Tags: Lizenzierung, RDS, Windows Server 2012
Die Terminaldienste (Remote Desktop Sessions) gehören zu den Features von Windows Server, die eigene CALs erfordern. Ihre Verwaltung erfolgt über einen eigenen Lizenz-Server, der Bestandteil der Remote Desktop Services ist. Unter Windows Server 2012 (R2) sind für seine Installation und Konfiguration nicht mehr die gewohnten Tools zuständig, dafür spielt der Server Manager eine zentrale Rolle.
Nachdem Session Hosts zu Farmen (Sammlungen) zusammengefasst werden, in denen sich Sessions dynamisch auf die verschiedenen Server verteilen, wäre es nicht praktikabel, Lizenzschlüssel fest an einzelne Maschinen zu binden. Daher übernimmt der Lizenz-Server die Aufgabe, die vorhandenen CALs zentral zu verwalten und sie nach Bedarf an aktive Sitzungen zuzuweisen.
Lizenzierung pro User oder pro Gerät
Wie in vorgehenden Versionen von Windows Server stehen zwei Arten von CALs zu Auswahl: pro User oder pro Gerät. Die Entscheidung für eine der beiden Varianten hängt primär davon ab, welche für die vorherrschenden Nutzungsgewohnheiten günstiger ausfällt.
Wenn viele Benutzer mit mehreren Endgeräten auf die Terminaldienste zugreifen, werden sich Per-User-Lizenzen empfehlen. Teilen sich jedoch häufig mehrere Mitarbeiter einen PC, dann spricht dies für die Lizenzierung pro Gerät.
Installiert man die RDS nicht auf einem Server, der Mitglied in einer AD-Domäne, sondern in einer Workgroup ist, dann steht dort nur die Lizenzierung pro Gerät zur Verfügung.
Wenn man Session Hosts, die unter verschiedenen Versionen von Windows Server laufen, über einen gemeinsamen Lizenz-Server verwalten möchte, dann gilt es zu bedenken, dass ältere Server keine neueren Lizenzen vergeben können.
Auch wenn man also nur einzelne Session Hosts unter Windows Server 2012 (R2) betreibt, muss der Lizenz-Server ebenfalls unter dieser Version installiert werden. Dieser ist dann in der Lage, auch CALs für Server 2003 oder 2008 (R2) zu verwalten.
120 Tage ohne Lizenz-Server
Die Installation eines Lizenz-Servers ist dann nötig, wenn reguläre Benutzer auf Session Hosts ganze Desktops oder einzelne Anwendungen starten. Für den administrativen Zugriff von maximal zwei gleichzeitigen Benutzern braucht man ihn nicht.
Außerdem erlaubt Microsoft die vorläufige Einrichtung von RD Session Hosts ohne Installation eines Lizenz-Servers, den man dann innerhalb der Gnadenfrist von 120 Tagen nachliefern muss. Ist diese verstrichen, dann starten die RDS nicht mehr. Das System gibt in diesem Fall die Meldung aus: "Der Remotedesktop-Lizenzierungsmodus ist nicht konfiguriert".
Installation des Lizenz-Servers
Wie die Remote Desktop Services insgesamt, so wird auch der dazugehörige Lizenz-Server über den Server Manager installiert. Dazu wechselt man auf die auf die Rollenübersicht für die Remotedesktop-Dienste und klickt in der Bereitstellungsübersicht auf das grüne Plus-Icon über Remotedesktoplizenzierung. Wenn bereits ein Lizenz-Server installiert ist, dann kann man einen weiteren über das Kontextmenü der Remotedesktoplizenzierung hinzufügen.
Im nachfolgenden Assistenten wählt man all jene Server aus, auf denen diese Rolle eingerichtet werden soll. Nach dem abschließenden Bestätigungsdialog startet die Installation.
Konfiguration überprüfen
Im nächsten Schritt muss der frisch eingerichtete Lizenz-Server bei Microsoft aktiviert werden. Dies erfolgt über den Remotedesktoplizenzierungs-Manager, den man im Server Manager entweder aus dem Tools-Menü oder aus dem Kontextmenü des betreffenden Rechners in der Ansicht Server startet.
Das Programm zeigt für einen neuen Lizenz-Server grundsätzlich den Status Nicht aktiviert an. Bevor man den Aktvierungsassistenten startet, sollte man jedoch die Gelegenheit nutzen, und die Konfiguration des Lizenz-Servers durch den RD-Lizenzierungsmanager prüfen lassen. Zu diesem Zweck klickt man auf den Link Überprüfen neben dem Server-Eintrag oder man führt im Menü Aktionen den Befehl Konfiguration prüfen aus.
In der Regel hat man den neuen Lizenz-Server noch nicht manuell in die AD-Gruppe Terminalserver-Lizenzserver aufgenommen, so dass er keine benutzergebundenen Lizenzen ausstellen kann. Die Prüfroutine des RD-Lizenzierungs-Managers moniert diesen Zustand und bietet an, den Server in die AD-Gruppe einzutragen.
Lizenz-Server aktivieren
Die eigentliche Aktivierung übernimmt dann ein Assistent, den man über den Befehl Server aktivieren aus dem Kontextmenü des Server-Eintrags starten kann. Im ersten Dialog nach der Begrüßung wählt man die Art der Verbindung aus, die mit Microsoft hergestellt werden soll. Wenn der Lizenz-Server einen Zugang zum Internet hat, dann empfiehlt das Tool, die voreingestellte Option Automatische Verbindung beizubehalten. Alternativ kann man den Lizenz-Server von einem anderen PC aus via Web-Browser aktivieren, und wenn auch das nicht passt, dann bleibt noch das Telefon.
Bei der Aktivierung über das Internet folgt im nächsten Schritt ein Formular, in das man Vorname, Name, Firma und Land eingeben muss. Die zusätzlichen Daten zur Firma bzw. zum Mitarbeiter, darunter E-Mail und Adresse, die anschließend abgefragt werden, sind keine Pflichtangaben. Mit dem Abschicken des letzten Formulars erfolgt die Aktivierung des Lizenz-Servers.
Einheitlicher Lizenztyp erforderlich
Der Aktivierungsassistent bietet zum Abschluss an, den Wizard für die Eingabe von Lizenzen zu starten. Zuvor sollte man jedoch prüfen, ob durchgängig der gleiche Lizenztyp konfiguriert wurde. Der Lizenz-Server kann nur einen davon verwalten, entweder pro Benutzer oder pro Gerät. Die Lizenzen, die man dann im RD-Lizenzierungsmanager eingibt, müssen zur Konfiguration des Lizenz-Servers passen.
Die Art der RD-Lizenzierung legt man im Server Manager fest, indem man auf der Rollenseite für die RDS über dem Fenster Bereitstellungsübersicht das Menü Aufgaben öffnet und dort den Befehl Bereitstellungseigenschaften bearbeiten ausführt.
Im anschließenden Dialog kann man unter RD-Lizenzierung verifizieren, ob der gewünschte Lizenzierungstyp konfiguriert wurde und ob dieser mit den erworbenen Lizenzen übereinstimmt. Zusätzlich besteht hier noch die Möglichkeit, die Reihenfolge der eingetragenen Lizenz-Server zu verändern und so die Prioritäten zu verschieben.
Lizenzschlüssel installieren
Sind alle Voraussetzungen gegeben, dann kann man nun die Lizenzschlüssel im RD-Lizenzierungs-Manager installieren. Grundsätzlich sollten Clients danach in der Lage sein, eine Sitzung auf einem Session Host zu öffnen. Es empfiehlt sich aber, vorsichtshalber die RD-Lizenzierungsdiagnose auszuführen, um eventuellen Fehlkonfigurationen auf die Schliche zu kommen. Das Programm findet sich im Server Manager unter Tools => Terminal Services.
Zuordnung zu Session Hosts über GPOs
Wenn man mehrere Lizenz-Server eingerichtet hat und festlegen möchte, dass jeder von ihnen nur für bestimmte Session Hosts zuständig ist, dann kann man das wie gewohnt über Gruppenrichtlinien steuern. Die entsprechende Einstellung heißt Sicherheitsgruppe Lizenzserver und findet sich unter Computerkonfiguration => Richtlinien => Administrative Vorlagen => Windows-Komponenten => Remotedesktopdienste => Remotedesktoplizenzierung.
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8 Kommentare
Hallo Herr Sommergut
Danke für diesen Artikel, der hat mir bei der Konfiguration eines RDS sehr geholfen. Darf ich Ihnen eine Frage stellen?
Bei besagter Installation hat sich im Nachhinein heraus gestellt, dass der Lizenzierungsmodus "per User" die bessere Wahl gewesen wäre. Daher haben wir Per-User-CALs (RDS, Vollprodukt und Server-Zugriffs-Cals) nachgekauft und ich habe diese hinzu installiert, was seltsamerweise klaglos funktionierte, obwohl noch Device-Modus eingeschaltet war. Anschließend habe ich auf PerUser umgeschaltet, was ebenfalls ohne Fehler ging. Jetzt verteilt der Lizenz-Server die User-CALs - soweit, so gut.
Nun habe ich allerdings per User UND per Device-CALs im Lizenzmanager und würde die nutzlosen Device-CALs gerne deaktivieren, ums sie weiter verkaufen zu können. Wie geht das technisch und ist das lizenzrechtlich möglich?
Vielen Dank!
Stefan
Diese Lizenzen kann man jederzeit zu Userlizenzen umwandeln.
Hallo,
was muss ich tun wenn ich aufgrund der Infrastruktur sowohl per Device als auch per User lizenzieren muss?? Ich habe eine reine ThinClient basierte Landschaft und normale Desktop / Notebook User die diverse Applikationen von ihren Endgeräten ausführen. ist ein RDS Lizenzserver zwingend unter Windows Srv 2012 notwendig? Der eigl Dienst wird über Citrix bereitgestellt.
Danke für die Informationen!
Auf einem einzelnem TS ohne Farm ... scheint es diesen Bereitstellungsmist gar nicht zu geben. Insofern hilft die Anleitung nur weiter, wenn man einen Session-Broker installiert hat, der die Bereitstellung im Server Manager anzeigt.
Hallo Herr Sommergut,
wie richte ich den Windows Server ein, wenn ich nur mit zwei gleichzeitigen Benutzern auf den Server zugreifen möchte?
Habe hierzu noch nirgends im Internet eine passende Beschreibung gefunden und für unseren Gebrauch reicht es, wenn wir mit maximal zwei Benutzern auf den Server zugreifen.
Vielen Dank
M.f.G.
Hallo Herr Sommergut,
vielen Dank für diese Anleitung. Im Rahmen der Vorbereitung zur Migration von 2003R2 > 2012R2 habe ich mittlerweile den TS-Lizenzserver samt Lizenzen von einem 2003R2X64-Server auf einen 2012R2-Server umgezogen.
Angezeigt werden die zuvor auch auf dem 2003er-Server installierten Lizenzen vom Typ
"Windows 2000 Server - Installierte TS-CAL vom Typ "Internetconnector""
"Windows Server 2003 - Installierte TS-CAL vom Typ "Pro Gerät"
Hinzugekommen sind die 2012-RD-Lizenzen:
"Windows Server 2012 - Installierte "Pro Gerät"-RDS-CAL"
und jeweils die zugehörigen temporären TS-CALs "pro Gerät" für 2003 und 2012
Bis hierhin hat alles geklappt.
Die 2000er-Lizenzen werden derzeit nicht mehr genutzt. Eigentlich hätte ich mir die auch sparen können.
Mit den 2003er-Lizenzen funktioniert alles, zumindest soweit ich das bisher erkennen kann, völlig normal. Noch arbeiten wir im Echtbetrieb ausschließlich in der 2003er-Umgebung.
Ganz und gar nicht richtig funktioniert das aber mit den 2012er-Lizenzen. Anstatt einmal eine Lizenz pro Gerät zu vergeben, vergibt der Lizenzserver bei JEDER Anmeldung an dasselbe Gerät immer wieder eine neue Lizenz. So sind meine 5 Lizenzen, die ich vorab für die Vorbereitungsarbeiten erworben habe, alle meinem PC zugeordnet und darüberhinaus mittlerweile nochmal 43 (!!!) temporäre Lizenzen. Das ist jedoch nicht nur auf meinen PC beschränkt. Das macht er mit allen Geräten so, mit denen ich bisher testhalber eine RD-Sitzung aufgebaut habe. Hätten Sie einen Tip, an welcher Stelle ich da ansetzen kann?
Die Lizenzierungsdiagnose meldet lediglich, daß 0 Lizenzen verfügbar sind.
Logisch. Die "gehören" ja alle meinem PC. Konfigurationsprobleme werden jedoch keine gemeldet.
Für Hilfe wäre ich sehr dankbar!
Peter Rößler
Hallo zusammen,
als Ergänzung dazu, falls trotz der installierten CALs und richtiger Konfigurierung des Lizenzserververs die Fehlermeldung "Der remotedesktop-lizenzierungsmodus ist nicht konfiguriert. Die Remotedesktopdienste können in X Tagen nicht mehr ausgeführt werden." hilft vielleicht folgende zusätzliche Konfig:
gruppenrichtlinienverwaltung
Default Domain Policy -> rechtsklick "Bearbeiten"
Computerkonfiguration | administrative Vorlagen | Windows Komponenten | remotedesktopdienste | remotedesktopsitzungs-host | lizenzierung
angegebene Remotedesktop-lizenzserver verwenden aktiviert "servername"
Remotedesktop-Liensierungsmodus aktiviert "pro benutzer" oder "pro Gerät"
dann alle Fenster schließen.
cmd.exe starten und "gpupdate.exe /force" eingeben (ohne anführungszeichen)
das hat mir geholfen.
dann ist die Fehlermeldung weg und im RD-Lizenzierungsdieagnose Tool ist alles Grün.
grüße
mario
Hallo Mario,
Ihr Tipp mit der Gruppenrichtlinie hat auch bei mir geholfen!
Vielen Dank.
Viele Grüsse
Matthias