Tags: Desktop-Virtualisierung, RDS
Auch wenn sich Citrix und VMware als die zwei wichtigsten Anbieter von Software für Desktop-Virtualisierung etabliert haben, so gibt es noch Alternativen zu View und XenDesktop. Während es um Sun VDI seit der Übernahme durch Oracle still geworden ist und Red Hat noch keine vollständige Lösung bietet, besetzt Quest mit vWorkspace eine Nische, indem es Microsofts Basisfunktionen für VDI erweitert. Die Software befindet sich derzeit in der Version 7.2.
Eine im letzten Jahr mit Microsoft abgeschlossene Partnerschaft ließ Quest hoffen, dass sie das Unternehmen als alternativen Lieferant von VDI-Software aufwerten würde. Quest versuchte damit, Citrix die exklusive Position als Microsoft-Verbündeter bei Server Based Computing und Virtualisierung streitig zu machen.
Ergänzung zu Microsofts VDI Suite
Der Hersteller rechnet sich gute Chancen aus, weil sich das Portfolio von Citrix zunehmend mit jenem von Microsoft überschneidet (Hypervisor, Applikationsvirtualisierung). Diese Überlappung rührt daher, dass Citrix mittlerweile den gesamten Software-Stack für virtuelle Desktops anbietet. Dagegen möchte Quest mit seiner Software die Lücken in Microsofts VDI-Infrastruktur schließen. Genau diesen Ansatz verfolgte Citrix noch mit dem Presentation Server, der die Terminaldienste für den Einsatz in größeren Installationen tauglich machte.
Während Microsoft die Terminaldienste im Lauf der Jahre soweit entwickelte, dass sie jetzt zumindest in kleineren Umgebungen eine vollständige Lösung bieten, bedarf die VDI Suite einer Vielzahl von ergänzenden Funktionen. Und da Microsoft aufgrund seines späten Einstiegs eine schwache Marktposition bei der Server-Virtualisierung hat, brauchen viele Anwender eine VDI-Lösung, die VMware vSphere unterstützt. Da Microsoft das nicht tut, hat Quest hier eine zusätzliche Gelegenheit, die rudimentäre Lösung aus Redmond zu erweitern.
Parallels Container statt Hypervisor
Neben Hyper-V und VMware ESX(i) unterstützt vWorkspace zusätzlich Parallels Containers. Dabei handelt es sich um keinen Hypervisor, vielmehr nennt der Hersteller seine Technik OS Virtualization. Dabei teilen sich mehrere Benutzer wie beim Terminal-Server eine Instanz von Windows Server, wobei Container stärker voneinander isoliert sind als TS-Sessions.
Dieser Mittelweg zwischen Terminal-Server und VMs hat Vor- und Nachteile beider Modelle: Es überwindet nicht vollständig die Kompatibilitätsprobleme des Terminal-Servers und steht vor einer schwierigeren Aufgabe bei der Umleitung lokaler USB-Geräte auf den von mehreren Usern genutzten Server. Zudem bekommen die Anwender kein Client-Betriebssystem, sondern sehen die Oberfläche von Windows Server, die sich jedoch weitgehend an Windows 7 angleichen lässt. Andererseits erlaubt die Lösung eine höhere Benutzerdichte pro Maschine und hat auch Vorteile bei den Lizenzkosten, weil für eine VDI-Lösung auf Basis von Windows Server keine VDA fällig wird.
Zu einem gewissen Grad erlaubt vWorkspace den parallelen Betrieb der unterstützten Virtualisierungstechniken, weil es einige Aufgaben einheitlich in seinen Management-Tools abbildet. Dazu gehört etwa das Bereitstellen von VMs, das für alle Hypervisor gleichermaßen funktioniert, oder auch das externe Speichern von Änderungen an einer VM (Linked Clones bei VMware, differencing VHD bei Microsoft).
Virtuelle Desktops als eine zentralistische Option
Quest bietet mit vWorkspace keine reine VDI-Lösung an, sondern sieht darin eine von mehreren zentralistischen Optionen. Der Broker von vWorkspace kann Benutzer nicht nur mit virtuellen Desktops verbinden, sondern auch mit Sessions auf dem Terminal-Server oder mit dedizierten Blade-PCs im Rechenzentrum.
Diesen Ansatz verfolgen auch die beiden Marktführer. Im Fall von VMware View ist die Unterstützung für die anderen Modelle jedoch nicht konsistent. Während es für virtuelle Desktops optimierte Protokolle anbietet, sei es PCoIP oder Wyse TCX, müssen sich Anwender für Sessions auf dem Terminal-Server mit Standard-RDP begnügen. Citrix wiederum deckt eine solche Konstellation durch seinen umfangreichen Software-Stapel ab, so dass dabei Produkte wie XenApp oder HDX 3D hinzukommen.
Quest hingegen bietet für alle 3 Ansätze nicht nur eine gemeinsame Management-Konsole, sondern auch eine konsistente Protokollunterstützung durch EOP Xtreme. Es handelt sich dabei um mehrere Erweiterungen von RDP, die insgesamt die Darstellung von Grafiken sowie Videos verbessern und vor allem die Kommunikation über WAN-Verbindungen beschleunigt. Es erlaubt zudem, RemoteFX über solche Netze mit hohen Latenzen einzusetzen, während es von Microsoft selbst als reine LAN-Technik positioniert wird.
Eine weitere Integrationsleistung von vWorkspace besteht darin, dass es publizierte Anwendungen unter ein Oberfläche präsentieren kann, seien es solche, die über RemoteApp oder vWorkspace bereitgestellt werden.
User- und Applikations-Virtualisierung
Ein wesentlicher Aspekt von Desktop-Virtualisierung besteht darin, nicht den monolithischen Client in das Rechenzentrum zu verlagern, sondern diesen stärker zu modularisieren und dadurch besser verwaltbar zu machen. Gängige Ansätze dafür sind die Applikationsvirtualisierung, mit dem man die Installation von Programmen in das Windows-Image vermeidet, sowie die Ablösung der benutzerspezifischen Einstellungen und Daten vom Betriebssystem.
Sowohl Citrix als auch VMware streben danach, dieses Funktionen durch eigene Produkte abzudecken. Die Applikationsvirtualisierung erbringen dort XenApp beziehungsweise ThinApp. Quest hat keine eigene Lösung für diesen Zweck, integriert jedoch stattdessen App-V. So lassen sich zum Beispiel virtualisierte Anwendungen über die vWorkspace-Konsole an virtuelle Desktops zuweisen und bei Bedarf in das Startmenü aufnehmen.
Da die von Windows selbst gebotenen Funktionen für das Management der User-Profile ihre Schwächen bei virtuellen Desktops besonders offenbaren, haben Citrix und VMware entsprechende Produkte bei Sepago beziehungsweise RTO Software zugekauft. Als Quest 2007 seine VDI-Software mit der Übernahme von Provision Networks erwarb, enthielt diese bereits ein Tool namens MetaProfiles-IT zur Verwaltung und Auslagerung der Benutzerprofile.
Offline-Fähigkeit / Client-Hypervisor
Als eine der Beschränkungen zentraler Desktops gilt, dass sie nur online erreichbar sind. Mobile Nutzer ohne permanente Internet-Anbindung sind somit eine Benutzergruppe, die für herkömmliche VDI-Systeme nicht in Betracht kommen. Sowohl Citrix als VMware bieten mittlerweile Technologien an, um das Offline-Arbeiten zu unterstützen. Während Citrix auf den Bare-Metal-Hypervisor XenClient setzt, hat VMware ähnliche Pläne zurückgestellt und liefert View 4.5 mit dem so genannten Local Mode aus, der ein Host-Betriebssystem voraussetzt. Beide Lösungen decken nur einen Teil der Nutzungsszenarien ab und sind nur bedingt für den produktiven Einsatz geeignet.
Quest Software verfügt über keine derartige Technologie, positioniert jedoch seine Funktionen für die zentrale Speicherung und Replizierung von Benutzerprofilen als Alternative. Sie erlauben Anwendern, ihre Einstellungen und Dokumente aus einem zentralen Desktop auf ein Notebook zu übernehmen und damit unterwegs zu arbeiten. Die Analysten von Gartner bewerteten dieses Defizit als so gravierend, dass sie die Enterprise-Tauglichkeit von vWorkspace in Frage stellten. Quest vereinbarte daher eine Kooperation mit Virtual Computer, das die Integration des Client-Hypervisors NxTop in vWorkspace vorsieht.
Übersicht: Erweiterungen für die Microsoft-Plattform
Quest nutzt die teilweise rudimentären VDI-Features von Microsoft und erschließt sie durch ergänzende Funktionen für eine ernsthafte Nutzung. Zu den Zusatzfunktionen zählen unter anderem:
- Multi-Client-Unterstützung: Microsoft bietet einen Remote-Desktop-Client nur für Windows. Quest bietet so genannte Connectors (=Client-Software) für Windows, Linux, Mac und Java.
- Besseres Benutzererlebnis: EOP Xtreme komprimiert die Payload von RDP für eine zügigere Darstellung des entfernten Desktops über WANs. Hinzu kommt die Integration zusätzlicher lokaler USB-Geräte, Client-seitiges Flash-Rendering und erweiterte Multi-Monitor-Untersützung.
- Host Load Balancing für Hyper-V: vWorkspace platziert VMs abhängig von der tatsächlichen CPU- und Speicherauslastung auf einem passenden Host.
- Drucken über einen universellen Druckertreiber, so dass die Installation gerätespezifischer Treiber in den Clients entfällt. Die Lösung nennt sich EasyPrint und erlaubt zudem, dass Benutzern abhängig von verschiedenen Kriterien (etwa Standort) Drucker zugewiesen werden. Außerdem lässt sich damit der Bandbreitenverbrauch von Druck-Jobs begrenzen.
- Provisionierung und Versionierung von Desktops aus der Management-Konsole von vWorkspace.
- Flexible Zuweisung eines Desktops zu User, abhängig von diversen Bedingungen, etwa vom Namen oder der IP-Adresse des Client-Geräts oder der Zugehörigkeit des Mitarbeiters zu einer bestimmten OU im Active Directory.
- Sysprep-Library: Sie erlaubt es, ein Systemabbild mit Hilfe von Sysprep für verschiedene Zielgruppen anzupassen.
- ThinShell: Es handelt sich dabei um ein kostenloses Add-on, das auf Client-PCs den Windows Explorer durch eine einfachere Oberfläche ersetzt, um ihn wie einen Thin Client zu nutzen.
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2 Kommentare
Danke für diesen interessanten Artikel (und überhaupt für diesen interessanten Weblog).
Es gibt übrigens einen RDP-Client für den Mac. Er kann im Download-Bereich von http://www.microsoft.com/mac herunter geladen werden.
Hallo Herr Schütz, lange Zeit hat Microsoft die Nicht-Windows-Systeme exklusiv Citrix überlassen. Daher überrascht es mich, dass es nun einen RDP-Client für den Mac von Microsoft gibt. Wenn ich dieses Dokument richtig interpretiere, dann ist er allerdings noch auf dem Stand von RDP 6.
Ich danke Ihnen jedenfalls für den interessanten Hinweis und für das Lob unserer Site :-)