Tags: Kompatibilität, Internet Explorer
Microsoft führte mit Windows 8.1 Update den Enterprise Mode für den Internet Explorer 11 ein und bietet ihn über das KB2929437 auch für Windows 7. Diese Funktion soll die Kompatibilität des Browsers mit Web-Anwendungen verbessern, die für den IE8 entwickelt wurden. Administratoren können diesen Modus über GPOs freischalten und zentral festlegen, für welche Seiten er gelten soll.
Als sich Microsoft nach und nach dazu durchrang, wesentliche Web-Technologien im Internet Explorer standardkonform umzusetzen, musste der Hersteller genauso wie die Anwender zusehen, wie er die proprietären Altlasten eines IE6 oder IE7 bewältigen kann. Aus diesem Grund erhielt der Browser mehrere Rendering-Engines, so dass Seiten, die für eine bestimmte IE-Version entwickelt wurden, korrekt angezeigt werden.
Bisher mehrere Rendering Engines in einem Browser
Die automatische Wahl der passenden Engine erfolgte in der Vergangenheit auf Basis mehrerer Kriterien. So schaltet der IE seit der Version 8 in den so genannten Quirks Mode, wenn eine HTML-Seite keine doctype-Deklaration enthält. Dieser soll noch mit Web-Seiten aus der Zeit vor dem IE7 zurechtkommen.
Wenn man für eine Web-Seite eine spezifische IE-Engine aktivieren möchte, dann muss sie für diesen Zweck editieren. Microsoft sieht dafür das Hinzufügen des Meta-Tags x-ua-compatible vor, das die Version des IE vorgibt. Alternativ kann man diese Information über den HTTP-Header transportieren, wenn etwa alle Seiten einer Domäne eine bestimmte IE-Version erfordern.
Benutzer und Administratoren können darüber hinaus die Auswahl der IE-Engine explizit über die Kompatibilitätsansicht steuern, während Programmierer dies über Entwickler-Tools (F12-Taste) tun.
Kompatibilitätsansicht für Migration auf Windows 7
Der wesentliche Zweck der in IE8 eingeführten Kompatibilitätsansicht bestand für Microsoft darin, die Migration von XP auf Windows 7 zu vereinfachen. Die Version 8 des Internet Explorer lief auf beiden Betriebssystemen, so dass ihn Anwender in gemischten Umgebungen als Standard-Browser einsetzen konnten. Gleichzeitig war er in der Lage, Web-Seiten darzustellen, die für den IE7 und (mit Einschränkungen) für den IE6 entwickelt wurden.
Die Festlegung von Unternehmen auf den IE8 als Standard erweist sich aber mittlerweile als Hindernis für das Upgrade auf Windows 8.x, auf dem bekanntlich nur IE10 und IE11 laufen. Daher stellte Microsoft mit Windows 8.1 Upgrade den Enterprise Mode für den IE11 vor, der das Verhalten des IE8 emuliert. Auf diese Weise könnten Anwender die veraltete Version des Browsers hinter sich lassen.
Die Emulation des IE8 hat den Vorteil, dass auch alte Web-Anwendungen von den Performance- und Security-Verbesserungen des Browsers profitieren, was beim parallelen Einsatz der ursprünglichen IE8-Engine nicht der Fall wäre. Gleichzeitig kann dieses Verfahren aber keine vollständige Kompatibilität mit dem IE8 gewährleisten.
Keine Zukunft für Kompatibilitätsansicht
De facto ist der Enterprise Mode der Nachfolger der Kompatibilitätsansicht, auch wenn Letztere im IE 11 noch vorhanden ist. Allerdings wurde dort der Befehl zur Ausführung der älteren Engine entfernt, so dass nur mehr die Möglichkeit bleibt, unter Einstellungen der Kompatibilitätsansicht Domänen einzutragen, die IE7-konform dargestellt werden sollen.
Bis dato sind Microsofts Botschaften zur Zukunft der Kompatibilitätsansicht nicht eindeutig. Während ein Vortrag auf der Build-Konferenz den Enterprise Mode nur als Ergänzung zu den bestehenden Kompatibilitätstechniken beschreibt, besagt dieses Dokument auf TechNet, dass die Kompatibilitätsansicht in absehbarer Zukunft ausgemustert wird.
Ein solcher Schritt wäre durch den geringen Bedarf nach der Kompatibilität mit IE6 oder IE7 gerechtfertigt, weil die meisten Web-Anwendungen mittlerweile modernisiert wurden und die neuesten Standards unterstützen. Daher ist etwa die Option der Kompatibilitätsansicht, alle Seiten des Intranet im IE7-Modus anzuzeigen, immer weniger eine Hilfe und wird eher selbst zum Problem.
IE8-Mimikry
Der Enterprise Mode beschränkt sich nicht nur darauf, HTML, CSS oder Javascript nach dem Vorbild des IE8 zu interpretieren sowie dessen proprietäre Erweiterungen zu unterstützen. Zusätzlich meldet er sich im HTTP-Header (Agent String) als IE8. Ähnlich verhält sich der Browser gegenüber ActiveX-Controls und gaukelt ihnen den IE8 vor. Schließlich deaktiviert er Pre-Rendering und Pre-Caching, das im IE11 das Laden und Darstellen von Seiten beschleunigt, aber alte Anwendungen irritieren kann.
Standardmäßig können Anwender den neuen Kompatibilitätsmodus gar nicht verwenden, weil er per Voreinstellung deaktiviert ist und damit auch kein entsprechender Menübefehl zur Verfügung steht. Dieser Zustand lässt sich nicht über die Internet-Optionen ändern, sondern nur über Gruppenrichtlinien.
Enterprise Mode aktivieren
Um den Enterprise Mode für Benutzer zugänglich zu machen und den entsprechenden Befehl im Menü Extras anzuzeigen, ist die Einstellung Benutzern das Aktivieren und Verwenden des Unternehmensmodus über das Menü "Extras" ermöglichen zuständig. Sie findet sich unter Computer- oder Benutzerkonfiguration => Richtlinien => Administrative Vorlagen => Windows-Komponenten => Internet Explorer.
Wenn man diese Einstellung aktiviert, dann hat man zusätzlich die Möglichkeit, eine URL anzugeben, unter der protokolliert wird, bei welchen Web-Adressen die Benutzer den Enterprise Mode gestartet haben. Auf diese Weise lassen sich Seiten identifizieren, die im Standard-Modus des IE11 Probleme bereiten.
Zentrale Vorgabe von URLs
Neben dem interaktiven Aufruf des Enterprise Mode bei Darstellungsproblemen lässt sich diese Kompatibilitätstechnik auch zentral auf ausgewählte URLs anwenden. Diese speichert man in einer XML-Datei und gibt in der Einstellung Die Websiteliste für den Unternehmensmodus-IE verwenden den Pfad an, unter dem diese Liste zu finden ist.
Theoretisch kann man diese XML-Datei auch manuell anlegen, aber Microsoft vereinfacht diese Aufgabe, indem es dafür den Enterprise Mode Site List Manager zur Verfügung stellt.
Es handelt sich dabei um ein simples Tool, in das man einzelne URLs oder eine ganze Liste per Bulk-Upload eingibt. Anschließend kann man für jede Adresse festlegen, ob sich im Standard- oder Enterprise-Modus dargestellt werden soll.
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