Tags: Virtualisierung, Oracle
Mehr als 2 Jahre nach dem Kauf von Sun und Virtual Iron stellt Oracle die Version 3.0 von Oracle VM fertig. Es führt insgesamt drei Xen-basierte Hypervisor zusammen und integriert die mit Virtual Iron erworbenen Management-Funktionen. Gleichzeitig rüstet der Hersteller einige Fetaures wie DRS oder Storage-APIs nach, die von der Konkurrenz schon länger zu haben sind. Die Software könnte vor allem für Oracle-Stammkunden eine interessante Option sein, weil sie die Virtualisierung von Oracle-Produkten vereinfacht. Vor allem einseitige Lizenz- und Supportbedingungen für Oracle-Software zugunsten von Oracle VM könnten solche Firmen überzeugen.
Wie VMware setzt sich Oracle zum Ziel, auch die anspruchsvollsten unternehmenskritischen Anwendungen zu virtualisieren, nachdem weniger komplexe oder ressourcenhungrige Programme bei vielen Firmen bereits innerhalb von virtuellen Maschinen laufen. Oracle möchte dabei seine weit verbreitete Datenbank oder die kaufmännischen Anwendungen als Hebel nutzen, um mit seiner Virtualisierungssoftware Marktanteile zu gewinnen. Daher bewirbt der Hersteller Oracle VM als optimiert zur Ausführung von Oracle-Software. Das drückt sich etwa in über 90 mitgelieferten Templates für Anwendungen und Middleware von Oracle aus.
Größere Leistungsfähigkeit des Hypervisors
Technisch sieht sich Oracle für die großen unternehmenskritischen Anwendungen gerüstet, weil der Hypervisor bis zu 160 physikalische CPUs und 2TB RAM auf dem Host unterstützt und in Gastsystemen bis zu 128 vCPUs und 1TB vRAM zur Verfügung stellen kann. Die entsprechenden Werte für vSphere liegen bei maximal 32 vCPUs und ebenfalls 1TB vRAM, was Oracle zur großspurigen Aussage veranlasste, sein Produkt skaliere 4 mal so hoch wie jenes vom VMware, und das zu einem Bruchteil der Kosten.
Mehrere Optionen für zentrales Management
Die wichtigsten Fortschritte macht Oracle VM 3.0 beim Management virtualisierter Server, weil es nun die Administrationsaufgaben an zentraler Stelle zusammenführt. Bisher waren neben dem zentralen Management auch separate Konfigurationen der einzelnen Hosts erforderlich. Für das Management bietet Oracle mehrere Optionen an. Neben dem Oracle VM Manager steht nun eine überarbeitete Web-Konsole zur Verfügung, die dafür notwendige Server-Anwendung läuft auf dem hauseigenen Applikations-Server Weblogic. Darüber hinaus lässt sich das Management von Oracle VM 3.0 über den Oracle Enterprise Manager bewerkstelligen, der auch für die Verwaltung der meisten anderen Oracle-Produkte zuständig ist.
DRS und verteiltes Power-Management
Eine weitere wesentliche Neuerung, mit der Virtualisierung eine flexible Nutzung von IT-Ressourcen erst möglich macht, ist die dynamische Verteilung von Arbeitslasten über verschiedene Hosts. Dieses Distributed Resource Scheduling (DRS) kann aktive virtuelle Maschinen mit Hilfe von Live Migration automatisch auf weniger ausgelastete Server umziehen. Wie bei VMware geht damit ein verteilted Power-Management einher, wenn etwa außerhalb der Bürozeiten VMs auf wenigen Hosts zusammengeführt und die inaktiven Maschinen heruntergefahren werden.
Im Gegensatz zu dieser technischen Verbesserung stehen indes die Lizenzbedingungen für verschiedene Oracle-Produkte. Hier unterscheidet der Hersteller zwischen Soft Partitioning und Hard Partitioning (siehe dieses PDF). Wenn mittels Hypervisor die Rechenleistung auf mehrere virtuelle Maschinen aufgeteilt wird, dann liegt aus der Sicht von Oracle in der Regel die weiche Form der Partitionierung vor. Sie erlaubt es nicht, die Lizenzen auf die vCPUs zu beschränken, vielmehr bemessen sich die erforderlichen Lizenzen an den physikalischen CPUs, auch wenn nur ein Teil davon der virtualisierten Anwendung zu Verfügung steht.
Rückständige Lizenzierung behindert flexible IT
Dagegen ist die harte Partitionierung ein zulässiges Mittel, um die Zahl der Lizenzen auf die tatsächlich einer Anwendung zugeteilten Prozessoren einzuschränken. Während Virtualisierungsprodukte von VMware, Citrix oder Microsoft als Soft Partitioning gelten, wird Oracle VM als harte Form der Partitionierung anerkannt, wenn vCPUs des Gastes über eine Konfigurationsdatei fest bestimmten physikalschen Prozessoren zugeordnet werden.
In Ermangelung von DRS konnte Oracle bisher aus seiner technischen Not eine lizenzrechtliche Tugend machen. Wenn aber nun die speziell für die Ausführung von Oracle-Software optimierte Virtualisierungsplattform weiterhin die virtuellen fest an die physikalischen CPUs binden muss, um zusätzliche Lizenzkosten zu vermeiden, dann schränkt dies den Nutzen von DRS erheblich ein. Insofern teilt Oracle VM dann das Schicksal von Konkurrenzprodukten. Bevorzugt wird es aber nach wie vor beim Support von Oracle-Software, die auf dem hauseigenen Hypervisor uneingeschränkt gilt, bei jenen anderer Hersteller indes nicht.
Integration von Speichersystemen über Storage Connect
Eine weitere große Lücke schließt Oracle mit der Einführung von Storage Connect. Es erlaubt die Entwicklung von Plugins zur Integration von Speichersystemen. Durch diese engere Anbindung lassen sich bestimmte Aufgaben wie das Erstellen von Snapshots oder das Klonen von VMs an ein Storage Array delegieren, so dass der Hypervisor entlastet wird. Derartige Module existieren derzeit für Fujitsu, Hitachi Data Systems und NetApp, weitere sind geplant. Storage Connect lässt sich mit Storage Link in XenServer oder mit vStorage von VMware vergleichen.
Update für OCFS2, Support für OVF
Neben diesen fundamentalen Neuerungen bringt ein großes Release wie Oracle VM 3.0 naturgemäß eine größere Zahl an kleineren Verbesserungen und Updates. Dazu zählt etwa die Integration des neuesten Oracle Cluster File System (OCFS2), dem Gegenstück zu VMware VMFS, sowie ein erweitertes Logging und Reporting. Neu ist auch die überfällige Unterstützung für das Open Virtualization Format (OVF), das primär dem Austausch von VMs zwischen Systemen verschiedener Hersteller dient.
Oracle als weiterer Player im Virtualisierungsmarkt
Auch wenn Oracle VM 3.0 noch nicht zu VMware aufschließen kann, macht die Firma mit der neuen Version einen großen Schritt vorwärts in Richtung eines ernstzunehmenden Konkurrenten in diesem Markt. Der letzte Gartner-Quadranten für Virtualisierung platzierte Oracle noch deutlich abgeschlagen als Nischen-Player. Dieser Zustand könnte sich ändern, vor allem aufgrund der technischen und lizenzrechtlichen Verknüpfung mit den zahlreichen Oracle-Produkten. Zudem fährt der Hersteller eine aggressive Preispolitik, indem er für Oracle VM 3.0 keine Lizenz-, sondern nur Supportkosten in Rechnung stellt.
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