Tags: Migration, XenApp, XenDesktop
Citrix kündigte die Version 7.6 seiner Flaggschiffprodukte XenApp und XenDesktop an. Eine wesentliche Aufgabe des Upgrades besteht darin, Funktionen von XenApp 6.5 wiederherzustellen, die durch seine Migration auf die Flexcast-Architektur auf der Strecke blieben. Hinzu kommt eine verbesserte Grafik auf Basis von Server-GPUs, die Umleitung von USB-3-Geräten und eine höhere Ausfallsicherheit.
Es ist kein Geheimnis, dass die Zusammenführung von XenApp und XenDesktop auf Basis der gemeinsamen Flexcast-Architektur für Citrix nicht gerade optimal gelaufen ist. Die Verschmelzung der beiden Produkte unter dem Namen XenDesktop 7 war eine Marketing-Fehlentscheidung, weil damit die gut etablierte Marke XenApp verschwand. Zudem fielen dem Architekturwechsel mehrere Funktionen zum Opfer, die in XenApp 6.5 und früheren Versionen noch präsent waren.
Erste Reparaturen in XenApp 7.5
Die im 1. Quartal 2014 veröffentlichte Version 7.5 diente vor allem dem Zweck, einige diese Scharten wieder auszuwetzen und bestehenden Kunden bei der Stange zu halten. Letzteres ist notwendig, weil sich Microsofts Remote Desktop Services in den letzten beiden Releases so weit entwickelt haben, dass die Terminaldienste viele der von Citrix gebotenen Erweiterungen nun selbst abdecken. Und nicht zuletzt integriert VMware Horizon 6 neben virtuellen Desktops nun auch Terminal-Server, so dass es jetzt in direkter Konkurrenz zu XenApp steht.
Die Version 7.5 brachte daher den Namen XenApp wieder zurück, auch wenn er bloß die gleichen Session-bezogenen Features bezeichnet, die vorher unter XenDesktop App Edition firmierten. Darüber hinaus ließ es das Web-Interface wiederauferstehen, so dass Anwender nach der Migration auf 7.x nicht zum Wechsel auf Storefront gezwungen sind.
Zurück in XenApp 7.6: Session Linger und PreLaunch
XenApp und XenDesktop 7.6 setzen diesen Kurs fort, indem sie weitere Features wiederherstellen, die XenApp in der Vergangenheit bereits besaß. Dazu zählen das Session Linger, das eine Session bestehen lässt, nachdem der User eine Anwendung schließt, sowie Session PreLaunch, bei dem die Benutzer nach ihrer Anmeldung mit einer bereits vorab gestarteten Sitzung verbunden werden. Beide Funktionen beschleunigen die Bereitstellung von Desktops und Anwendungen.
Ebenfalls zurückgekehrt sind anonyme Anmeldungen, eine Variante des Gastzugangs unter Citrix, die Anwendungen oder Desktops ohne Eingabe von Benutzername und Passwort startet.
DB Connection Leasing für HA
Unklar ist auf Basis der aktuellen Ankündigung, ob die restaurierten Funktionen exakt jenen entsprechen, die Administratoren von XenApp 6.5 kennen. Beim Datenbank-Caching etwa wählte Citrix ein anderes Verfahren und verzichtete auf die Verwendung einer Access-Datenbank auf jedem Host.
Stattdessen repliziert das neue Connection Leasing die Sitzungsinformationen als XML-Datei auf jeden Controller. Somit können sich künftig auch dann neue Benutzer anmelden, wenn die Verbindung zum SQL Server unterbrochen ist. Bisher bestanden in einem solchen Fall vorhandene Sessions zwar weiter, aber neue ließen sich nicht mehr erzeugen.
USB-3-Redirect, Filter für Zwischenablage
Neben der Renaissance altbekannter Features bieten XenApp und XenDesktop auch genuin neue Funktionen. Dazu zählt eine verbesserte Grafik auf Basis von DirectX/2D-Rendering, das die Fähigkeiten von Server-GPUs nutzen kann. Unklar ist, ob sich diese Neuerung auf die Grafik-Hardware ausgesuchter Hersteller wie Nvidia beschränkt oder ob es sich dabei um eine generische Funktion handelt.
Neu hinzu kommt auch die Möglichkeit zur Umleitung von lokal angesteckten USB-3.0-Geräten wie Kameras oder Headsets auf die entfernte Session oder den virtuellen Desktop. Das gilt auch für Lync-Phones, so dass Microsofts Unified-Communicatios-System aus der Box unterstützt wird.
Der Transfer von Daten zwischen dem lokalen Client und der entfernten Session bzw. dem virtuellen Desktop über die Zwischenablage lässt sich in der Version 7.6 durch neue Filterregeln einschränken. Auf diese Weise können Unternehmen mit hohen Sicherheitsanforderungen verhindern, dass vertrauliche Informationen auf diesem Weg das Rechenzentrum verlassen.
Zum Lieferumfang des Systems gehört auch ein neuer Connector für den System Center Configuration Manager, so dass sich der Benutzerzugriff auf entfernte Applikationen und virtuelle Desktops über das Microsoft-Tool verwalten lässt. Zudem erweitert ein eigener Receiver für Google Chromebooks den Plattform-Support von Citrix.
Koexistenz mit XenApp 6.5
Der holprige Wechsel von der Independent Management Architecture auf Flexcast brachte XenApp-Kunden vorerst nicht nur um eine Reihe bewährter Funktionen, sondern erschwerte auch das Upgrade auf die neue Plattform. VMware argumentierte daher, dass dieses nicht weniger aufwändig sei als ein Umstieg auf Horizon 6.
Deshalb ist es weiteres Ziel der Version 7.6, die Migration auf die neue Architektur und die Koexistenz des alten und neuen XenApp zu vereinfachen. Letzteres soll dadurch gewährleistet werden, dass wesentliche Komponenten, die im Rahmen des Upgrades aktualisiert wurden, auch mit XenApp 6.5 kompatibel sind. Dazu gehören die Provisioning Services, der Receiver, StoreFront, HDX, AppDNA oder Monitoring-Konsolen.
Zusätzlich kündigte Citrix eigene Migrations-Tools an, mit denen sich bestehende Konfigurationen für Anwendungen und Desktops in die neue Umgebung übernehmen lassen.
Verfügbarkeit
XenApp und XenDesktop gibt es in jeweils drei Ausführungen, wobei die beiden höherwertigen XenDesktop-Editionen (Enterprise und Platinum) sämtliche Funktionen für Session-basierte Desktops und Anwendungen enthalten, die man über XenApp 7.6 separat erhält. Die Version 7.6 beider Produkte soll im September 2014 auf den Markt kommen.
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