Tags: Desktop-Virtualisierung, Citrix, XenDesktop
Citrix übernimmt Kaviza, den Hersteller einer Software zur Desktop-Virtualisierung mit dem Namen VDI-in-a-Box. Sie soll das Citrix-Portfolio nach unten hin abrunden und als Alternative zu XenDesktop dienen. Nach dem Kauf von Anteilen an Kaviza und dem folgenden Technologietransfer ist die vollständige Akquisition nun eine logische Konsequenz. Allerdings bleibt die Frage, wie Kaviza in das Portfolio von Citrix passt.
Eine von beiden Herstellern veröffentlichte FAQ (PDF) positioniert VDI-in-a-Box explizit als einfache Lösung zur Desktop-Virtualisierung, die sich an mittelständische Unternehmen richte, für die XenDesktop zu komplex sei. Als Vorzüge der Software nennt sie, dass sie keine separaten Connection Broker, keine Load Balancer und kein Shared Storage (sprich SAN) benötige.
VDI-in-a-Box bleibt eigenständiges Produkt
Das Dokument beantwortet die Frage nach der Zukunft von VDI-in-a-Box damit, dass es weiterhin als separates Produkt angeboten wird. Die Eigenständigkeit von Kaviza soll sogar soweit gehen, dass es keinerlei Migrationspfade zu XenDesktop geben wird. Wenn also Firmen der kleinen Lösung entwachsen, können sie ihre Lizenzen nicht gegen solche für XenDesktop eintauschen.
In technischer Hinsicht fand jedoch schon vor der Übernahme eine gewisse Integration mit den Citrix-Produkten statt. So läuft VDI-in-a-Box auf XenServer und nutzt die HDX-Technik (auf Basis des ICA-Protokolls) für die Kommunikation mit Endgeräten. Das kürzlich veröffentlichte VDI-in-a-Box 4.1 enthält zudem das Citrix User Profile Management.
Fragwürdige 2-Produkte-Strategie
Die Strategie auf Basis von 2 VDI-Lösungen für verschiedene Marktsegmente ist insgesamt problematisch. Zum einen hat Citrix nie offiziell eingeräumt, dass sich XenDesktop nicht für den Mittelstand eigne, vielmehr bietet es mit XenDesktop Standard eine Variante für diese Zielgruppe an. Zum anderen stellt sich die Frage, ob die Anforderungen von mittelständischen und großen Unternehmen wirklich so verschieden sind.
Die Projekte, in denen tausende Desktops auf einmal virtualisiert werden, sind die absolute Ausnahme. Vielmehr setzen auch große Firmen die Desktop-Virtualisierung primär taktisch ein und beginnen mit einer überschaubaren Zahl an Arbeitsplätzen. Dafür eignet sich auch Kaviza. Wenn sie aber später VDI flächendeckend nutzen möchten, benötigen sie eine Migrationsoption in Richtung XenDesktop.
Kein offensichtlicher Gewinn gegen VMware
Im Vergleich zu VMware bringt die Kaviza-Übernahme Citrix scheinbar in eine günstige Position, weil es nun für kleinere Firmen ein einfacheres System zur Desktop-Virtualisierung besitzt. Doch VMware View gilt verglichen mit XenDesktop als weniger komplex, so dass VMware bei mittelständischen Firmen nicht unbedingt auf verlorenem Posten steht. Vor allem aber kann es damit argumentieren, dass sich eine Installation auf Basis von View beliebig ausbauen lässt, und bei weiterem Wachstum kein Produktwechsel ansteht.
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