Tags: XenApp, Mobile Computing
Zu den wesentlichen Neuerungen von XenDesktop 7 gehörte die Zusammenführung von Desktop-Virtualisierung und Session-basierten Anwendungen bzw. Desktops auf einer gemeinsamen technischen Basis. Damit verschwand XenApp als eigenes Produkt. Es kehrt nun in der Version 7.5 zurück, wenn auch nicht in gewohnter Gestalt.
Sowohl VDI als auch Terminaldienste sind Formen des Server Based Computing, die sich viele Basistechniken teilen. Im Fall von Citrix sind das zum Beispiel HDX, der Receiver oder Netscaler. Nur Server-seitig pflegte der Hersteller über längere Zeit für XenApp und XenDesktop zwei verschiedene Architekturen, so dass die Verschmelzung der beiden Produkte auf Basis der Flexcast Management Architecture (FMA) sinnvoll erschien.
Feature-Verlust durch Architekturwechsel
Aus Sicht der Anwender hatte dies vor allem den Vorteil, dass ein Sammelsurium an Management-Tools einer Konsole wich (je nach Benutzergruppe entweder Desktop Studio oder Desktop Director, dieser primär für den Helpdesk). Allerdings brachte die Migration auf eine neue Plattform nicht nur neue Funktionen, sondern führte auch zum Verlust einiger Features, die im Lauf der Zeit speziell für das Management von Sessions entstanden waren.
Zu den Rückschritten aus Sicht des XenApp-Administrators zählten in XenDesktop 7 unter anderem der Verlust des Web-Interface und des Supports für Oracle-Datenbanken, das Verschwinden von App Streaming, Zonen, Session Prelaunch und Session Linger (das Weiterbestehen einer Session, nachdem der User eine Anwendung schließt) sowie von Health Monitoring und Kapazitäts-Management (einen guten Funktionsvergleich zwischen XenApp 6.5 und XenDesktop 7 bietet Shaun Ritchie in dieser Tabelle).
Existenz als XenDesktop App Edition
Neben einigen Features verschwand auch der Name XenApp, nachdem das Produkt über die Jahre mehrfach umbenannt worden war. Dennoch mussten Anwender mit XenDesktop nicht zwangsläufig die Funktionen zur Desktop-Virtualisierung einkaufen, vielmehr konnten sie sich wie unter XenApp auf das Management von Sessions beschränken. Dafür war die XenDesktop 7 App Edition vorgesehen.
Das nun in der Version 7.5 wiederauferstandene XenApp ist technisch betrachtet die Fortführung der App Edition unter einem neuen bzw. alten Namen. Es beruht wie gehabt auf der Flexcast-Architektur. Von den verloren gegangenen Features feiert nun das Web-Interface seine Rückkehr, so dass Anwender eine längere Übergangsfrist für die Umstellung auf Storefront haben.
Server aus der Amazon-Cloud hinzufügen
Zur wichtigsten Neuerung von XenApp 7.5 gehört eine Cloud-Option, die es erlaubt, direkt aus der Management-Konsole zusätzliche Ressourcen in Form weiterer Terminal-Server zu buchen. Die Software unterstützt zu diesem Zweck aus der Box die Amazon Web Services sowie Apache CloudStack. Letzteres geht auf cloud.com zurück, das Citrix 2011 gekauft hatte und dessen Code es an Apache übergab, als der Hersteller seine Ausrichtung zugunsten von OpenStack änderte. Der Support für Azure ist angekündigt.
Das Einrichten von hybriden Umgebungen, die interne Infrastrukturen mit solchen aus der Public Cloud kombinieren, dient nicht nur dazu, Bedarfsspitzen durch Zukauf externer Leistungen abzufangen. Ein wesentlicher Aspekt dabei ist die bessere Unterstützung von mobilen Geräten, die auch durch die Integration von HDX Mobile in XenApp 7.5 zum Ausdruck kommt. Es erlaubt eine Nutzung von Windows-Programmen, die sich an den Gegebenheiten von Touch-Oberflächen und den Bedingungen mobiler Netzwerke orientiert.
Virtuelle Desktops für Mobilgeräte wenig geeignet
Die strategische Ausrichtung von Citrix auf mobile Geräte, die sich auch in der Übernahme des MDM-Anbieters Zenprise manifestierte, dürfte ausschlaggebend für die Renaissance von XenApp sein. Die vom Hersteller während der letzten Jahre favorisierten virtuellen Desktops sind auf solchen Endgeräten relativ nutzlos, vielmehr geht es dort um die Bereitstellung einzelner Windows-Applikationen.
Hinzu kommt, dass den Cloud-Ambitionen von Citrix bei VDI enge Grenzen gesetzt sind, weil Microsoft bis heute keine Service-Provider-Lizenzen für den Windows-Client vergibt. Entsprechend beruhen praktisch alle DaaS-Angebote auf Single-User-Versionen des Terminal-Servers.
AppDNA für die Migration von Anwendungen auf XenApp
Ein weiteres Zeichen für die Aufwertung des schon totgesagten Modells, bei dem sich mehrere User ein Betriebssystem teilen, ist die Integration von AppDNA in die Platinum Edition von XenApp 7.5. Die ebenfalls 2011 zugekaufte Software dient dazu, Kompatibilitätsprobleme beim Umstieg auf neuere Windows-Versionen zu bewältigen und hilft auch bei der Migration von Anwendungen auf den Terminal-Server.
Trotz der Rückkehr des vertrauten Namens stehen Anwender von XenApp 6.5 vor den gleichen Upgrade-Hürden wie bei XenDesktop 7. Durch den Architekturwechsel gibt es keinen direkten Pfad zur neuen Version. Citrix hat diesen Kunden im letzten Jahr durch das Feature Pack 2 eine Reihe von Neuerungen zukommen lassen, die sich auch in XenDesktop 7 fanden, beispielsweise den Client-less Receiver für HTML5-Browser.
XenApp 6.5 auf Windows Server 2008 R2 beschränkt
Auch das Support-Ende im Februar 2016 lässt den Anwendern von XenApp 6.5 noch einigen Spielraum. Eine größere Einschränkung könnte für viele Unternehmen indes die Tatsache sein, dass diese Version noch auf Windows Server 2008 R2 läuft und ein Update auf Server 2012 (R2) auch einen Umstieg auf XenApp 7.5 erfordert.
XenApp 7.5 soll laut Hersteller im März 2014 auf den Markt kommen. Parallel dazu bietet Citrix Käufern dieser neuen Version bis zum 30. September Rabatte beim Erwerb von XenMobile an, die bei der Enterprise Edition 20 Prozent betragen.
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