Tags: Windows 7, Lizenzierung, Migration
Viele Unternehmen möchten dem Update des Client-Betriebssystems möglichst lange aus dem Weg gehen. Sie erwarten trotz des damit verbundenen Aufwands und der Kosten keine nennenswerte Verbesserung der Mitarbeiterproduktivität. Das damit erreichbare effizientere Desktop-Management lässt sich vorab nicht leicht beziffern. Beim Umstieg auf Windows 7 sind jedoch so mehrere Rahmenbedingungen zu beachten, dass ein zu langes Abwarten teuer werden kann.
Rund ein Jahr nach der Markteinführung von Windows 7 ist XP immer noch das mit Abstand meistgenutzte Client-Bentriebssystem, da Vista von rund 80 Prozent aller Firmen übersprungen wurde. Trotz der Verlängerung des Supportzeitraums für XP durch Microsoft läuft daher auf den meisten Firmen-PCs ein System, das sich dem Ende seines Lebenszyklus nähert.
XP-Support endet 2014
Bei der Planung des Umstiegs auf Windows 7 ist das Ende des Supports für XP die wichtigste Orientierungsmarke. Trotz aller Hoffnung auf einen weiteren Aufschub wird dieser am 8. April 2014 auslaufen. Danach wird es keine frei erhältlichen Sicherheits-Updates mehr geben.
Wenn man den Support-Zeitraum für XP bis zum Schluss ausnutzen möchte, dann müssen sie die Migration auf Windows 7 so planen, dass die Umstellung bis zum Verfallsdatum für XP abgeschlossen ist. Diese scheinbar triviale Einsicht ist in der Praxis gar nicht so einfach umsetzbar, weil der für den Umstieg notwendige Zeitraum von der geplanten Migrationsstrategie abhängt.
Start der Migration abhängig vom Vorgehen
Die Gartner Group unterscheidet in einem unlängst publizierten Papier zwischen der schrittweisen Ausmusterung von XP durch das kontinuierliche Ersetzen von alten PCs ("Attrition") und Migrationsprojekten, die in einem Zug eine homogene Client-Umgebung herstellen wollen ("Forklift"). Gerade im ersten Fall lässt sich anhand der typischen Refresh-Zyklen für die Hardware nicht so einfach zurückrechnen, wann mit der Umstellung zu beginnen ist, um noch rechtzeitig das Ziel einer vollständigen Eliminierung von XP bis 2014 zu erreichen.
Im ungünstigsten Fall müssen in der Endphase die noch Windows-7-tauglichen XP-Rechner migriert werden, obwohl man eigentlich durch das kontinuierliche Austauschen der PCs derartige Update-Aktivitäten vermeiden wollte. Hinzu kommen dann im Vergleich zu den OEM-Lizenzen höhere Kosten für die Updates auf Windows 7.
Neue Software nicht mehr für XP ausgelegt
Die Analysten von Gartner raten jedoch davon ab, Migrationspläne für Windows 7 möglichst eng auf das Ablaufdatum von XP abzustimmen. Sie gehen nämlich davon aus, dass viele Anbieter von Software bereits 2011 damit beginnen, mit den neuen Versionen ihrer Produkte Windows XP nicht mehr zu unterstützen. Im Jahr 2012 soll dies laut Gartner bereits gängige Praxis sein.
Auf der anderen Seite warten Firmen heute noch mit dem Umstieg auf Windows 7, weil Lieferanten wichtiger Anwendungen diese noch nicht auf die Kompatibilität mit den neuen Betriebssystem getestet haben oder dieses noch nicht offiziell unterstützen. Dadurch entsteht ein relativ enges Zeitfenster zwischen den letzten Anwendungen, die für Windows 7 freigegeben werden, und den ersten, die XP nicht mehr unterstützen.
Treiberunterstützung für XP schwindet
Eine ähnliche Situation zeichnet sich für die Hardware ab, wenn Hersteller nach der Einschätzung von Gartner ab 2013 nur noch wenige PCs mit XP-Treibern ausliefern. Wenn Unternehmen sich für den Umstieg aller Rechner im Rahmen eines Migrationsprojekts entscheiden, dann werden sie bis zu diesem Zeitpunkt auch auf neuen PCs noch Windows XP installieren und aufgrund der sich verschlechternden Treiberunterstützung damit zunehmend Probleme haben.
Die Analysten raten daher, mit der Migration auf Windows 7 nicht bis zum Ende des XP-Supports zu warten, sondern XP nach Möglichkeit bis Ende 2012 auszumustern. Die Phase ab 2013 bezeichnen sie aufgrund der zu erwartenden Support-Probleme für Hard- und Software als "XP-Gefahrenzone".
Lizenzrechtliche Aspekte
Neben den von Gartner angesprochenen möglichen Support-Problemen für Hard- und Software kommen noch lizenzrechtliche Faktoren hinzu, die berücksichtigt werden sollten. Nach dem Erscheinen des für dieses Jahr erwarteten Service Pack 1 (SP1) für Windows 7 verfällt das Downgrade-Recht auf Windows XP. Wer bis dahin einen neuen Rechner mit vorinstalliertem Windows 7 kauft, darf dieses durch eine passende Edition von Windows XP ersetzen.
Wenn Unternehmen das SP1 abwarten wollen, bevor sie auf Windows 7 umsteigen, dann müssen sie nach Erscheinen des Service Packs das neue Betriebssystem über eine Volumenlizenz erwerben, um das Recht zu erhalten, Windows XP zu installieren. Allerdings dürfen sie dann im Zuge der Migration auf Rechnern mit einem Downgrade-XP nicht auf Windows 7 zurückkehren. Diese Möglichkeit eröffnet nur eine Software Assurance.
Ein solcher Wartungsvertrag sollte in den Planungen für die Migration auf Windows 7 ohnehin eine wesentliche Rolle spielen. Nehmen Unternehmen den Umstieg auf das neue Betriebssystem zum Anlass, über alternative Modelle nachzudenken, etwa über zentral gehostete virtuelle Desktops oder die Anwendungs-Virtualisierung mit App-V, dann lässt sich eine Software Assurance kaum vermeiden.
Bei einer Laufzeit von 3 Jahren könnte ein Abschluss kurz vor dem Erscheinen von Windows 8 jedoch ungünstig sein. Man erwirbt dann zwar das Update-Recht auf diese Version, wird dieses aber unter Umständen gar nicht in Anspruch nehmen, wenn die Migration auf Windows 7 gerade eben erfolgt ist. Die übernächste Version wird dann aber wahrscheinlich nach dem Ende der Vertragslaufzeit auf den Markt kommen.
Microsoft hat sich auf keine Lieferdaten für Windows 8 oder gar dessen Nachfolger festgelegt. Nach der langen Entwicklungsphase für Vista betonte das Unternehmen jedoch, dass es künftig kürzere Update-Zyklen anstrebe. Mit Rücksicht auf Software-Assurance-Kunden dürften diese nicht viel länger sein als 3 Jahre, weil sonst die Bereitschaft sinken wird, solche Wartungsverträge abzuschließen, wenn sich damit keine Update-Rechte erwerben lassen.
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