Tags: Windows 7, Migration
Die Siemens IT Solutions and Services gab kürzlich in einer Pressemitteilung bekannt, dass sie alle PCs der Münchener Hypothekenbank auf Windows 7 umgestellt hat. Im Gespräch mit der Projektleiterin, Frau Helga Widmann, Solution Architekt Manager, und Andreas Essing, Director Microsoft Consulting Practice, erfuhr WindowsPro interessante Einzelheiten zum Projektverlauf.
Hier die wichtigsten Informationen zur Windows-7-Migration der Münchener Hypothekenbank:
- Das Geldinstitut hatte eigentlich schon den Umstieg auf Vista geplant, wartete jedoch auf Anraten der Siemens-Consultants die Fertigstellung von Windows 7 ab. Daher stand die Migration einer noch homogenen XP-Umgebung auf die neue Version des Betriebssystems an. Die ersten Kompatibilitätstests begannen bereits auf Basis der Beta.
- Das Migrationsprojekt betraf 450 Desktop-Rechner und 150 Notebooks. Die Hypothekenbank nahm die Umstellung zum Anlass, die gesamte Client-Hardware zu erneuern.
- Das Unternehmen hat viele Anwendungen, die auf den PCs laufen müssen (natürlich nicht alle überall) - und das, obwohl es schon sehr viele Web-Applikationen nutzt.
- Da in Banken viele branchenspezifische Applikationen laufen, helfen hier Kompatibilitätslisten und ACT nicht weiter, sie decken nur Standardsoftware ab. Daher mussten alle betroffenen Anwendungen im Vorfeld interaktiv nach einer vorgegebenen Checkliste getestet werden.
- Typischerweise betreiben Banken gehärtete Clients, welche zentral verwaltet werden. So auch im Fall der Hypothekenbank. Alle Einstellungen und Benutzerdaten werden mittels Server-gespeicherter Profile zentral abgelegt. Außerdem sind an den meisten Rechnern die USB-Ports gesperrt.
- Bei den Desktops mussten daher keine benutzerspezifischen Dateien und Programme auf den Clients eingesammelt werden. Die Notebook-Anwender wurden aufgefordert, alle lokalen Daten ins Netzwerk zu sichern. Wegen der mit Windows 7 geänderten Struktur des Userprofils bekam jeder Mitarbeiter ein neues Server-basiertes Benutzerprofil. Man hat sich entschieden, die Migration als Neuanfang zu nutzen und keine Konfigurationsdaten zu migrieren. Ausschließlich die IE-Favoriten und die Verknüpfungen auf dem Desktop wurden in das neue Profil übernommen.
- Die Umstellung auf Windows 7 war auch gleich Anlass, um das bisher für OS Deployment und Software-Distribution genutzte Frontrange Enteo (ehemals NetInstall) durch Empirum von Matrix42 zu ersetzen. Microsofts System Center Essentials kamen aufgrund ihrer lizenzrechtlichen Beschränkung auf maximal 500 Endgeräte nicht in Frage.
- Im Gegensatz zu manch anderen Geldinstituten setzt die Hypothekenbank kaum auf Terminalserver. Einige Anwendungen werden als Web-Lösung bereitgestellt, das Gros aber herkömmlich auf dem Client installiert. Nach der Verteilung eines schlanken Betriebssystem-Images wurde im Nachgang mittels Empirum die Software eingespielt.
- Die Migration erfolgte auf die 32-Bit-Version von Windows 7 Professional. Damit verzichtete die Hypothekenbank auf die neuen Enterprise-Features von Windows 7 wie DirectAccess, BitLocker ToGo, AppLocker oder BranchCache. Das Unternehmen nutzt zur Laufwerkverschlüsselung als Alternative McAfee Endpoint Encryption, BranchCache sei, so Widmann, in den 12 Außenstellen von geringem Nutzen, weil die meisten Mitarbeiter dort als Außendienstler größtenteils unterwegs sind. Die genannten neuen Features setzen zudem einen Windows Server 2008 R2 voraus. Die Migration der Server auf das neue Betriebssystem ist terminlich losgelöst von der Client-Migration.
- Applikations-Virtualisierung wurde als Alternative zur herkömmlichen Installation in Betracht gezogen. App-V als Teil von MDOP erfordert aber zusätzliche Lizenzen, so dass es nicht in Frage kam. Die Projektbeteiligten evaluierten VMware ThinApp. Eine Hauptfunktion eines solchen Tools, Programmkonflikte zu vermeiden, schien bei den vorhandenen Anwendungen verzichtbar. ThinApp dient aber nun dafür, neue Software zu evaluieren, weil sie sich im Fall des Falles von den Rechnern entfernen lässt, ohne Spuren zu hinterlassen.
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