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Wenn man das Setup von Office 2016 oder 2019 startet, dann installiert es sämtliche Applikationen, und zwar auf Basis einiger vorgegebener Einstellungen. Dieses Verhalten ist häufig unerwünscht. Daher besteht die Möglichkeit, die Installation mit Hilfe des Office Deployment Tools und einer Konfigurationsdatei anzupassen.
Microsoft liefert neuere Versionen von Office nicht mehr mit einem MSI-Installer aus, sondern verwendet stattdessen das Click-to-Run-Verfahren. Dabei werden die Installationsdateien vom Setup-Programm aus dem Internet heruntergeladen, alternativ kann man sie aber wie gewohnt über lokale Datenträger bereitstellen.
Keine Optionen beim Standard-Setup
Anders als bei der herkömmlichen Installation kann man bei Click-to-Run standardmäßig weder auswählen, welche Anwendungen man installieren möchte noch den Pfad festlegen, wo sie abgelegt werden sollen. Will man das Setup aber individuell anpassen, dann bietet Microsoft dafür das Office Deployment Tool (ODT) an.
Der Download besteht aus einer .exe-Datei, die bei Ausführung ihren Inhalt in das ausgewählte Verzeichnis entpackt. Wenn man diese Prozedur und den dafür notwendigen UAC-Prompt umgehen möchte, dann kann man die enthaltenen Dateien auch direkt mit 7-zip extrahieren.
Lieferumfang des ODT
Das Paket besteht aus drei Dateien, nämlich der setup.exe, einem Beispiel für die Konfigurationsdatei und einer Textdatei mit der EULA. Um zu einer angepassten Installation zu gelangen, muss man im nächsten Schritt eine neue Konfigurationsdatei erstellen oder das mitgelieferte Muster editieren.
Diese liegt im XML-Format vor und akzeptiert eine Handvoll Elemente, um das Setup zu steuern. Unterhalb von Configuration ist ein Add-Knoten erforderlich. Dieser legt über eigene Attribute fest, ob die 32- bzw. 64-Bit-Version installiert werden soll (OfficeClientEdition="32" bzw. "64") oder von wo das Tool die Installationsdateien abrufen soll.
Update: Neuere Versionen des ODT enthalten drei XML-Vorlagen, und zwar je eine für Office 365 32- und 64-Bit (configuration-Office365-x86.xml bzw. configuration-Office365-x64.xml) sowie für Office 2019 (configuration-Office2019Enterprise.xml). Hier wählt man die passende für die vorhandene Lizenz aus, das weitere Vorgehen ist dann wie unten beschrieben.
Quellpfad angeben
Letzteres teilt man dem Setup über das Attribut SourcePath mit. Hat man etwa die ISO-Datei als virtuelle DVD gemountet, dann gibt man hier das Wurzelverzeichnis des Laufwerks an, also zum Beispiel "D:\". Alternativ kann man die Installationsmedien auf eine Freigabe im Netz kopieren und den UNC-Pfad eintragen:
<Add OfficeClientEdition="32" SourcePath="D:\">
Als Kindknoten von Add erwartet die Konfiguration ein oder mehrere Product-Elemente. Sie beschreiben die nicht die einzelnen Anwendungen, sondern über das Attribut ID die SKUs von Office. Zulässige Werte für Office 2016 und 365 sind beispielsweise:
- O365ProPlusRetail
- O365BusinessRetail
- VisioProRetail
- ProjectProRetail
- AccessRuntimeRetail
- LanguagePack
Office 2019 kennt unter anderem folgende IDs:
- ProPlus2019Volume
- Standard2019Volume
- ProjectPro2019Volume
- ProjectStd2019Volume
- VisioPro2019Volume
- VisioStd2019Volume
Die gesamte Liste aller vom ODT akzeptierten Produkt-IDs findet sich in diesem Support-Dokument.
Wenn das Finden der richtigen IDs für das jeweilige Office nicht in ein zeitraubendes Ratespiel ausarten soll, dann ist es am einfachsten, diese aus der Konfigurationsdatei C2RFireFlyData.xml auszulesen. Sie befindet sich auf der Installations-DVD unter \Office\Data.
Angenommen, dieses Verzeichnis ist auf dem Laufwerk D:, dann kann man die gesamte Liste der unterstützten IDs mit PowerShell so auslesen:
$ID = [XML](gc D:\Office\Data\C2RFireFlyData.xml)
$ID.C2RService.AllowedCombinations.C2RSetup.productreleaseid |
sort -Unique
Sprachen konfigurieren
Unterhalb von Product legt man mit dem Language-Element die Sprache(n) fest. Die erste davon bestimmt, in welcher Landessprache die Benutzeroberfläche der Office-Programme angezeigt wird. Für Deutsch lautet der Eintrag
<Language ID="de-de" />
Hier gäbe es die Möglichkeit, anstatt einer Konstanten den Wert MatchOS anzugeben, so dass Office in der gleichen Sprache installiert wird wie das Betriebssystem:
<Language ID="MatchOS" Fallback="de-de" />
Bei meinen Versuchen führte das aber zur Fehlermeldung 30182-40, wonach die Datei nicht gestreamt werden könne.
Bestimmte Office-Anwendungen ausschließen
Über ein weiteres Kindelement von Product bestimmt man schließlich, welche Applikationen nicht aufgespielt werden sollen. Für jedes Programm, auf welches man verzichten möchte, fügt man ein solches Element ein und gibt im Attribut ID dessen Namen an, also beispielsweise
<Product ID="O365ProPlusRetail">
<ExcludeApp ID="Access" />
...
</Product>
Zulässige Werte für die Anwendungen sind:
- Access
- Excel
- Groove
- Lync
- OneDrive
- OneNote
- Outlook
- PowerPoint
- Publisher
- Word
Groove deckt auch OneDrive for Business ab, Lync trifft zusätzlich auf Skype for Business zu.
Anstatt alle Anwendungen zu installieren und bestimmte auszuschließen, kann man natürlich auch den umgekehrten Weg gehen und gleich nur die gewünschten Apps angeben. Eine solche Beispielkonfiguration könnte so aussehen:
Bei diesem Vorgehen führt die Eingabe eines des Lizenzschlüssels für Office beim ersten Start jedoch zur Warnung, dass dieser für ein anderes Produkt sei und ob man die betreffende Anwendung lizenzrechtlich konvertieren möchte. Dies funktioniert aber klaglos.
Weitere Optionen
Neben dieser Kernkonfiguration unterstützt das Office Deployment Tool noch mehrere Optionen. So kann man die Anzeige der EULA unterdrücken oder festlegen, über welchen Channel künftige Updates eingespielt werden sollen.
Eine grundsätzlich interessante Einstellung erlaubt das Anpinnen der Office-Anwendungen auf der Taskleiste. Dies funktioniert allerdings nur unter Windows 7 und 8.1, bei Windows 10 bleibt sie folgenlos.
Eine vollständige Dokumentation aller unterstützten Einstellungen findet sich auf Microsoft Website. Außerdem gibt es auf der Office-Website einen Konfigurator, mit dem man die Einstellungen anpassen kann, ohne mit XML hantieren zu müssen.
Beispiel für eine Konfiguration
Eine Musterkonfiguration für die Installation von lokalen Medien könnte so aussehen:
Angepasstes Setup ausführen
Enthält die Konfigurationsdatei alle gewünschten Einstellungen, dann kann man das Office Deployment Tool starten. Es handelt sich dabei um die setup.exe aus dem heruntergeladenen Archiv. Der Aufruf erfolgt nach dem Muster:
setup.exe /configure configuration.xml
Nach einer kurzen Vorbereitungsphase zeigt das Tool die Symbole jener Programme an, die es installieren wird.
Anwendungen entfernen
Hat man nicht benötigte Office-Komponenten installiert, sei es, weil man sie in der Konfigurationsdatei nicht ausgeschlossen oder das Standard-Setup ausgeführt hat, dann lassen sie sich über die Systemsteuerung nicht deinstallieren. Auf diesem Weg kann man nur das gesamte Office eliminieren.
Es ist aber nicht notwendig, das ganze Paket zu entfernen und anschließend die gewünschten Programme neu aufzuspielen. Vielmehr kann man auch hier wieder auf das Deployment Tool zurückgreifen und einfach die Programme, welche deinstalliert werden sollen, unter ExcludeApp in die Konfigurationsdatei eintragen.
Das anschließende Ausführen von setup.exe entfernt dann alle Applikationen, die bereits installiert, aber in der Konfigurationsdatei ausgeschlossen wurden.
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10 Kommentare
Oder man benutzt so was:
https://www.reddit.com/r/MSToolkit/comments/7w3n5s/office_20132016_c2r_i...
Ich versuche es schon den ganzen Morgen, aber wenn ich die XML ausführen will, bekomme ich von Microsoft die Info, dass was mit meiner Internetverbindung nicht stimmt, oder zu wenig Speicherplatz ist.
Mit dem Standardinstaller läuft die Installation (allerdings auf ein Laufwerk wo ich sie nicht haben will).
Erkennt ihr einen Fehler in der XML?
Soll das Office 2016 heißen oder ist nicht Office 2019 gemeint?
Bei meinem Office 2016 kann ich noch auswählten was installiert werden soll
Die Beschreibung gilt sicher auch für Office 2019, war aber auf 2016 gemünzt. Ob die MSI-Installationsoption verfügbar ist, hängt von der Edition und der Lizenzierung ab. Beim Bezug über O365 ist Click-to-run der Standard, aber man kann nachträglich ein MSI-Paket herunterladen, wenn notwendig.
Weiß jemand ob die "Zulässige Werte für die Anwendungen" die gleichen sind wie bei Office 2019?
Ja, die sind in Office 2019 gleich geblieben.
Weiß jemand, ob ich das auch mit einer normalen Office 365 Home Version machen kann? Möchte unbedingt die Installation von Outlook und Skype verhindern.
Vielen Dank
Sollte funktionieren. Dieses Support-Dokument von Microsoft listet die Produkt-IDs auf, die das ODT akzeptiert. Darunter sind auch Home-Editionen.
Super!
Vielen, vielen Dank für diesen Hinweis und die gute Erklärung.
Habe damit gerade mein Office 2019 (Home + Business) auf Excel reduziert. Das ist alles was ich davon haben wollte.
Hallo!
Hat geklappt, nur nach heutigem Update von Microsoft 365 wurden die von mir bei der Installation mit Deployment Tool ausgeschlossenen Programme (Acces, Publisher) wieder installiert.
Wie kann man das verhindern?
MfG, Spike