Tags: Windows 7, Lizenzierung, MDOP
Das Enterprise Agreement (EA) ist eine Form der Volumenlizenzierung für große Unternehmen, über die man Lizenzen entweder für die unbegrenzte Nutzung ("perpetual License") erwerben oder diese für einen bestimmten Zeitraum mieten kann (Enterprise Subscription Agreement). Während die Kündigung beim Mietmodell einfach dazu führt, dass man solcherart lizenzierte Produkte nicht mehr verwenden darf, ist die Situation bei einem gewöhnlichen EA komplizierter. Das liegt auch daran, dass ein solches Agreement zusätzlich eine Software Assurance umfasst.
Während bei anderen Formen der Volumenlizenzierung Windows oder Office typischerweise als separate Produkte erworben werden, schreibt sich ein Kunde beim EA für eine Desktop-Plattform ein. Diese Pakete enthalten Windows, Office und ein Bundle aus CALs für verschiedene Server-Software. Optional kommt noch das Microsoft Desktop Optimization Pack (MDOP) hinzu.
Die meisten Nutzungsbeschränkungen nach der Kündigung eines EA entstehen durch den Wegfall der Software Assurance und der mit ihr gewährten Rechten. Daher treffen die im Folgenden beschriebenen Konsequenzen auch auf alle anderen Volumenlizenzen zu, wenn der Wartungsvertrag nicht mehr verlängert wird. Das Enrollment for Desktop Plattform macht die Sache allein deshalb komplizierter, weil mehrere Produkte mit unterschiedlichen Regelungen betroffen sind.
Nutzungsrechte für Windows 7
Die in einer EA enthaltene Software Assurance verleiht das Recht zur Nutzung von Windows 7 Enterprise. Wenn der Wartungsvertrag durch Kündigung der EA beendet wird, hat dies folgende Auswirkungen:
- Wenn Windows 7 Enterprise nicht vor dem Ablauf der Software Assurance auf die dadurch abgedeckten PCs verteilt wurde, dann kann es auch noch danach installiert werden. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass das Upgrade-Recht für das Betriebssystem noch vor Vertragsende erworben wurde.
- Wird ein Rechner nach Ende der Software Assurance ausgetauscht, dann darf die Enterprise Edition darauf nicht mehr installiert werden. Allerdings ist es erlaubt, diesem Gerät die dauerhaft erworbene Lizenz für Windows 7 Professional zuzuweisen.
- Neue PCs, die zur bisher vorhandenen Zahl an Desktop-Rechnern hinzukommen, müssen für Windows 7 separat lizenziert werden, das dauerhaft erworbene Recht auf Windows 7 Professional gilt für sie nicht. Daher ist es wichtig, die vorhandenen Systeme mit Ende der Software Assurance zu inventarisieren.
- Während die Windows 7 Enterprise mit den exklusiv enthaltenen Features (Bitlocker, BranchCache, AppLocker, Direct Access, etc.) auch nach Ablauf der Software Assurance weitergenutzt werden darf, entfällt das Recht auf die Verwendung des Multi-language User Interface (MUI). Es dient vor allem international tätigen Unternehmen dazu, Windows 7 mit Hilfe eines Images in verschiedenen Sprachen zu installieren.
Windows in virtuellen Maschinen
Wenn für ein Gerät eine Software Assurance abgeschlossen wurde, dann darf seit 1. Juli 2010 von dort auf virtuelle Desktops im Rechenzentrum zugegriffen werden. Der Wartungsvertrag enthält mithin eine Lizenz namens Windows Virtual Desktop Access (Windows VDA). Nach Ablauf der Software Assurance entfällt dieses Recht und muss für jedes betroffene Endgerät separat erworben werden.
Die Software Assurance räumt zudem die Möglichkeit ein, Windows in bis zu 4 lokalen virtuellen Maschinen auszuführen. Dieses Recht erlischt ebenfalls mit dem Ende des Wartungsvertrags. Allerdings ist weiterhin erlaubt, den XP Mode zu nutzen, bei dem eine Instanz von XP Professional in einer lokalen virtuellen Maschine läuft. Dies ist auch unter Windows 7 Professional möglich.
Microsoft Desktop Optimization Pack (MDOP)
Das MDOP ist nur auf Basis eines Abo-Modells für PCs erhältlich, die einer Software Assurance unterliegen. Wird diese nicht verlängert, dann erlischt das Recht, die 6 darin enthaltenen Tools zu nutzen. Sie müssen dann entweder gänzlich entfernt werden, oder die Firma nimmt die von Microsoft angebotenen Buy-out-Option in Anspruch, mit der eine dauerhafte Lizenz erworben werden kann.
Core CAL Suite und Enterprise CAL Suite
Bei den CAL Suites handelt es sich um Lizenzpakete, die den Zugriff auf diverse Server-Produkte von Microsoft erlauben. Die Core CAL Suite räumt den Client-Zugriff für Windows Server, Exchange Server Standard, Sharepoint Standard und den System Center Configuration Manager (SCCM) ein, bei der Enterprise CAL Suite kommen die Enterprise-Versionen von Exchange und Sharepoint, die Client Management Suite, die Active Directory Rights Management Services, sowie Forefront-Produkte und der Communications Server (Lync) hinzu.
Jedes der Pakete ist je nach Lizenzierungsform für einen Benutzer oder ein Gerät zugelassen, eine Verteilung der Lizenzen auf mehrere Benutzer oder Geräte ist nicht erlaubt (wenn etwa ein Mitarbeiter keinen Zugriff auf den SCCM benötigt, kann die CAL nicht aus der Suite herausgelöst und einem anderen Benutzer zugeteilt werden).
Beide CAL Suites sind an eine Software Assurance gebunden. Läuft diese aus, etwa weil ein Enterprise Agreement nicht verlängert wird, dann geht das Recht verloren, immer auf die aktuellste Version der Server-Software zugreifen zu dürfen. Die CALs werden dann auf die Releases der Server-Produkte eingefroren, die am Ende der Vertragslaufzeit verfügbar waren. Bei Versionen von Exchange, Sharepoint oder anderen Produkten, die nach dem Ende der Software Assurance auf den Markt kommen, verlieren die CALs aus den Suites ihre Gültigkeit.
Office
Bei den Nutzungsrechten für Office-Versionen, die Kunden mit Software Assurance vorbehalten sind, gelten ähnliche Regelungen wie bei Windows. Allerdings ist keine der Editionen, die für Volumenlizenzen vorbehalten bleiben (Standard und Professional Plus), an eine Software Assurance gebunden. Daher können im Gegensatz zu Windows 7 Enterprise hier keine Missverständnisse bezüglich der Weiterverwendung nach den Auslaufen eines Wartungsvertrags entstehen.
Allerdings ist das mehrsprachige Deployment von Office mittels MUI ebenfalls an eine Software Assurance gebunden. Die MUI-Packages müssen daher nach Ablauf des Wartungsvertrags entfernt werden.
Verloren gehen zudem die Roaming Use Rights, die Benutzern erlauben, Office-Anwendungen remote in virtuellen Desktops oder über Terminal-Server von Geräten aus zu nutzen, die nicht dem Unternehmen gehören.
Support
Eine Software Assurance enthält für alle dafür zugelassenen Produkte einen 24x7-Support, der nach Ablaufen des Wartungsvertrags nicht mehr verfügbar ist. Allerdings ist ein erweiterter Support nicht an eine Software Assurance gebunden, vielmehr können verschiedene Varianten von Supportverträgen separat abgeschlossen werden.
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