Tags: XP-Modus, VMware Player, VirtualBox, Windows 8
Microsoft stellt Anwendern von Windows 7 Pro, Ultimate und Enterprise den so genannten XP-Modus zur Verfügung, um dort die Weiternutzung alter Anwendungen zu erleichtern. Diese Migrationshilfe ist für Windows 8 aber nicht mehr vorgesehen. Wer beim Upgrade auf das neueste Betriebssystem seine virtuelle XP-Umgebung aus Windows 7 mitnehmen möchte, trifft auf erhebliche technische und lizenzrechtliche Hürden. Die folgende FAQ zeigt, welche Möglichkeiten für den XP-Modus unter Windows 8 bestehen.
Der XP-Modus bezeichnet mehrere Komponenten und Features, mit deren Hilfe alte und inkompatible Anwendungen in einer virtuellen Maschine mit XP genutzt werden können. Dazu zählt einerseits Windows Virtual PC, der die VM bereitstellt, in der das Legacy-OS läuft. Er bietet einen Seamless-Modus, der es erlaubt, einzelne Programme, die in der VM unter XP ausgeführt werden, nahtlos in den Desktop von Windows 7 zu integrieren. Und schließlich gehört zum XP-Modus eine vorkonfigurierte Installation von Windows XP inklusive der erforderlichen Lizenz.
Weiterverwendung der XP-VM nicht vorgesehen
Einige Anwender würden vermutlich den XP-Modus nach einem Upgrade auf Windows 8 gerne weiterverwenden. Das betrifft beispielsweise Software-Entwickler oder IT-Pros, die das virtuelle XP nutzen, um die Kompatibilität von Anwendungen mit dem alten Betriebssystem zu testen. Außerdem mag es noch einzelne Programme geben, die nicht mehr aktualisiert werden und für die es keine mit Windows 7/8 kompatible Version geben wird.
Die offizielle Position von Microsoft lautet jedoch, dass der XP-Modus ein exklusives Feature der genannten Editionen von Windows 7 ist. Er wird daher unter Windows 8 nicht mehr unterstützt und man überschreitet lizenzrechtliche Grenzen, wenn man die technischen Hürden überwindet. Folgende Fragen und Antworten sollen klären, welche Optionen für den XP-Modus unter Windows 8 bestehen.
Warum möchte Microsoft den XP-Modus unter Windows 8 nicht mehr anbieten?
Es gibt dafür keine detaillierte Begründung. Allerdings wird mit Windows 8 auch Med-V eingestellt, eine Erweiterung für den Virtual PC, mit dem sich VMs zentral verwalten lassen. Es handelt sich dabei quasi um eine Enterprise-Version des XP-Modus, der zum Lieferumfang des MDOP gehörte. Das Aus für Med-V begründete Microsoft damit, dass Windows 8 weitgehend mit Windows 7 kompatibel sei.
Ganz offensichtlich geht Microsoft davon aus, dass nur wenige Anwender Windows 7 überspringen werden. Und wer nicht von XP direkt nach Windows 8 migriert, muss die Kompatibilitätsprobleme alter Anwendungen ohnehin schon vorher bewältigt haben. Außerdem haben die meisten Hersteller ihre Programme vier Jahre nach dem Erscheinen von Windows 7 aktualisiert, so dass sie unter allen Nachfolgern von XP funktionieren sollten.
Schließlich läuft der Support von XP in weniger als einem Jahr endgültig aus. Microsoft hat also sicher ein Interesse daran, die Anwender von diesem alten System wegzubringen und sie nicht zur Weiternutzung zu ermuntern.
Aus welchen technischen Gründen lässt sich der XP-Modus nicht mehr unter Windows 8 verwenden?
Eine wesentliche Barriere besteht darin, dass der Virtual PC unter Windows 8 nicht mehr verfügbar ist. Er lässt sich auch nachträglich nicht installieren. Sein Nachfolger ist Windows 8 Hyper-V, der keinen Seamless-Modus anbietet. Damit entfällt die enge Integration einzelner Anwendungen der VM in den Desktop des Hosts. Außerdem verweigert das Installationsprogramm das Einrichten des XP-Modus.
Nachdem Virtual PC unter Windows 8 nicht mehr läuft, kann man dann nicht einfach die virtuelle Festplatte in Hyper-V übernehmen?
Rein technisch spricht nichts dagegen, unter Hyper-V eine neue VM anzulegen und die VHD des XP-Modus mit ihr zu verbinden. Dies wird man vor allem dann tun wollen, wenn man die XP-Installation schon länger genutzt und entsprechend angepasst hat.
Um einen frischen XP-Modus aus dem Installationsmedium nach Hyper-V zu migrieren, könnte man die VHD mit Hilfe von 7-Zip aus WindowsXPMode_de-de.exe entnehmen. Sie befindet sich unter sources\XPM und trägt den Namen VirtualXPVHD. Sie sollte nach dem Entpacken die Endung .vhd erhalten.
Nach dem Import der VHD in Hyper-V empfiehlt es sich, XP zu starten und anschließend die Integrationskomponenten von Virtual PC über die Systemsteuerung zu deinstallieren.
Mit welchen Problemen muss ich rechnen, wenn ich die VHD von XP-Mode in eine VM unter Hyper-V übernehme?
Die größte Hürde besteht darin, dass das virtuelle XP nach dem Start in der neuen Umgebung nach einer Aktivierung verlangt. Das gilt auch dann, wenn man eine taufrische VHD aus dem Installationsmedium verwendet, die noch nie auf anderer (virtueller) Hardware gelaufen ist.
Der XP-Modus beruht auf einer OEM-Lizenz für XP, die bereits von Microsoft aktiviert wurde und entsprechend beim Einsatz unter Windows 7 keine Eingabe eines Lizenzschlüssels erfordert. Die erneute Aktivierung unter Hyper-V erwartet aber einen Product Key, den man im Fall von XP-Modus aber gar nicht bekommen hat.
Er lässt sich zwar aus der Datei key.txt entnehmen, die unter \Programme\Windows XP Mode zu finden ist. In der Installationsdatei für den XP-Modus findet man den Schlüssel in der Datei key (also ohne Extension) unter WindowsXPMode_de-de.exe\sources\xpm\, wenn man WindowsXPMode_de-de.exe mit 7-Zip öffnet.
In einer VM unter Hyper-V lässt sich der XP-Modus damit aber nicht aktivieren, vielmehr erhält man die Fehlermeldung Nicht autorisierter Product Key.
Ich verwende schon unter Windows 7 den VMware Player bzw. VirtualBox, um den XP-Modus auszuführen. Ließe sich diese Konfiguration nicht auf Windows 8 übertragen?
VMware Workstation und Player haben eine explizite Importfunktion für den XP-Modus, für VirtualBox kann man diese mit VMlite nachrüsten. Diese Virtualisierer sind dem Virtual PC technisch deutlich überlegen, so dass ihr Einsatz sinnvoll ist.
Im Gegensatz zu Windows 8 Hyper-V unterstützen VMware und VirtualBox den Seamless-Modus (VMware nennt ihn Unity), so dass man das Startmenü von XP auf dem Desktop von Windows 8 einblenden und einzelne Anwendungen öffnen kann.
Allerdings stellt sich auch hier das Problem der Aktivierung. Außerdem lässt sich ein solcher Typ-2-Hypervisor nicht betreiben, wenn man Hyper-V installiert hat. Man müsste daher vor jedem Start des Players oder von VirtualBox erst Hyper-V deaktivieren und dann den Rechner neu booten.
Welche Migrationsoptionen für den XP-Modus bietet Microsoft an?
Diese beschränken sich auf die Empfehlung, die VHD des XP-Modus unter Windows 8 als Laufwerk zu mounten, damit man alle benötigten Daten von dort auf das neue System übernehmen kann.
Für installierte Anwendungen ist das natürlich keine Lösung. Wenn diese nicht mit Windows 8 kompatibel sind, dann muss man für ihre Ausführung eine andere Umgebung finden, beispielsweise einen Terminal-Server unter Windows Server 2003.
Ist es insgesamt sinnvoll, den XP-Modus nach Windows 8 zu migrieren?
Nein, in vielen Fällen sind die technischen Hürden dafür zu hoch und man verstößt gegen die Lizenzbedingungen von Microsoft. Ausnahmen wären etwa XP-VMs, in denen Anwendungen laufen, für die keine Installationsmedien mehr existieren oder andere seltene Konstellationen.
Wenn man wirklich keine andere Lösung als virtuelle XP-Maschinen findet, um alte und mit Windows 8 inkompatible Programme zu betreiben, dann braucht man dafür keinen XP-Modus. Seine Funktionen kann man auch haben, wenn man XP normal in einer VM unter VMware Player oder VirtualBox installiert und dort den Unity-Modus aktiviert.
Im Unterschied zum XP-Modus unter Windows 7 muss man sich dann allerdings um eine XP-Lizenz kümmern - es sei denn, man hat eine Software Assurance für den Client. Sie erlaubt die Ausführung von bis zu vier Windows-Instanzen in virtuellen Maschinen, auch von älteren Versionen des Betriebssystems.
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8 Kommentare
Zitat: "Der XP-Modus beruht auf einer OEM-Lizenz für XP, die bereits von Microsoft aktiviert wurde ..." - dieser Schlüssel sollte sich doch mit Tools wie Produkey oder Jelly Bean Keyfinder auslesen lassen, solange das virtuelle XP noch im XP-Modus unter Windows 7 läuft - fernab der lizenzrechtlich vermutlichen Unkorrekheit.
oder einfach die txt anklicken, die im xp Modus ordner liegt, diese enthält den Produkt key
Mhmmm... habe das eben mit Win 8.1 Pro probiert.
Ich habe vmlite installiert und ihm das XP-Mode Image WindowsXPMode_de-de.exe (weiß nicht, ob ich die umbenannt habe) gegeben, die ich damals in Win7 heruntergeladen hatte (486.679.552 Bytes).
Funktioniert alles tadelos.
Keine Frage nach Schlüssel oder Aktivierung.
Ich habe das auch alles erfolgreich installiert, aber habe nun das Problem, dass ich kein Update machen kann, da verabschiedet sich der Explorer immer. Hat jemand eine Lösung für mich?!?
Hilfe!
Ich habe das Programm VMLite mit Windows XP mode ganz sauber über die Systemsteuerung (habe Win 8) deinstalliert, einen Ordner in Dokumente>Applications>Lokale manuell entfernt und nun habe ich im Startordner sämtliche Icons der WinXP-Programme unter "VM Lite Workstation". Selbst per Rechtsklick einzeln deinstallieren klappt nicht, es öffnet sich der Desktop mit Systemsteuerung "Programme und Features" und nichts passiert, weil is ja schon deinstalliert... Hat jemand eine Idee, was ich da noch probieren könnte?
Ich habe folgendes Problem mit Windows 8.1 und dem XP-Modus.
Das Tool VMLite lässt sich problemlos installieren.
Danach wird die Datei WindowsXPMode_de-de.exe im Dateiauswahlfenster eingetragen und die Installation gestartet. Nach kurzer Zeit bekomme ich jedoch die Fehlermeldung (Failed to extract the msi file) mit den Auswahlmöglichkeiten Zurück oder Abbrechen.
Ich hab die Installation auf zwei neuen 64 Bit Rechnern mit Win 8.1 versucht und das Problem ist Identisch.
Hat jemand Erfahrungen diesbezüglich gemacht? ich währe für Infos sehr Dankbar.
Mit Freundlichen Grüßen
Guten Tag,
Ich möchte 2 Programme deinstallieren, die ich unter Windows Virtual PC installiert habe. Wie mache ich das????
Danke
Die Oberfläche VirtualPC starten und dann über die dortige Systemsteuerung arbeiten, um das betreffende Programm zu deinstallieren. Klappt jedenfalls beim XP-Mode - was ja in Wirklichkeit Teil des Virtual-PC ist - genau so...