Tags: Hyperkonvergenz, Windows Admin Center, Cluster
Azure Stack HCI ist Microsofts bevorzugte Plattform für die Konfiguration hyperkonvergenter Cluster. Das Windows Admin Center enthält einen Wizard, der ausgehend von einer nackten OS-Installation auf den Knoten die gesamte Umgebung einrichten kann. Dies umfasst auch ein Software-definiertes Storage mit S2D.
Seit der Version 2016 verfügt Windows Server über alle Komponenten, um nicht nur virtuelle Maschinen auszuführen, sondern darüber hinaus für sie auch den benötigten Speicher bereitzustellen. Dazu fasst Storage Spaces Direct (S2D) die lokalen Server-Laufwerke eines Hyper-V-Clusters zu einem Speicher-Pool zusammen.
Neue HCI-Plattform
Im letzten Jahr stellte Microsoft Azure Stack HCI vor, das auf einem modifizierten Windows Server, anderen Lizenzbedingungen sowie einem strengeren Zertifizierungsprogramm beruht (siehe dazu: Hyperkonvergente Systeme: Azure Stack HCI versus Windows Server mit Storage Spaces Direct). Server, die dessen Anforderungen erfüllen, enthalten in der Regel bereits das OS für Azure Stack HCI.
Falls nicht schon vom OEM konfiguriert, kann man den Cluster mit Hilfe von Windows Admin Center (WAC) einrichten. Wer ein solches hyperkonvergentes System evaluieren möchte, ohne gleich die nötige Hardware anzuschaffen, kann dies mit Hyper-V Nested Virtualization relativ einfach tun (Download der Testversion). Der folgende Beitrag beschreibt die Installation einer solchen Lab-Umgebung.
VMs für die Knoten bereitstellen
Microsoft empfiehlt als Ausstattung für die VMs, welche als Cluster-Knoten dienen, vier Netzwerkadapter und neben dem Systemlaufwerk mindestens zwei weitere virtuelle Festplatten. Die Einrichtung solcher relativ komplexen virtuellen Maschinen kann man mit Hilfe von PowerShell beschleunigen (siehe dazu meine Anleitung).
Grundsätzlich könnte man nach der Installation des Gast-OS zu WAC wechseln und mit der Konfiguration des hyperkonvergenten Clusters beginnen. Dagegen sprechen aber bestimmte Marotten von Azure Stack HCI und WAC, an denen der Domain Join sowie die Installation der Hyper-V-Rolle in einer VM scheitern können.
Den Hypervisor sollte man daher offline in der VHDX aktivieren, für den Beitritt der Domäne empfiehlt sich sconfig auf der Konsole von Azure Stack HCI.
Cluster-Wizard im WAC starten
Sind diese Vorarbeiten erledigt, dann kann man das WAC starten. Dort klickt man auf der Startseite unter All connections auf +Add und anschließend unter Server clusters auf Create new.
Der folgende Dialog erwartet dann die Auswahl zwischen Windows Server und Azure Stack HCI. Wir entscheiden uns für Letzteres und belassen unter Select server locations die Einstellung All servers in one site.
Nach dem Klick auf Create startet der eigentliche Wizard. Die eingangs angezeigte Info-Seite enthält Angaben zu den Systemvoraussetzungen, die man bei dieser Gelegenheit nochmals prüfen kann.
Los geht es dann auf der nächsten Seite mit der Eingabe der Computer-Namen. Für die Verbindung zu den Knoten hinterlegt man die Anmeldedaten für ein berechtigtes Konto. Wenn sie schon Mitglied in der Domäne sind, nimmt man hier einen AD-Account.
Nachdem der Wizard die Server gefunden und verifiziert hat, kann man die folgende Seite für den Domänenbeitritt überspringen.
Danach steht die Installation der benötigten Rollen und Features an. Dies sollte klaglos funktionieren, wenn man Hyper-V schon zuvor aktiviert hat.
Im nächsten Schritt bietet WAC die Installation von eventuell verfügbaren Updates an. Hier geht es nicht um ein Cluster-aware Update, sondern um eine Aktualisierung der einzelnen Knoten und einen danach möglicherweise fälligen Neustart.
Auch diese Funktion erwies sich in meinem Lab als relativ unzuverlässig, so dass man erwägen sollte, das OS gleich nach der Installation über sconfig auf den neuesten Stand zu bringen.
Nach der in einer virtuellen Umgebung nicht benötigten Option, Hardware-Updates zu installieren, steht der Reboot der Knoten an.
Konfiguration des Netzwerks
Der nächste Abschnitt des Wizards dient der Einrichtung des Netzwerks. Im ersten Dialog prüft er die vorhandenen Netzwerkadapter. Dies sollte in der Regel ohne Komplikationen vonstatten gehen.
Im nächsten Schritt legt man das Netzwerk für das Management der Knoten fest. Der Wizard wählt die dafür geeigneten Adapter bereits aus, aber man kann diese bei Bedarf ändern.
Außerdem lässt sich das Admin-Netzwerk redundant auslegen, indem man einen zweiten physischen Adapter für diese Aufgabe zuweist. Sie werden dann nach der Bestätigung des Dialogs in Management umbenannt.
Weiter geht es mit dem Anlegen eines oder mehrerer virtuellen Switches. Per Vorauswahl legt der Wizard nur einen davon an, der sowohl dem VM- als auch Speicher-Traffic dient. Dieser erhält entsprechend die Bezeichnung ConvergedSwitch und reicht für eine Lab-Umgebung aus.
Nach der optionalen Konfiguration von RDMA steht die Definition der Netzwerke für Compute und Storage an. Diese sollten auf allen Knoten gleich benannt sein. Ist das nicht der Fall, dann weist der Wizard darauf hin und fordert den Benutzer auf, dies nachzuholen, indem man die Namen in den jeweiligen Eingabefeldern ändert.
Der Klick auf Apply and test prüft die Verbindungen, erwartet dann eine Bestätigung zur Aktivierung von CredSSP und leitet bei erfolgreichem Abschluss auf die Cluster-Konfiguration über.
Erzeugen des Clusters
Im Abschnitt Clustering steht zuerst die Validierung der Knoten an. Sie prüft, ob diese eine konsistente Konfiguration aufweisen und für das Bilden eines Server-Verbunds geeignet sind.
Nach dem Abschluss des Tests zeigt der Wizard die Ergebnisse für jeden einzelnen Prüfpunkt.
Haben die Nodes die Validierung bestanden, dann folgt die eigentliche Cluster-Bildung. Dazu gibt man den Namen für das CNO an und entscheidet, ob die IP-Adresse statisch oder dynamisch zugewiesen werden soll. Die Vorgabe lautet auf DHCP.
Konfiguration von Storage Spaces Direct (S2D)
Die Einrichtung des Software-definierten Speichers beginnt mit dem Angebot des Wizards, alle dafür vorgesehenen Laufwerke zu löschen. Das Volume mit dem Betriebssystem ist davon natürlich nicht betroffen, es geht rein um die Datenträger für S2D.
In einer Konfiguration mit ohnehin leeren VHDX ist dies überflüssig und man kann zur Prüfung der Laufwerke schreiten. Sie zeigt im Wesentlichen die für den Storage-Pool gefundenen Datenträger an, so dass der User kontrollieren kann, ob alle vorgesehenen Laufwerke verfügbar sind.
Die eigentliche Prüfung der Datenträger auf ihre Eignung für Storage Spaces Direct folgt erst im nächsten Schritt. Der Test zeigt auch hier für jedes Kriterium an, ob die Laufwerke die Validierung bestanden haben.
Ist der Vorgang erfolgreich, dann stellt der Cluster-Wizard den Storage-Pool auf Basis der ausgewählten Laufwerke bereit.
Der letzte Abschnitt dient der optionalen Konfiguration des Software-definierten Netzwerks, welches man in für die Evaluierung in einer Lab-Umgebung in der Regel nicht braucht und daher überspringen kann.
Damit ist die Konfiguration eines hyperkonvergenten Clusters auf Grundlage von Azure Stack HCI abgeschlossen.
Fazit
Microsoft bietet für Azure Stack HCI einen vollständigen, GUI-geführten Workflow zur Einrichtung einer hyperkonvergenten Infrastruktur. Im Vergleich zur manuellen Konfiguration mittels MMC-Tools und PowerShell stellt dieser einen großen Fortschritt dar. Leider verweigert der Wizard seine Tätigkeit, wenn auf den Knoten Windows Server läuft.
Wie beim WAC üblich, muss man während dieses mehrstufigen Prozesses immer wieder mit unliebsamen Überraschungen rechnen. Es empfiehlt sich daher, bestimmte Aufgaben wie den Beitritt zur Domäne, das Einspielen von Updates oder das Aktivieren von Hyper-V bei Nested Virtualization schon vorab zu erledigen.
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