Tags: Internet Explorer, 64-Bit, Windows 8, Gruppenrichtlinien
Der Internet Explorer 10 (IE10) spiegelt unter Windows 8 die zwei Gesichter des Betriebssystems wider wie kaum eine andere Anwendung. Er existiert als App für die neue Oberfläche und als herkömmliche Desktop-Anwendung - diese noch dazu in 32- und 64 Bit. Wann startet also welche Version und wo liegen die Unterschiede zwischen ihnen? Und wie kann man über GPOs ein einheitliches Verhalten des Browsers erzwingen?
Fährt man ein frisch installiertes Windows 8 zum ersten Mal hoch, dann findet sich per Voreinstellung eine Kachel für den Internet Explorer 10 auf dem neuen Startbildschirm. Klickt man diese an, dann öffnet sich die IE-Version für die Touch-Oberfläche. Bemüht man die Suchfunktion auf der Startseite, dann findet sie unter dem Begriff Internet Explorer nur einen Treffer und dieser startet ebenfalls die App-Version des Browsers.
IE-Version abhängig von der Oberfläche
Wenn man dagegen die Kachel mit der rechten Maustaste anklickt und den Befehl An Taskleiste anheften ausführt, dann öffnet das neu eingerichtete Icon auf der Taskleiste standardmäßig die altbekannte Desktop-Version des Browsers.
Ähnlich verhält es sich, wenn man in einer Anwendung auf einen Link klickt: Tut man das in einem herkömmlichen Desktop-Programm wie etwa Microsoft Word, dann startet die traditionelle Ausführung des Browsers. Folgt man dagegen einem Hyperlink in einer der neuen Apps (etwa in jener für Mail), dann wird die betreffende Web-Seite in der App-Version des Internet Explorer 10 angezeigt.
Beschränkungen der IE10-App
Auch wenn diese Arbeitsteilung zwischen den IE-Versionen einer gewissen Logik folgt, so muss man damit trotzdem nicht einverstanden sein. Zum einen mag die minimalistische App-Variante auf einem PC mit Maus und Tastatur nicht erwünscht sein, außerdem ist sie mit ihrer Vollbilddarstellung und der wuchtigen Adresszeile am unteren Rand gewöhnungsbedürftig.
Zum anderen gibt es neben solchen geschmacklichen Vorlieben handfeste Gründe, um den Browser auf der Kachel-Oberfläche zu meiden. Dazu gehört vor allem, dass er keine der vorhandenen Plugins und Active-X-Controls ausführt. Dies wird zwar dadurch abgemildert, dass Microsoft eine integrierte Unterstützung für Flash mitliefert. Aber in vielen Fällen benötigen User weitere Add-ons. Hinzu kommt, dass der IE10 als App keine Favoritenverwaltung bietet, sondern nur das Anheften von Seiten als Kacheln vorsieht.
Wenn man aus diesen Gründen oder zu Reduzierung der Browser-Vielfalt grundsätzlich nur die Desktop-Variante nutzen möchte, dann kann man die dafür nötigen Einstellungen interaktiv oder über Gruppenrichtlinien setzen.
Standard zum Öffnen von Links definieren
Wenn man nur einzelne PCs bzw. Konten konfiguriert, dann kann man den Weg über Internetoptionen wählen. Dort findet sich unter dem Reiter Programme ein Pulldown-Menü mit der Beschriftung Wählen Sie aus, wie Links geöffnet werden sollen. Es bestimmt, welcher Browser starten soll, wenn man in einer Anwendung auf einen Link klickt.
Hier kann man zwischen Internet Explorer entscheiden lassen, Immer mit Internet Explorer und Immer mit Internet Explorer auf dem Desktop wählen. Allerdings kann man diese Einstellungen nur dann vornehmen, wenn der IE10 als Standard-Browser festgelegt wurde, andernfalls öffnet sich ja ohnehin Chrome, Firefox oder welches Web-Frontend man immer bevorzugt.
Immer Desktop-IE starten
Unter dem Pulldown-Menü befindet sich eine Checkbox für die Option Internet Explorer-Kacheln auf dem Desktop öffnen. Sie bedeutet, dass der Klick auf die IE-Kachel der neuen Startseite nicht die App, sondern den Browser auf dem Desktop öffnet.
Diese Einstellungen hat zwei Mankos: Zum einen gibt es nicht die Möglichkeit, ausschließlich die App zu starten und auf die Desktop-Ausführung zu verzichten. Zum anderen ist diese Option aktiviert und abgeblendet, wenn der IE nicht der Standard-Browser ist. Das ist nicht logisch, weil man ihn wahrscheinlich trotzdem verwenden möchte, aber man kann dann nicht mehr bestimmen, welche Variante des IE startet.
Konfiguration über Gruppenrichtlinien
Konfiguriert man das Verhalten des IE10 über Gruppenrichtlinien, dann gibt es dort die Entsprechungen zu den 2 genannten Einstellungen. Um festzulegen, dass grundsätzlich die Desktop-Variante des Browsers geöffnet wird, aktiviert man die Einstellung unter Computer- bzw. Benutzerkonfiguration => Administrative Vorlagen => Windows Komponenten => Internet Explorer => Interneteinstellungen => Internet Explorer-Kacheln auf dem Desktop öffnen.
Im gleichen Container findet man die Richtlinie Das Öffnen von Links im Internet Explorer festlegen. Die 3 zur Auswahl stehenden Optionen entsprechen jenen in den Internetoptionen.
IE10 als 32- oder 64-Bit-Anwendung
App oder Desktop ist indes nicht die einzige Frage, die sich bei der Nutzung des IE10 stellt. Bereits unter Windows 7 konnte man zwischen der 32- und 64-Bit-Ausführung des IE9 wählen. Die Sache war vergleichsweise transparent: Das Windows-Setup installierte beide Versionen und richtet für jede ein Icon im Startmenü ein. Als Standard-Browser diente aus Gründen der Kompatibilität die 32-Bit-Version.
In Windows 8 liegt die Sache beim IE10 nicht mehr so einfach. Es existieren zwar zwei Varianten von iexplore.exe, eine unter Programme und eine unter Programme(x86). Doch egal welche man startet, das Ergebnis ist immer das gleiche. 64-Bit-Versionen von Windows 8 laden immer die 64-Bit-Version des IE10-Manager-Prozesses. Öffnet der Benutzer bestimmte Web-Seiten, dann erzeugt dieser übergeordnete Prozess so genannte Content Processes, die für die Aufbereitung der Inhalte in den Tabs zuständig sind (für eine genaue Beschreibung siehe diesen Beitrag auf IEInternals).
Per Voreinstellung laufen diese Content-Prozesse immer als 32-Bit-Code, und zwar wie gehabt wegen der besseren Abwärtskompatibilität. Wenn man diese nicht benötigt, weil man keine 32-Bit-Plugins ausführt, dann gibt es keine Einstellung, die explizit für den Wechsel zu einem kompletten 64-Bit-Modus zuständig ist.
Vielmehr erreicht man diese Betriebsart, indem man in den Internetoptionen unter Erweitert die Option Erweiterten geschützten Modus aktivieren auswählt. Sie wird nach dem Neustart von Windows wirksam und schränkt die Freiheiten des Browsers aus Sicherheitsgründen weiter ein. Immerhin muss man bei Javascript nun keine Performance-Nachteile mehr in Kauf nehmen, weil der IE10 auch eine 64-Bit-Ausführung des Just-in-time-Compilers enthält.
GPO für erweiterten geschützten Modus
Auch diese Einstellung lässt sich über GPOs zentral setzen. Zuständig ist dafür die Richtlinie Computer- bzw. Benutzerkonfiguration => Administrative Vorlagen => Windows Komponenten => Internet Explorer => Internetsystemsteuerung => Seite "Erweitert" => Erweiterten geschützten Modus aktivieren.
Diese Konfiguration ist für die App-Version des IE10 von Haus aus aktiv, weil hier auf die Kompatibilität mit Plugins keine Rücksicht genommen werden muss. Aus diesem Grund läuft die Kachelvariante immer vollständig als 64-Bit-Programm.
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