Internet Explorer 9 (IE9): Alle wichtigen Neuerungen im Überblick


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    Der IE9 präsentiert sich mit einer minimalistischen OberflächeDer andauernde Rückgang von Marktanteilen für den Internet Explorer und die neue Konkurrenz durch Google brachten Microsoft auf Trab. Nach Jahren nur moderater Innovationen möchte Microsoft nun mit dem Internet Explorer 9 seine Position wieder festigen. Die wesentlichen Neuerungen betreffen die Integration in Windows 7, die Unterstützung zusätzlicher Web-Standards und die schnellere Darstellung von Web-Seiten.

    Die meisten Reaktionen auf den IE9 heben das beim ersten Start sofort sichtbare neue Erscheinungsbild des Browsers hervor. Es zeichnet sich nicht durch zusätzliche Elemente aus, sondern orientiert sich wie Google Chrome an einem minimalistischen Konzept. Neben der veränderten Optik bringt die neue Bedienerführung zusätzliche Möglichkeiten der Web-Navigation.

    Neue Funktionen in der Benutzerführung

    User Interface

    Der IE9 präsentiert sich mit einer minimalistischen OberflächeDie entrümpelte Oberfläche soll die Nutzung der Websites möglichst wenig beeinträchtigen, indem der Browser möglichst wenig Bildschirmfläche konsumiert und dem Anwender tunlichst nicht mehr im Weg steht. Daher bietet der IE9 in der Standardkonfiguration nur eine Leiste am oberen Rand, in der sich das URL-Eingabefeld, die Registerkarten und einige Symbole (vorwärts, rückwärts, Abbruch, Home, Favoriten, Extras) drängen.

    Aufgrund seiner starken Position in Unternehmen muss Microsoft jedoch den Erwartungen nach Abwärtskompatibilität genügen, so dass sich das Aussehen des IE7 oder IE8 weitgehend wiederherstellen lässt, indem man die Statusleiste, Menüs ("Befehlsleiste") und Favoriten zuschaltet. Google konnte bei seinem Markteintritt mit Chrome einen radikaleren Kurs verfolgen und verzichtet gänzlich auf Menüs und Statuszeile.

    Einzelfeld: Adressleiste und Suche kombiniert

    Die kombinierte Such- und Adressleiste ("Einzelfeld")Der IE9 kennt wie Google Chrome nur noch eine Eingabezeile, in die man die gewünschten URLs oder Suchbegriffe eintippt ("OneBox" bei Google). Diese Entwicklung ist nur konsequent, nachdem sich Suchmaschinen immer mehr zum bevorzugten Navigationsinstrument entwickeln (es soll Benutzer geben, die URLs in den Google-Suchschlitz füttern).

    Der Nutzen einer solchen integrierten Eingabezeile hängt wesentlich davon ab, welche Dienste die Suchmaschine im Backend bieten kann. Im Idealfall zeigt der Browser bereits mögliche Ergebnisse aus der Browser-Historie, der Web-Suche und aus den Favoriten, während man tippt.

    Das funktioniert aber nur, wenn man Google als Suchmaschine eingestellt. Das erwartungsgemäß von Microsoft voreingestellte Bing bietet jedoch kein Type Ahead, so dass man den kompletten Suchausdruck eintippen und abschicken muss. Google bietet mittlerweile mit Instant Search schon über die Web-Oberfläche dynamisch erzeugte Suchergebnisse, die sich während der Eingabe von Begriffen laufend ändern.

    Integration mit Windows 7

    Die Entwicklung des IE9 wurde von der Idee geleitet, dass Web-Anwendungen genauso in den Desktop integriert werden sollen wie herkömmliche Windows-Anwendungen. Diesen Zweck erfüllen das Anheften von Seiten an die Taskbar sowie die Unterstützung für Jumplists und Aero Snap.

    Registerkarten des IE9 lassen sich an die Taskbar anheftenDas Anheften von Web-Seiten an der Taskbar soll die Verwaltung aller Applikationen (Windows und Web) vereinheitlichen und für eine konsistente Bedienung von Windows 7 sorgen. Bisher bot der Browser den Anwendern Bookmarks / Favoriten als bevorzugte Mittel an, um ihre Web-Adressen zu verwalten. Diese Möglichkeit besteht weiterhin, aber alternativ lassen sich häufig benutzte Browser-Anwendungen genauso behandeln wie Windows-Applikationen.

    Auch in dieser Hinsicht folgt der IE9 Google Chrome, das mittels Anwendungsverküpfung erstellen ein Icon auf dem Desktop oder im Startmenü platziert bzw. auf der Taskbar anheftet. Google startet auf Basis eines solchen Desktop-Links ein vollständig reduziertes Fenster, bei dem der Browser völlig in den Hintergrund tritt, keinerlei Navigations- und Kontrollelemente anbietet und den Platz frei macht für die Web-Anwendung. Dieser Modus ist für Anwendungen im engeren Sinn gedacht, also etwa für Mail-Clients oder Administrations-Tools. Microsoft ist in dieser Hinsicht weniger konsequent und behält alle Browser-Elemente bei. Allerdings ändert sich bei solchen Fenstern die Homepage und verweist auf die angepinnte Website.

    Mit Hilfe von Jumplists kann man über das Taskbar-Symbol des IE9 häufig besuchte Web-Seiten direkt starten oder bestimmte Funktionen ausführen, etwa ein Fenster im InPrivate-Modus öffnen. Aero Snap erlaubt das Nebeneinander-Anordnen von Browser-Fenstern , indem man sie an den seitlichen Rand des Desktops zieht. Dies ist etwa nützlich, wenn man Seiten vergleichen möchte.

    Registerkarten (Tabs)

    Die neue Registerkarte enthält häufig besuchte SeitenDer Internet Explorer 9 verwischt die Grenzen zwischen Tabs und Fenstern, indem man eine Registerkarte mit der Maus aus einem Fenster ziehen kann, so dass sie zu einem eigenen Fenster oder in ein bestehendes anderes eingeklinkt wird. In dieser Hinsicht folgt der IE9 ebenfalls Chrome und Mozilla. Das Gleiche gilt für die Möglichkeit, die Tabs eines Fensters per Drag and Drop umzusortieren.

    Technisch gesehen ist jede Registerkarte wie bei Chrome eine eigene isolierte Browser-Instanz, so dass der Absturz eines Tabs nicht den gesamten Browser mit in die Tiefe reißt.

    Neu und ebenfalls nach dem Vorbild von Chrome und Mozilla ist die Gestaltung einer neuen Registerkarte. Anstatt Anleitungen und Hilfen wie beim IE8 ("Womit möchten Sie fortfahren?") präsentiert der IE9 eine Auswahl häufig besuchter Seiten.

    Dezente Benachrichtigungen

    Modale Dialoge im Internet ExplorerDer Internet Explorer war in der Vergangenheit berüchtigt dafür, den Benutzer zu unterbrechen und mit Entscheidungen zu konfrontieren, die zu treffen er meist gar nicht in der Lage war. In vielen Fällen nutzte Microsoft dafür modale Dialoge, die den gesamten Browser blockierten, bis sie der Benutzer bestätigte. Die Nachrichten des IE9 treten ebenfalls in den Hintergrund und folgen dem Konzept, der Web-Anwendung nicht mehr im Weg zu stehen. Sie werden nun am unteren Rand in einer dynamisch eingeblendeten Benachrichtigungsleiste eingeblendet.

    Download-Manager

    Der Download-Manager des IE9Anstatt des seit IE-Generationen gewohnten Popup-Fensters erhält der neueste Microsoft-Browser einen Download-Manager, wie er bei praktisch allen modernen Browsern üblich ist. Mit ihm lassen sich heruntergeladene Dateien verwalten, also ausführen, den sie enthaltenden Ordner öffnen oder löschen. Außerdem kann der Download-Manager unterbrochene Transfers wiederaufnehmen, wenn der Server dies unterstützt.

    Verbesserung der Performance

    Als Google mit Chrome in den Browser-Markt einstieg, nannte das Unternehmen als wichtigsten Grund, dass die existierenden Browser nicht dafür gebaut seien, Anwendungen auszuführen, sondern primär als Betrachter für Web-Seiten dienten. Als Cloud-Provider mit einem ständig wachsenden Portfolio an Web-Anwendungen ist das Unternehmen stark daran interessiert, dass auf den Desktops dafür ein leistungsfähiges Frontend zur Verfügung steht. Mit zunehmender Orientierung auf Cloud-Computing positioniert Microsoft den IE9 nun ebenfalls als Ablaufumgebung für Web-Apps und hat einige Maßnahmen ergriffen, diesem Anspruch gerecht zu werden:

    • Hardware-Beschleunigung durch Nutzung von Funktionen der Grafikkarte, um Videos oder Online-Spiele darzustellen.
    • Eine leistungsfähigere Javascript-Engine ("Chakra"), die Code schneller ausführen kann. Verantwortlich dafür ist unter anderem ein Background-Compiler, der Scripts beim Laden einer Seite in Maschinen-Code übersetzt. Microsoft verspricht zudem vollständige Kompatibilität mit Ecmascript 5 sowie eine weitgehende Umsetzung von DOM Level 2 und 3.
    • Selbst der performanteste Browser kann durch schlechte Plugins ausgebremst werden. Allerdings ist es bisher praktisch unmöglich herauszufinden, welches Add-on beispielsweise für einen langsamen Browser-Start verantwortlich ist. Der IE9 enthält einen so genannten Add-on Performance Advisor, der eine grafische Übersicht über die Ausführungsgeschwindigkeit der geladenen Module gibt. Er lässt sich über einen Warnhinweis öffnen, der automatisch eingeblendet, wenn der Browser vorgegebene Ladezeiten überschreitet.

    Erweiterte Unterstützung von Web-Standards

    Microsoft hat sich mit den bisherigen Versionen des Internet Explorer in puncto Standardkonformität nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Der in dieser Hinsicht besonders missratene IE6 entwickelt sich für Microsoft zu einer unangenehmen Altlast, weil er ein wesentliches Hindernis für die Migration auf Windows 7 darstellt. IE9 soll diesbezüglich vorbildlich sein:

    • Der IE9 implementiert eine Teilmenge des bisher noch nicht verabschiedeten HTML 5. Dazu zählen besonders die Elemente audio und video, so dass multimediale Inhalte zukünftig ohne Plugins wie Flash abgespielt werden können. Allerdings macht die Spezifikation des W3C keine Angaben darüber, welche Videoformate ein Browser unterstützen soll, so dass die benötigten Codecs installiert sein müssen. Hinzu kommt das canvas-Element, das dem Rendering von 2D-Grafiken und Bitmaps (auch via Scripts) dient.
    • Web Open Font Format (WOFF): Es handelt sich dabei um ein Dateiformat zum Einbetten von eigenen Schriftarten in Web-Seiten. WOFF soll vom W3C standardisiert werden.
    • Weitgehende Umsetzung von CSS3, unter anderem abgerundete Ecken, Features für background und border, sowie die opacity-Eigenschaft.
    • Unterstützung für SVG, einem Format für Vektorgrafiken, das in XML-Syntax notiert wird.

    Vergleich der Funktionen mit IE7 und IE8

    Bedienung

    Performance

    Sicherheit und Stabilität

    Bild

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    Wolfgang Sommergut hat lang­jährige Erfahrung als Fach­autor, Berater und Kon­ferenz­sprecher zu ver­schie­denen Themen der IT. Da­ne­ben war er als System­ad­mi­ni­stra­tor und Con­sultant tätig.
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    2 Kommentare

    Hallo eine Frage.

    neben den Pfeilen für Seite vor und zurück fehlt mir im IE9 der Drpdown Pfeil für "zuletzt besuchte Seiten. Wie kann ich diesen wieder aktivieren ?

    Danke für Ihre Hilfe

    MFG Hancke

    Bild von Wolfgang Sommergut

    Einfach auf den Pfeil vor/zurück klicken und die Maustaste gedrückt halten. Dann öffnet sich das Drop-down-Menü mit der Historie der besuchten Seiten.