Tags: Lizenzierung, Desktop-Virtualisierung, Windows 8.1
Microsofts Lizenzbedingungen gelten aufgrund der Kosten und der komplizierten Nutzungsrechte als Hemmschuh für den Einsatz von virtuellen Desktops. Die neue Lizenzierung des Betriebssystems bringt gewisse Erleichterungen, wenn User mehrere Geräte parallel verwenden. Euphorie ist angesichts der weiterhin schwer verständlichen Regeln aber nicht angebracht.
Analysten wie Duncan Jones von Forrester feierten Microsofts Ankündigung als eine gute Nachricht und als wichtige Weichenstellung für eine höhere Akzeptanz von Desktop-Virtualisierung (VDI). Tatsächlich werden die Bedingungen etwas transparenter, wenn Unternehmen das Betriebssystem pro Benutzer lizenzieren. Bisher bot Microsoft nur ein Pro-Gerät-Modell, das man auch weiterhin in Anspruch nehmen kann.
Keine radikale Abkehr vom bisherigen Modell
Bevor man sich mit den Details der neuen Regelung beschäftigt, sollte man zur Kenntnis nehmen, dass auch künftig mehrere der bisherigen Bedingungen gelten:
- Von der Pro-User-Lizenzierung ist nur die Enterprise Edition (ab Windows 7) betroffen.
- Für den Zugriff auf zentrale virtuelle Desktops ist nach wie vor der Erwerb einer Software Assurance notwendig.
- Wenn Endgeräte nicht die Voraussetzungen für den Abschluss einer Software Assurance erfüllen, dann ist der Erwerb einer Lizenz vom Typ Virtual Desktop Access erforderlich.
- Das Recht für den Zugriff auf virtuelle Instanzen im Rechenzentrum wird nicht durch eine einmalige Gebühr erworben, sondern durch ein Abo-Modell. Mit Vertragsende erlischt die Möglichkeit, Windows auf diese Art zu nutzen.
Genau genommen geht es bei der neuen Lizenzoption darum, dass eine Software Assurance (SA) oder eine VDA auf Benutzer und nicht nur auf Geräte abgeschlossen werden kann. Bei einer SA pro User gilt die Bedingung, dass es sich um den primären Benutzer eines Geräts handelt, für das die Pro(fessional) oder Enterprise Edition von Windows 7 oder 8.x erworben wurde, und dass das Gerät das primäre Arbeitsgerät des Benutzers ist. Trifft das nicht zu, etwa weil das primäre Arbeitsgerät ein Thin Client ist, dann greift die VDA.
Bis zu 4 virtuelle Desktops zulässig
Wie beim bisherigen Modell dürfen Benutzer auf bis zu 4 virtuelle Instanzen von Windows Enterprise zugreifen, die auf entfernten Maschinen (im Rechenzentrum) laufen. Bei der Lizenzierung pro User ist das einem berechtigten Benutzer von jedem beliebigen Gerät aus erlaubt, während umgekehrt bei der Lizenzierung pro Gerät jeder beliebige User nur von lizenzierten Geräten aus zugreifen darf.
Zusätzlich können bis zu 4 Kopien von Windows Enterprise in lokalen virtuellen Maschinen ausgeführt werden, wobei die neue Lizenzierung voraussetzt, dass in diesem Fall für jedes verwendete Endgerät Windows 7/8.x in den Editionen Pro oder Enterprise erworben wurde. Bei der Pro-Gerät-Lizenzierung entfällt diese Bedingung, weil das Recht ohnehin nur auf das lizenzierte Gerät zutrifft.
Lokale Installation der Enterprise Edition
Deutlich vereinfacht wird die lokale Installation der Enterprise Edition, sie lässt nun auf beliebig vielen Client-Geräten eines lizenzierten Benutzers einsetzen - vorausgesetzt, für sie ist eine Pro(fessional) Edition von Windows 7 bzw. 8.x vorhanden oder es handelt sich um ein Tablet mit einer Bildschirmdiagonale von 10,1 Zoll oder weniger.
Companion Device License entfällt
Die größten Vorteile bringt eine Lizenzierung pro User für solche Firmen, in denen Mitarbeiter mit ihren privaten Geräten auf virtuelle Firmen-Desktops zugreifen dürfen. Bei der Lizenzierung pro Gerät erzwingt Microsoft geradezu groteske Fallunterscheidungen, so dass Rechte davon abhängen, ob Windows in einer VM mit privaten oder geschäftlichen Geräten von innerhalb oder außerhalb der Firewall genutzt wird.
Diese inkonsistenten Roaming Use Rights (RUR) bewirken, dass in bestimmten Konstellationen zusätzlich eine Companion Device License erworben werden muss (siehe dazu: Lizenzierung von Windows 8 für VDI: Software Assurance und Companion Device License). Bei einer Lizenzierung pro User dagegen darf dieser von sämtlichen Endgeräten aus auf virtuelle Desktops zugreifen, egal ob sie ihm gehören und wo er sich befindet.
Eine Nebenwirkung des neuen Lizenzmodells betrifft das Microsoft Desktop Optimization Pack (MDOP). Während ein Abonnement bisher nur ein Gerät abdeckte, dürfen die darin enthaltenen Tools nun auf allen PCs eines lizenzierten Benutzers eingesetzt werden.
Fazit
Wenn Unternehmen kein Bring your own Device zulassen, dann ist die neue Regelung nicht automatisch von Vorteil. Entscheidend sind dann die Nutzungsgewohnheiten, also ob Mitarbeiter überwiegend mehrere Geräte verwenden oder ob gar der umgekehrte Fall gilt, dass sich mehrere Benutzer einen PC teilen.
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