Tags: Virtualisierung, Inventarisierung, App-V, MDOP
Das Microsoft Desktop Optimization Pack (MDOP) ist ein widersprüchliches Produkt: einerseits verkauft es sich seit der Version 1.0 angeblich wie warme Semmeln, andererseits ist es aber dem relativ kleinen Kundenkreis mit Software Assurance vorbehalten; einerseits enthält es wesentliche Komponenten für ein neues effizienteres Desktop-Modell, andererseits gibt Microsoft teure Studien in Auftrag, um seinen Nutzen zu belegen. Was spricht für und was gegen die Anschaffung von MDOP?
Pro: MDOP kostet für SA-Kunden relativ wenig
Microsoft versucht Firmen hartnäckig von den Vorteilen einer Software Assurance zu überzeugen. Ein solcher Wartungsvertrag wird deshalb immer mehr zur Voraussetzung für bestimmte Nutzungsrechte oder den Zugang zu bestimmten Produkten.
MDOP ist eine der Vergünstigungen, die Firmen mit Software Assurance vorbehalten bleibt. Für unter 10 Euro pro Arbeitsplatz und Jahr erhalten Firmen ein Paket aus 6 Produkten. Darunter befinden sich solche wie App-V, das eine zentrale Rolle in der zukünftigen Desktop-Strategie vieler Unternehmen spielen wird.
Da eine Software Assurance neuerdings das Recht zur entfernten Ausführung von Windows im Rechenzentrum abdeckt, dürfte MDOP zuerst für jene Kunden interessant sein, die Desktops virtualisieren möchten. Dafür spricht auch der auffällig parallele Verlauf der Suchaktivitäten bei Google für die Begriffe "MDOP" und "VECD" (Letztere war eine bis vor kurzem erforderliche Lizenz für VDI und für SA-Kunden erheblich günstiger):
Contra: MDOP erfordert Software Assurance
Trotz des zunehmenden Drucks durch den Hersteller möchten viele Unternehmen die die Kosten einer SA vermeiden, für die beim Windows-Client jährlich 29 % des Lizenzpreises anfallen. Besonders zurückhaltend sind jene Kunden, die nicht jedes Update einer Software installieren möchten. Das Recht auf die neuesten Versionen steht jedoch im Zentrum der Software Assurance.
Im Fall von MDOP kommt hinzu, dass man dafür keine permanente Lizenz erwerben kann. Vielmehr entrichten Kunden eine jährliche Nutzungsgebühr, und nach Beendigung einer SA dürfen sie keine MDOP-Komponente mehr einsetzen. Der Umstieg von einem klassischen Software-Deployment zum Streaming mit App-V ist jedoch eine weitreichende Entscheidung, die Firmen nicht so leicht rückgängig machen können, um aus einem SA-Vertrag auszusteigen.
Pro: MDOP verbessert das Desktop-Management
Das Microsoft Desktop Optimization Pack enthält einige Tools, die helfen können, Windows-PCs effizienter zu betreiben. Das wichtigste Tool dafür ist App-V, aber auch das Advanced Group Policy Management (AGMP) kann einen wichtigen Beitrag leisten. Die Umstellung auf ein neues Modell der Anwendungsbereitstellung mit App-V dürfte aber für die meisten Firmen von Interesse sein.
Microsoft hat kürzlich bei Techconsult eine Studie (PDF) in Auftrag gegeben, die erhebliche Einspareffekte beim Client-Management durch den Einsatz von MDOP feststellt. Allerdings geht aus der Untersuchung nicht hervor, wie groß dabei der Anteil der einzelnen Komponenten ist und wie die Vergleichsgruppe der Nicht-MDOP-Anwender ausgestattet war. Wenn diese wie in mittelständischen Unternehmen oft üblich gar keine Werkzeuge für Inventarisierung oder das Software-Deployment einsetzen, dann sind spürbare Verbesserungen durch die Einführung von MDOP plausibel.
Die Annahme der Studie, dass mehrere Tools für das Desktop-Management aus einer Hand zu Kostenvorteilen führen, ist im Fall von MDOP schwer nachvollziehbar. Das Paket besteht zumeist aus zugekauften Programmen, die höchst unterschiedliche Aufgaben übernehmen und daher kaum integriert sind.
Contra: MDOP ist ein heterogenes Softwarepaket
MDOP besteht mittlerweile aus 6 Komponenten, die nur zusammen erworben werden können:
- Microsoft Application Virtualization (App-V)
- Microsoft Asset Inventory Services (AIS)
- Microsoft Diagnostic and Recovery Toolset (DaRT)
- Microsoft Advanced Group Policy Management (AGPM)
- Microsoft System Center Desktop Error Monitoring (DEM)
- Microsoft Enterprise Desktop Virtualization (Med-V)
Die Zusammensetzung des Pakets ist wesentlich dadurch motiviert, als Lockmittel für den Abschluss einer Software Assurance zu dienen. Daher soll es möglichst viel nominellen Gegenwert in Form von (theoretisch) eingesparten Lizenzkosten bieten, wenn man MDOP anstelle von Einzelprodukten anderer Herstellern kauft. Alleine die Lizenz von App-V kostete vor der Übernahme von Softricity durch Microsoft über 200 Dollar pro User. Allerdings sind heute Lösungen zur Anwendungsvirtualisierung schon für rund 40 Euro pro Arbeitsplatz zu haben.
Der offensichtliche Nachteil einer solchen heterogenen Zusammenstellung besteht darin, dass fast jedes Unternehmen bereits eine Alternative zur einen oder anderen MDOP-Komponente einsetzt. Eine IT-Abteilung, die etwas auf sich hält, nutzt heute eine Inventarisierungs-Software und kann auf AIS verzichten. Zu den weit verbreiteten Tools zählt dabei Microsoft SC Configuration Manager.
Um Kompatiblitätsprobleme zwischen älteren Anwendungen und Windows 7 zu lösen, werden die meisten Unternehmen die Kombination aus Virtual PC, Med-V und Windows XP als eines der letzten Mittel in Betracht ziehen. Dieser Ansatz bedingt, dass auf den betreffenden PCs 2 verschiedene Windows-Versionen gemanagt werden müssen.
Gartner versuchte 2008 in einer Studie den realen Wert der einzelnen MDOP-Komponenten zu ermitteln. Geht man von der plausiblen Annahme aus, dass ein Anwender bereits eine Inventarisierungslösung einsetzt, Med-V nicht benötigt und zieht man in Betracht, dass einige der in DaRT enthaltenen Tools kostenlos zu haben sind, dann schrumpft der in Lizenzkosten ausgedrückte nominelle Gegenwert deutlich.
Wenn sich Unternehmen aber ohnehin längerfristig auf eine Software Assurance festgelegt haben, dann kann MDOP je nach Zahl der benötigten Komponenten ein guter Deal sein. Aber wegen dieses Pakets alleine wird wohl kaum jemand eine SA abschließen, gerade wenn ein Kunde nicht jedes Windows-Update installieren möchte.
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