Prognosen 2012: Windows 8, Mobile Computing, Virtualisierung und Cloud


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    Blick in die KristallkugelDer Jahreswechsel ist wieder Anlass für US-Analysten, die wichtigsten IT-Trends für 2012 vorherzusagen. Weitgehende Übereinstimmung herrscht bei den Prognosen darin, dass die maßgeblichen Entwicklungen der letzten Jahre auch 2012 bestimmen werden, aber nun an Bedeutung gewinnen. Dies gilt besonders für Cloud-Computing und die damit verbundene Konsumerisierung der IT, die zusätzlich durch mobile Geräte befördert wird.

    Die allgemein vorhergesagte Dynamik der IT-Branche, die in relativ kurzer Zeit zu tiefgreifenden Veränderungen führen soll, drückt sich laut IDC in einem weltweiten Wachstum von 6,9 % aus. Demzufolge steigen die globalen IT-Ausgaben auf 1,8 Billionen Dollar. Für dieses Plus zeichnen angesichts der wirtschaftlichen Schwäche westlicher Länder vor allem Staaten wie China, Russland, Brasilien und Indien (BRIC) verantwortlich. China soll 2012 Japan von der Position des zweitgrößten IT-Markts verdrängen.

    Mobile Computing und Cloud als Megatrends

    Für die Schwellenländer gilt trotz ihres Nachholbedarfs genauso wie für die USA und Europa, dass die neuen Megatrends für sie bereits kurzfristig prägend sein sollen. Dazu zählen die starke Verbreitung von Smartphones und Tablets, die Verfügbarkeit preiswerter Cloud-Services und die daraus resultierenden Herausforderungen für die Enterprise-IT.

    IDC geht davon aus, dass 2012 der Markt für Smartphones jenen für PCs bei den Stückzahlen, den gesamten Ausgaben und bei der Zahl an Applikationen überholen wird. Die prognostizierten 85 Mrd. Downloads sollen mehr Umsatz erzeugen als das gesamte Mainframe-Geschäft. Mit der stark zunehmenden Zahl an Smartphones, die auch in Unternehmen genutzt werden, steigt der Bedarf an Tools für das Mobile Device Management. Das sind gute Nachtrichten für Anbieter wie MobileIron oder VMware mit Horizon Mobile.

    PCs verlieren an Bedeutung

    Diese absehbare Entwicklung führte schon im letzten Jahr zur modischen Rede von der Post-PC-Ära, die den PC als das dominierende Arbeitsgerät auf den Firmen-Desktops bereits verschwinden sah. Während davon noch nichts zu bemerken ist, verliert der Windows-Rechner zweifellos an Bedeutung. Diese drückt sich auch in folgenden Prognosen aus:

    • Gartner zufolge wird die Zahl der Applikationen für Smartphones nicht nur jene der PC-Anwendungen im Jahr 2012 übertreffen, sondern bis 2015 deren 4-faches Volumen erreichen. Zahlreiche Programme werden dann zuerst oder gar nur in einer Version für mobile Geräte erscheinen.
    • Bis 2016 sollen ebenfalls Gartner zufolge 50 % aller Nutzer von E-Mail in Unternehmen nur noch Web-Clients einsetzen, so dass die Nachfrage nach Rich Clients für Windows, wie etwa Outlook, zurückgeht.
    • IDC behauptet, dass Windows 8 für die PC-User in Unternehmen weitgehend irrelevant bleiben werde. Sehr unterschiedlich sind die Erwartungen hinsichtlich des Erfolgs von Windows 8 auf Tablets und anderen Geräten mit Touch-Bedienung. IDC zufolge werden die Verkäufe solcher Geräte mit dem Microsoft-Betriebssystem enttäuschend sein. David Johnson von Forrester und Elias Khnaser von Virtualization Review dagegen erwarten, dass die Konsumerisierung der IT die Firmen zu einer schnellen Einführung von Windows 8 zwingen wird, selbst wenn die Migration auf Windows 7 noch nicht abgeschlossen ist.
    • Forrester-Analyst David Johnson sieht den von der IT-Abteilung betreuten Firmen-Desktop dadurch unter Druck, dass Mitarbeiter vermehrt ihre eigenen Geräte, bevorzugt Macs, in die Firma mitbringen. Ob sich dieses Bring your own Computer (BYOC) auch in Deutschland zu einem nennenswerten Trend entwickelt, bleibt allerdings fragwürdig.
    • Die Fachabteilungen greifen verstärkt zu preiswerten und zumeist Browser-basierten Anwendungen aus der Cloud, die zudem oft ohne Konsultation der IT-Abteilung gebucht werden. Mitarbeiter seien laut Johnson sogar bereit, die Services aus der eigenen Tasche zu bezahlen, um jene Tools zu bekommen, die ihnen die interne IT oft nicht liefern kann.

    Trends beim Cloud-Computing

    Das Cloud-Computing ist nicht nur eine treibende Kraft für die Konsumerisierung, indem es leicht zugängliche Anwendungen für jedermann bereitstellt oder Smartphones erst zu nützlichen mobilen Computern macht. Die Cloud steht zunehmend auch auf dem offiziellen IT-Fahrplan vieler Unternehmen. Dabei ersetzen standardisierte Dienste aus der Cloud nicht nur interne IT-Ressourcen, sondern nach Ansicht von Gartner auch immer öfter das klassische Outsourcing. Insgesamt expandiere der IT-Service-Markt über die nächsten Jahre auf ein Volumen von mehr als einer Billion Dollar.

    Als besondere Gewinner dieses Wachstum sieht IDC die großen und etablierten Anbieter. So soll Amazon 2012 mit seinen Cloud-Services die Umsatzgrenze von 1 Mrd. Dollar überschreiten, Google soll mit einem Rückstand von 18 Monaten diese Marke erreichen.

    Während der Schwerpunkt großer Service-Provider wie Amazon derzeit noch auf IaaS liegt, sieht IDC einen raschen Wandel zu Anwendungen aus der Cloud. Sowohl Google und Amazon, als auch Enterprise-Lieferanten wie Microsoft oder VMware haben die Weichen dafür bereits gestellt. Letztere propagieren dabei das Modell der Hybrid Cloud, für das Elias Khnaser 2012 den Durchbruch erwartet.

    Verstärkte Cloud-Nutzung trotz Sicherheitsbedenken

    Der umfangreichen Nutzung von Cloud-Diensten standen bislang in vielen Firmen Sicherheitsbedenken entgegen. Dafür besteht künftig noch mehr Anlass, denn laut Gartner sollen die finanziellen Schäden durch Cybercrime pro Jahr um 10 % steigen. Dennoch öffnen sich IT-Verantwortliche den neuen Angeboten aus der Cloud und nutzen sie auch, um dort kritische Informationen zu speichern.

    So sollen bis Ende 2016 rund 50 % der Global-1000-Firmen sensible Kundendaten in der Public Cloud vorhalten. Gleichzeitig werden sich nach Meinung von Gartner immer mehr von ihnen mit Sicherheitszertifikaten zufrieden geben, anstatt einen eigenen Prüfer mit Sicherheitstests von Cloud-Services zu beauftragen.

    Auswirkungen auf die IT-Abteilungen

    Der Einsatz von Cloud-Services wird zu einer Herausforderung für die IT-Profis, egal ob dabei Mitarbeitern ihre Anwendungen inoffiziell buchen oder ob die externen Dienste offiziell in Anspruch genommen werden. Im ersten Fall kann die IT einem Wildwuchs nur effektiv entgegentreten, indem sie die gewünschten Tools selbst relativ rasch zur Verfügung stellt oder die Nutzung von Anwendungen aus der Cloud aktiv unterstützt. Blockieren und verhindern alleine wird in der Regel nicht funktionieren. Mehrere Hersteller arbeiten an Management-Werkzeugen, die etwa ein übergreifendes Identity-Management zulassen. Beispiele dafür sind VMware Horizon oder Microsofts Office 365 Integration Module.

    Aber auch die offizielle Cloud-Strategie geht tendenziell auf Kosten der IT-Abteilungen. So schätzt Gartner, dass bis 2015 rund 35 % der IT-Ausgaben in Unternehmen nicht von den IT-Abteilungen getätigt werden, sondern von Business-Managern. CIOs müssen akzeptieren, dass Unternehmen Teile ihres Budget in andere Bereiche verlagern, weil im Zeitalter der mietbaren Cloud-Services IT-Projekte in Business-Projekte umdefiniert werden.

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    Bild von Wolfgang Sommergut

    Wolfgang Sommergut hat lang­jährige Erfahrung als Fach­autor, Berater und Kon­ferenz­sprecher zu ver­schie­denen Themen der IT. Da­ne­ben war er als System­ad­mi­ni­stra­tor und Con­sultant tätig.
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