Tags: Kompatibilität, Internet Explorer, Gruppenrichtlinien, Windows 10
Microsoft legt in Windows 10 mit Edge einen Browser-Neustart hin. Für Unternehmen, die Wert auf Kompatibilität und zentrales Management legen, ist das keine gute Nachricht. In Edge kann man nämlich nur wenige Einstellungen über GPOs steuern, außerdem benötigt er den IE11, um inkompatible Seiten anzuzeigen.
Die Geschichte des Internet Explorer verlief alles andere als kontinuierlich und brachte immer wieder Updates, die nicht in der Lage waren, Seiten korrekt darzustellen, die für eine frühere Version optimiert wurden. So erwies sich der IE6 als eine der größten Hürden für die Migration von XP auf Windows 7.
Mittlerweile 1600 GPO-Einstellungen für den IE
Microsoft gelang es aber, diese Brüche in der Entwicklung des Browsers durch alle möglichen Kompatibilitätstechniken einigermaßen zu glätten. Gleichzeitig baute der Hersteller die Möglichkeiten für das zentrale Management des Internet Explorer stetig weiter aus, so dass dafür mittlerweile mehr 1600 Einstellungen in den Gruppenrichtlinien existieren. Für PCs, die nicht Mitglied in einer AD-Domäne sind, bietet Microsoft darüber hinaus das IEAK.
Bei Edge verzichtet Microsoft darauf, den Browser mit allerlei Legacy-Code zu befrachten, um die Kompatibilität mit dem Internet Explorer zu wahren. Vielmehr ist der IE11 bei Windows 10 immer mit an Bord und soll dann einspringen, wenn Edge Seiten oder Web-Anwendungen nicht korrekt darstellen bzw. ausführen kann. Das gilt besonders für ActiveX-Controls, die der neue Browser genauso wenig unterstützt wie VBScript.
Manuelles Umschalten zwischen Edge und IE
Anwender können manuell auf den IE11 wechseln, wenn sie den Eindruck haben, dass Edge Probleme mit einer Seite oder einer Applikation hat. Dazu führt man im Pulldown-Menü den Befehl Mit Internet Explorer öffnen aus.
In zentral verwalteten Firmennetzen wird man bei wichtigen Seiten und Anwendungen die Wahl des richtigen Browsers meistens nicht auf die Benutzer abwälzen. Diese Entscheidung entfällt übrigens vollständig auf PCs, die kritische Aufgaben ausführen und über einen längeren Zeitraum eine stabile Konfiguration erfordern.
Kein Edge bei Long Term Servicing Branch
Dafür sieht Microsoft eine Edition von Windows 10 Enterprise vor, die nur Sicherheits-Updates, aber keine neuen Features über Windows Update erhält. Diese Ausführung unterliegt dem Long Term Servicing Branch. Auf solchen Systemen fehlt Edge gänzlich und der IE11 ist somit dort der einzige vorinstallierte Browser.
Die meisten Firmen-PCs dürften jedoch unter dem Current Branch for Business laufen, so dass die Benutzer auf diesen Systemen beide Browser vorfinden. Kompatibilitätsprobleme lassen sich dort mit Hilfe des Enterprise Mode zentral angehen, indem ausgewählte URLs automatisch im IE11 öffnen.
Enterprise Mode zum Umschalten auf den IE11
Grundsätzlich handelt es sich dabei um die gleiche Technik, die der IE11 bisher schon selbst nutzte, um mit Hilfe einer IE8-Emulation solche Seiten darzustellen, die für eine ältere IE-Version entwickelt wurden (siehe dazu: IE 11 Enterprise Mode: Funktionsweise und Konfiguration).
Diesen Modus aktiviert man für beide Browser über Gruppenrichtlinien. Ein Unterschied zwischen IE11 und Edge besteht darin, dass man beim Internet Explorer in das Menü Extras einen Befehl einblenden kann, der es den Benutzern selbst erlaubt, den Enterprise Mode manuell einzuschalten.
URL-Liste als XML-Datei
Diese Möglichkeit bietet Edge nicht. Vielmehr kann man dort nur zentral vorgeben, bei welchen URLs er auf den IE11 umschalten soll. Diese Adressen liest der Browser aus einer XML-Datei ein. Den Pfad dorthin spezifiziert man in der Einstellung Ermöglicht das Konfigurieren der Websiteliste für den Unternehmensmodus.
Sie findet sich unter Computer- und Benutzerkonfiguration => Richtlinien => Administrative Vorlagen => Windows-Komponenten => Microsoft Edge. Dort versammeln sich alle anderen Einstellungen für Edge in einer sehr überschaubaren Liste.
Die URL-Liste selbst muss man nicht in einem Texteditor erstellen, vielmehr sieht Microsoft dafür den Enterprise Mode Site List Manager vor.
Alternativ zum selektiven Wechsel auf den Internet Explorer gibt es die Möglichkeit, alle internen Seiten automatisch dem IE11 zu überlassen. Diesem Zweck dient die Einstellung mit der Bezeichnung Sendet den gesamten Intranetdatenverkehr an Internet Explorer.
Basiskonfiguration über weitere Richtlinien
Die Gruppenrichtlinien lassen nur eine grundlegende Konfiguration von Edge zu, wenngleich damit viele wichtige Aspekte abgedeckt werden. Dazu zählt besonders das Aktivieren bzw. Deaktivieren von Features wie Autofill von Formularen, Passwort-Manager oder von Suchvorschlägen in der Adresszeile. Außerdem kann man auf diesem Weg bestimmten, wie Edge mit Cookies und Scripts verfahren soll.
Das eingeschränkte zentrale Management von Edge ist zu einem wesentlichen Teil der Tatsache geschuldet, dass der Browser erst in der Version 1.0 vorliegt und einen vergleichsweise geringen Funktionsumfang bietet. So fehlt derzeit etwa die Möglichkeit, ihn durch Plugins zu erweitern.
Chrome als Alternative
Wer nicht darauf warten möchte, bis Edge ausgereift ist und sich trotzdem vom IE verabschieden möchte, dem bietet sich mit Google Chrome eine veritable Alternative, die sich umfassend über GPOs verwalten lässt.
Ein zusätzlicher Vorteil des Google-Browsers besteht darin, dass er praktisch auf allen Windows-Versionen läuft. Möchte man hingegen gemischte Umgebungen durchgängig auf einen Browser aus Redmond standardisieren, dann bleibt nur der IE11. Er ist von Windows 7 aufwärts verfügbar.
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