Citrix XenDesktop 7 verschmilzt XenApp und VDI zu einem Produkt


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    XenDesktopCitrix stellte die Version 7 von XenDesktop vor, die der Hersteller bereits im letzten Jahr unter dem Codenamen Project Excalibur angekündigt hatte. Es verschmilzt die zuvor separaten Produkte XenApp und XenDesktop zu einer gemeinsamen Infrastruktur für Sessions und virtuelle Desktops. Mehrere Verbesserungen sollen zudem die Nutzung von Windows-Anwendungen auf mobilen Geräten erleichtern.

    Citrix strebte bereits in früheren Versionen von XenDesktop nach einer engeren Integration mit XenApp, so dass Firmen wahlweise komplette Desktops oder nur Sessions bereitstellen konnten. Dies äußerte sich auch in der Lizenzpolitik, indem XenDesktop je nach Edition mehr oder weniger Rechte für die Nutzung von XenApp enthielt. Technisch betrachtet handelte es sich bisher aber um zwei eigenständige Produkte, die über separate Installationsprogramme eingerichtet und über getrennte Konsolen verwaltet wurden.

    Gemeinsame Installation und Verwaltung

    Die Verschmelzung der beiden Produkte äußert sich nun in einer gemeinsamen Installation und in einem zentralen Management auf Basis von Citrix Studio. Sie sind das Ergebnis einer einheitlichen Architektur, nachdem die XenApp-Funktionen jetzt nicht mehr auf der Independent Management Architecture (IMA), sondern wie XenDesktop auf der Flexcast Management Architecture (FMA) beruhen. Damit verschwindet auch die XenApp-eigene Datenbank, alle Konfigurationsdaten liegen künftig nur noch in einem SQL Server. Oracle und MS Access werden nicht mehr unterstützt.

    XenDesktop 7 portiert XenApp auf die Flexcast-Architektur und vereinheitlicht das Management des gesamten Systems.

    Der Architekturwechsel für XenApp schlägt sich auch darin nieder, dass die Kommunikation von Session Hosts untereinander über das IMA-Protokoll entfällt und damit auch die Installation der gewohnten XenApp-Komponenten auf einem Terminal-Server. Stattdessen adaptiert Citrix den von XenDesktop bekannten Delivery Agent für Session Hosts. Die Server-Version unterscheidet sich von der Desktop-Variante nur durch eine andere ICA-Implementierung (Multi- versus Single-User), außerdem unterstützt der Desktop-Agent die Umleitung von USB-Geräten.

    Ein Broker für Sessions und virtuelle Desktops

    Die einheitliche Verwendung eines Delivery Agents für virtuelle Desktops und Sessions hat weiterhin zur Folge, dass dafür keine separaten Broker mehr erforderlich sind. Vielmehr verbindet der Delivery Controller nun Benutzer sowohl mit Sessions als auch mit virtuellen Desktops. Damit erspart man sich getrennte Infrastrukturen für die zwei verschiedenen Formen der Bereitstellung von Windows-Anwendungen.

    Ein weiterer Vorteil der neuen Architektur besteht darin, dass Controller und Agent nicht auf der gleichen Windows-Version laufen müssen, so dass sich etwa das Upgrade von XenDesktop-Installationen vereinfacht.

    Flexcast: 5 Formen der Bereitstellung

    Die Portierung der XenApp-Funktionen auf die Architektur von XenDesktop kommt Citrix bei der weiteren Entwicklung des Produkts zugute, außerdem profitieren Administratoren vom einfacheren Deployment und Management des Systems. Gleichzeitig erhöht aber das von Citrix verfolgte Flexcast-Konzept, wonach Windows-Anwendungen je nach Anforderung auf verschiedene Weise bereitgestellt werden können, die Komplexität einer solchen Lösung.

    Schuld daran sind nicht nur die Auswahl zwischen 5 verschiedenen Modellen, sondern auch die wuchernden und laufend geänderten Marketing-Bezeichnungen. Citrix möchte auf diese Weise die Grenzen zwischen bisher eigenständigen Produkten wie XenDesktop, Provisioning Server und XenApp verwischen und Letztere als Produktbezeichnungen nicht mehr verwenden.

    Mit dem Marketing-Begriff Flexcast beschreibt Citrix die Möglichkeit, Windows-Anwendungen auf verschiedene Weise bereitzustellen

    Daher heißen zum Beispiel Desktops auf Basis von XenApp seit einiger Zeit Hosted Shared Desktops und hinter der Bereitstellungsoption Streamed VHD verbergen sich die Provisioning Services. Um die Qual der Wahl zu lindern, bietet Citrix einen Online-Assistenten an, der bei der Entscheidung zwischen den verschiedenen Modellen helfen soll.

    Anpassung von Windows-Programmen an Mobilgeräte

    Neben der Konsolidierung von XenApp auf Basis der XenDesktop-Architektur legte der Hersteller ein weiteres Augenmerk auf eine bessere Unterstützung von mobilen Clients. HDX Mobile übersetzt Gesten und andere Formen der Touch-Steuerung, so dass sich herkömmliche Desktop-Anwendungen auf solchen Geräten ähnlich bedienen lassen wie native Apps. Dazu gehört auch die Transformation von Pull-down-Menüs in visuelle Steuerungselemente des mobilen Clients oder das automatische Öffnen der virtuellen Tastatur unter Eingabefeldern.

    Eine weitere Neuerung, von der vornehmlich mobile Geräte profitieren, ist HDX Deep Compression. Es eignet sich auch zur Übertragung von Videos über 3G-Netzwerke und ermöglicht dort laut Hersteller eine doppelte so hohe Frame-Rate als in der Vergangenheit.

    Clientless Receiver

    Als Client-Komponente dient wie gehabt auf allen unterstützten Plattformen der Citrix Receiver. Er bietet gleichermaßen Zugriff auf gehostete Anwendungen nach dem XenApp-Modell und auf virtuelle Desktops. Sollte die Installation des Receivers auf einem Gerät nicht möglich sein, dann gibt es als Alternative eine rein Browser-basierte Implementierung.

    Benutzer können die bereitgestellten Services über das erweiterte StoreFront abrufen. Dort lassen sich auch native Apps für mobile Geräte über einen Enterprise App Store anbieten, wobei User mit Hilfe der Self-Service-Funktionen auch Apps anfordern können. Die Verwaltung von StoreFront erfolgt ebenfalls über Citrix Studio.

    Migrationspfad für XenApp-Nutzer

    Ein großer Teil der Citrix-Kunden nutzt bis heute nur XenApp und hat keine Pläne für den Einsatz virtueller Desktops. Sie waren schon in der Vergangenheit den Versuchen des Herstellers ausgesetzt, sie durch Bundling der Software und durch Trade-ups von XenDesktop zu überzeugen.

    Nach der Verschmelzung der beiden Produkte dürften sich viele von ihnen fragen, welche Perspektive sie als XenApp-Kunden haben, vor allem wenn sie einen laufenden Wartungsvertrag besitzen. Sobald sie Windows 8 oder Server 2012 einsetzen möchten, lässt sich nämlich ein Upgrade von der aktuellen Version 6.5 nicht mehr vermeiden. Die neuesten Windows-Betriebssysteme setzen XenDesktop 7 voraus.

    CEO Mark Templeton kündigte auf der Synergy-Konferenz zusätzlich zu den existierenden Editionen VDI, Enterprise und Platinum eine App Edition von XenDesktop 7 an. Sie beschränkt sich auf die Bereitstellung von Anwendungen und Desktops nach dem XenApp-Modell. Da sie auf der gleichen Architektur beruht wie die großen Ausführungen, können Anwender durch den Zukauf entsprechender Lizenzen ohne Neuinstallation der Software auch virtuelle Desktops nutzen.

    Feature Pack 2 für XenApp 6.5

    Für all jene, die vorerst noch bei XenApp 6.5 bleiben, kündigte Citrix das Feature Pack 2 an. Es enthält das neueste StoreFront, die aktuellste Version des Receivers inklusive der reinen Browser-Option ("Clientless Receiver"), verbesserte Grafik sowie das zugekaufte AppDNA, um die Kompatibilität von Anwendungen mit XenApp zu prüfen. Hinzu kommt der Support für Hyper-V 2012 und ein Connector für SCCM 2012.

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    Bild von Wolfgang Sommergut
    Wolfgang Sommergut hat lang­jährige Erfahrung als Fach­autor, Berater und Kon­ferenz­sprecher zu ver­schie­denen Themen der IT. Da­ne­ben war er als System­ad­mi­ni­stra­tor und Con­sultant tätig.
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