesamten Clusters nicht beeinträchtigt und keine DRS-Regel verletzt wird.
Im neuen Quarantäne-Modus werden keine weiteren virtuellen Maschinen auf dem betreffenden Host gestartet oder dorthin migriert, außer im Cluster wären zu wenige freie Ressourcen verfügbar. Darin unterscheidet er sich deutlich vom Wartungsmodus, in dem ein Host generell nicht mehr verwendet werden kann.
DRS mit virtuellem Flash
VMware vSphere DRS kann auch virtuelle Maschinen mit Reservierungen für virtuelles Flash verwalten. Dabei wird die vFlash-Kapazität als Statistik angezeigt, welche der Host regelmäßig an den vSphere Web Client meldet. Bei jeder Ausführung von DRS wird der zuletzt gemeldete Kapazitätswert verwendet.
Da man maximal je eine vFlash-Ressource pro Host konfigurieren kann, besteht für DRS beim Einschalten der virtuellen Maschine keine Möglichkeit, zwischen verschiedenen vFlash-Ressourcen auf einem bestimmten Host zu wählen. DRS entscheidet sich dann für einen Host, dessen verfügbare vFlash-Kapazität ausreicht, um die virtuelle Maschine zu starten.
Wenn DRS die vFlash-Reservierung einer virtuellen Maschine nicht erfüllen kann, dann wird sie nicht eingeschaltet.
DRS geht bei einer eingeschalteten virtuellen Maschine mit vFlash-Reservierung davon aus, dass diese eine "weiche" Affinität zu ihrem aktuellen Host besitzt. Daher empfiehlt DRS eine solche VM nicht für vMotion, es sei denn, es gäbe einen obligatorischen Grund, etwa wenn ein Host in den Wartungsmodus versetzt werden oder wenn die Last eines überbuchten Hosts verringert werden muss.
Weitere Überlegungen zu DRS
Obwohl DRS schnell eingerichtet ist und mit den Default-Einstellungen gut funktioniert, insbesondere im Automatik-Modus mit ausreichender Netzwerkbandbreite für vMotion und VM-Netzwerk, ergeben sich dann doch viele Überlegungen, ob und wie das Verhalten von DRS vom Admin beeinflusst werden sollte.
Auch kommt es in der Praxis regelmäßig vor, dass DRS nicht wie erwartet reagiert, insbesondere dann, wenn es viele VM- oder Host-spezifische DRS-Affinitätsregeln oder VM-Außerkraftsetzungen gibt. Außerdem beeinflussen sich die Cluster-Funktionen HA, DRS, EVC und FT gegenseitig.
Auch Ressource-Reservierungen in VMs beeinflussen die Berechnung der DRS-Metrik. Hier nur ein paar Denkanregungen: Fallen zum Beispiel zwei virtuelle Server aus, die direkt voneinander abhängen, dann braucht man sich im Grunde auch nicht - etwa durch geschickt gewählte DRS-Regeln - darum bemühen, dass einer von beiden weiterläuft.
Auch kann es bei zwei VMs, die zwingend zusammen auf einem Host laufen müssen, wichtig sein, deren Start- oder Restart-Reihenfolge bei einem Failover zu beachten. In vSphere 6.5 lässt sich diese mit dem Feature Orchestrated VM Restart (oder durch vApps) steuern.
Dabei kann der Admin dann beispielsweise Test- und Entwicklungs-Server beim initialen Starten aussparen, um Ressourcen für wichtigere Produktions-VMs freizuhalten. Allerdings ist man hierbei schon weit im HA-Thema.
Bleibt festzuhalten, dass vSphere DRS neben HA eine der mächtigsten und für viele Unternehmen wichtigsten vSphere-Funktionen darstellt und daher oft den Erwerb einer Enterprise-Plus-Lizenz rechtfertigt.
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Seine Themenschwerpunkte sind Virtualisierung und Cloud Computing, speziell VMware, Amazon Web Services, Google Cloud und Microsoft Azure. Thomas ist zertifizierter VMware Professional, Advanced Professional und wurde von VMware in den Jahren 2016, 2017, 2018, 2019 und 2020 mit dem Blogger-Status vExpert ausgezeichnet.
Thomas ist außerdem zertifizierter AWS Solutions Architect, Sysops Engineer und Devops Engineer sowie Microsoft Certified Azure Administrator.
Thomas führt aktuell jeden zweiten Montag einen 4-tägigen Grundlagenkurs in Cloud Computing mit AWS via Zoom-Meeting durch. Weitere Informationen und Anmeldung über sein AWS-Blog.
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