Tags: Windows Server 2016, Windows Server Essentials, RDS
Wer in Windows Server 2016 Essentials die Terminaldienste oder die neue MultiPoint-Rolle nutzen möchte, um Anwendungen remote auf dem Server auszuführen, sieht sich mit unzureichender Dokumentation und irreführenden Optionen in den Tools konfrontiert. Faktisch lässt sich das OS für diese Aufgabe nicht nutzen.
Grundsätzlich wäre es eine feine Sache, wenn kleine Firmen einen Essentials-Server nicht nur für Datei- und Druckdienste oder die Benutzerverwaltung mittels Active Directory, sondern auch als Session Host einsetzen könnten. Dies würde dann etwa auch Android- oder Apple-Geräten den Zugriff auf Windows-Apps gewähren, nachdem Microsoft für diese Systeme eigene RDP-Clients anbietet.
Keine expliziten Hinweise auf RDS-Unterstützung
Nachdem Server Essentials nur über eine Server-Lizenz erworben wird und keine CALs benötigt, könnte sogar die Hoffnung auf eine preiswerte Lösung aufkeimen, bei welcher der RDP-Zugriff für die maximal 25 zulässigen Benutzer im Preis enthalten wäre.
So wie die Dokumentation zu Server 2016 Essentials insgesamt sehr mager ausfällt, findet sich auch in den Lizenzinformationen zum Betriebssystem nirgends ein expliziter Hinweis darauf, ob die Rollen als RDS-Host oder MultiPoint-Server unterstützt werden.
Ein Lizenzdokument zu Windows Server 2012 R2 legt aufgrund der Fußnote 8 zu den RDS die Vermutung nahe, dass dies auch in der neuen Version wohl nicht der Fall sein dürfte.
Server Manager unterstützt RDS- und MultiPoint-Installation
Freilich beantwortet das noch nicht die Frage, ob RDS und MultiPoint technisch verfügbar sind und der Hersteller dafür bloß keinen Support gewährt. Die Tools erwecken nämlich den Eindruck, dass eine Installation der RDS oder von MultiPoint möglich sei.
Startet man nämlich den Wizard zum Hinzufügen von Rollen und Features im Server Manager, dann zeigt dieser wie in den großen Editionen unter Installationstyp auch die Auswahl zur Installation von Remotedesktopdiensten.
MultiPoint-Rolle nicht im System vorhanden
Im nächsten Schritt kann man sich zwischen verschiedenen Bereitstellungstypen entscheiden, nämlich Standardbereitstellung, Schnellstart und MultiPoint Services.
Bei Letzteren lässt sich am schnellsten zeigen, dass sie auf einem Essentials Server nicht verfügbar sind. Nach der Auswahl dieser Option und des Ziel-Servers scheitert die Installation mit der Fehlermeldung:
ArgumentNotValid: Die Rolle, der Rollendienst oder der Featurename ist ungültig: "MultiPointServerRole". Der Name wurde nicht gefunden.
Wie man sich mit PowerShell leicht überzeugen kann, finden sich die MultiPoint Services nicht in der Liste der verfügbaren Features:
Get-WindowsFeature -Name MultiPoint*
Dieser Befehl fördert nur den MultiPoint Connector zutage, den man benötigt, um sich mit einem MultiPoint-Server zu verbinden.
Installation einer RDS-Bereitstellung
Vielversprechender sieht die Installation eines RDS-Deployments aus, etwa über die Option Schnellstart. Sie richtet den Connection Broker, den Session Host und eine Sammlung in einem Durchgang ein.
Dort kommt es zwar zu einer Fehlermeldung, wonach die Sammlung nicht erstellt werden könne, aber im Ergebnis werden der RDSH und der Connection Broker installiert.
Mit Hilfe von
gwmi -namespace “Root/CIMV2/TerminalServices” Win32_TerminalServiceSetting |
select Licens* | fl
findet man schnell heraus, dass RDP-Verbindungen nicht für alle Benutzer vorgesehen sind. Vielmehr beschränkt sich der Server wie schon vor der Installation der RDS auf zwei gleichzeitige Sitzungen für administrative Zwecke.
Einrichten eines Lizenz-Servers
Nachdem der Server Manager auch die Installation eines Lizenz-Servers vorsieht, liegt es nahe, diesen einzurichten und den Session Host mit CALs zu versorgen. Der Vorgang läuft problemlos durch und man kann dort seinen Lizenzschlüssel für die CALs hinterlegen.
Am Lizenztyp ändert sich dadurch aber nichts, wie auch ein Blick in Lizenzierungsdiagnose zeigt. Das Tool moniert vielmehr, dass kein Lizenz-Server konfiguriert sei und somit keine CALs verfügbar wären.
Bei den RDS erhält man somit nicht einmal eine explizite Meldung, wonach diese auf Server Essentials nicht zur Verfügung stünden. Man darf diese Tatsache aus der nicht funktionsfähigen Konfiguration nur schließen.
Eingeschränkte RDS-Optionen für kleine Firmen
Insgesamt haben kleine Unternehmen, die eine Remotedesktop-Lösung benötigen, keine wirkliche Wahl mehr. Nachdem Microsoft in der Version 2016 die Foundation Edition und den eigenständigen MultiPoint-Server aufgegeben hat und der Essentials Server diese Aufgabe nicht erfüllen kann, bleibt nur der Erwerb der Standard Edition.
Sie enthält auch die Essentials-Rolle, mit der sich die spezifischen Features der kleinsten Edition einrichten und verwalten lassen. Allerdings fallen dort neben der Server-Lizenz auch CALs an, hinzu kommen dann noch RDS-CALs. Diese benötigt man sowohl für die Rolle Session Host als auch MultiPoint Services.
Wenn man sich damit nicht anfreunden kann, dann bietet Server 2016 Essentials zumindest die Möglichkeit, mit Hilfe des Remotewebzugriff in einem Web-Browser durch das Dateisystem des Servers zu navigieren und Dateien hoch- oder herunterzuladen.
Täglich Know-how für IT-Pros mit unserem Newsletter
Ähnliche Beiträge
- MultiPoint-Rolle in Server 2016 installieren, Arbeitsstationen verwalten
- Best Practice: Terminal-Server und virtuelle Desktops auf Windows Server 2016 migrieren
- RemoteFX, DDA, vGPU: Grafikoptionen in den RDS von Windows Server 2016
- Windows Server 2016 Essentials: Neuerungen, Einschränkungen, Preis
- Neu in RDS für Windows Server 2016: Multipoint, VMs Gen 2, OpenGL
Weitere Links
4 Kommentare
Vielen Dank für den ausführlichen praktischen Test! Diese Frage hat mich auch schon (theoretisch) beschäftigt. Leider macht es Microsoft es hier kleinen Unternehmen, die aktuelle Technik (Remote Desktop) einsetzen wollen, aber nicht alle sonstigen Features des Standard Servers benötigen, unnötig schwer. Eine Freigabe des RDP Session Host z.B. für 15 User wäre meines Erachtens nach angebracht, aber das ist halt MS Politik.
Moin.Vielen Dank für die Beschreibung. Auch wir haben mit unserer kleinen Firma die Hoffnung gehabt diesen Dienst zu nutzen und "ganz naiv" einen Cloud-Server 2019 gemietet. Wenn ich das jetzt richtig verstehe kann ich da keine zusätzlichen RDP-CAL einspielen um mit mehr als zwei Nutzer zuzugreifen, außer wir versuchen es per Web-Zugriff? Dann heißt es einen Standard-Server finden..? VG UW
Kleiner Ergänzung zu dem Punkt "Einrichten eines Lizenz-Servers"
Man muss zusätzlich den Lizenzserver in den Gruppenrichtlinien als solchen eintragen.
Dann bekommt man die Anzeige, dass die Lizenzen gültig wären und der Remotezugriff lizenziert seie.
Leider wird aber dann immernoch der Zugriff auf 2 User beschränkt.
Das macht die Sache nur noch schlimmer und erhöht die Chance, dass man sich vergeblich mit diesem Problem abmüht. Schwache Leistung von Microsoft.