Tags: RDS, Windows Server 2016, RDP
Windows Server 2016 brachte viele, zumeist nicht tiefgreifende Änderungen bei den Remote Desktop Services (RDS). Zahlreiche Einzelverbesserungen bei RDP und RemoteFX kommen aber dem Benutzererlebnis zugute. Das Thema Grafikbeschleunigung wird dadurch jedoch nicht einfacher, speziell beim Terminal-Server.
Virtuelle Desktops profitieren von RemoteFX und der Virtualisierung von GPUs seit Server 2008 R2 SP1, weil damit mehrere Gäste gleichzeitig die Leistung der physikalischen GPU nutzen können.
Fortschritte bei RemoteFX vGPU
Windows Server 2016 erweitert RemoteFX vGPU um neue Funktionen. Zu den Verbesserungen gehören die Unterstützung für OpenGL (bis 4.4) und OpenCL 1.1, die Zuweisung von bis zu 1GB Videospeicher zu einer VM (bisher nur 256MB) und eine insgesamt bessere Performance.
Neu ist auch die Unterstützung für VMs der Generation 2, nachdem diesen UEFI-VMs unter Server 2012 R2 noch keine virtuellen GPUs zur Verfügung standen. Als Gäste sind dann aber nur Windows 10 (ab 1511) oder Server 2016 zulässig.
Discrete Device Assignment (DDA)
Hyper-V 2016 erlaubt es, bestimmte Hardware direkt an VMs Gen 2 durchzureichen, damit diese exklusiven Zugriff auf die betreffenden Komponenten haben (siehe dazu die Hardware-Voraussetzungen). Dies gilt auch für GPUs, so dass Gäste von innerhalb einer VM die Grafikeinheit mit dem Treiber des Herstellers so ansprechen können, als liefe das Betriebssystem direkt auf dem Rechner.
In der Praxis funktioniert dieses Feature offenbar nicht gleich gut mit allen GPUs und deren Treiber. Daher wird man die jeweiligen Kombinationen aus Server und Grafikeinheit für diesen Zweck erst gründlich testen müssen.
Zielgruppe dieses Features sind Anwender, die anspruchsvolle Programme wie CAD, Bildbearbeitung oder Videoschnitt in virtuellen Desktops ausführen möchten. Für Wissensarbeiter, die Office einsetzen und dabei eine ordentliche Grafikleistung benötigen, reicht hingegen RemoteFX vGPU.
Es liegt auf der Hand, dass man mit DDA die geringste Benutzerdichte pro Server erreicht, weil die Zahl der möglichen GPUs pro Server limitiert ist. Dagegen stellt die vGPU einen Kompromiss zwischen Leistungsfähigkeit und VM-Dichte dar.
Hat der Server keine geeignete GPU, dann emuliert RemoteFX mit Hilfe der CPU eine Soft GPU. Sie bietet eine Low-end-Grafik für eine große Zahl an Benutzern.
Grafikoptionen für Terminal-Server
Während für virtuelle Desktops - abhängig vom verwendeten Gast-OS - grundsätzlich alle drei Grafikoptionen zur Verfügung stehen (DDA, vGPU, Soft GPU), ist die Lage bei Session Hosts etwas anders.
Bis Server 2012 R2 konnten RDSH die GPU gar nicht nutzen, wenn sie in einer VM liefen. Microsoft unterstützt den paravirtualisierten Grafikprozessor (vGPU) nämlich nicht für Session Hosts, und daran ändert sich auch unter Server 2016 nichts. Die einzige Ausnahme ist der Einsatz eines Terminal-Servers als Single User Desktop mit einer einzigen Session.
Bei Bare-Metal-Installationen hingegen existiert seit Server 2012 eine Gruppenrichtlinie, mit der sich die Grafikbeschleunigung mittels GPU aktivieren lässt (Standard-Hardwaregrafikadapter für alle Remotedesktopdienste-Sitzungen verwenden unter Computerkonfiguration => Richtlinien => Administrative Vorlagen => Windows-Komponenten => Remotedesktop-Dienste => Remotedesktopsitzungs-Hosts => Umgebung für Remotesitzung).
Unter Windows Server 2016 Hyper-V besteht nun die Möglichkeit, einem RDSH in einer VM Gen 2 mit Hilfe von DDA eine GPU zuzuweisen und diese dann ebenfalls über die oben genannte Richtlinie zu aktivieren. Auf diese Weise stehen in Sessions auch DirectX, OpenGL und OpenCL zur Verfügung.
Kann ein virtualisierter RDSH keine Hardware-GPU nutzen, sei es, weil der Server keine leistungsfähige Grafik besitzt oder diese nicht an die VM durchgereicht wird, dann bleibt nur der Rückgriff auf die von RemoteFX emulierte Soft GPU.
Hier die Matrix mit allen verfügbaren Grafikoptionen:
VM Gast-OS | Hyper-V RemoteFX vGPU (Server 2012 R2, 2016) VM Gen 1 | Hyper-V RemoteFX vGPU (Windows Server 2016) VM Gen 2 | Hyper-V 2016 Discrete Device Assignment VM Gen 2 |
---|---|---|---|
Windows 7 SP1 | Ja | Nein | Nein |
Windows 8.1 | Ja | Nein | Nein |
Windows 10 1511 | Ja | Ja | Ja |
Windows Server 2012 R2 | Ja | Nein | Ja (mit KB 3133690) |
Windows Server 2016 | Ja | Ja | Ja |
Windows Server 2012 R2 RDSH | Nein | Nein | Ja (mit KB 3133690) |
Windows Server 2016 RDSH | Nein | Nein | Ja |
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7 Kommentare
Gibt es Erfahrungswerte/Benchmarks mit einem per DDA gepimpten RDSH?
Danke für den Beitrag! Habe mich in den letzten Tagen mit dem Thema beschäftigt. Dass es die Einschränkung für denn RDSH gibt, habe ich nicht kapiert! Habe die Artikel von MS nochmals gelesen und siehe da, es steht wirklich überall VDI und somit Single User!
Habt Ihr den vorgeschlagenen Workaround mit DDA per RDSH und dann mehrere User drauf ausprobiert! Geht das wirklich?
So könnte man ja doch einen Host mit 4 relativ günstigen GPUs bestücken, da 4 RDSH VMs drauf und die dann wieder für ca. 10 User freigeben. Wären dann immerhin 40 User pro Host...
Praktisch ausprobiert habe ich eine solche Konfiguration nicht. Aber sie ist nach Microsofts Dokumentation durchaus vorgesehen.
Wenn man sich allerdings in den Microsoft-Foren umsieht, dann bekommt man den Eindruck, dass DDA nicht mit jeder GPU-Hardware einwandfrei funktioniert.
Ich bin noch immer etwas irritiert was die rein physikalische Verwendung angeht. Kann ich Remote-FX in einem Terminalserver (Win2016) nutzen um die Multimediaperformance (z.B. Videoübertragung) auch ohne physikalische GPU zu steigern?
Gibt es mit Win Server 2016 noch irgendeine Möglichkeit per RDP über Benutzer-Sessions (nicht VM) performant Videomedien abzuspielen, wie es mittels Multimedia Redirection in der Vergangenheit möglich war?
Gibt es überhaupt noch einen Weg die Client-Host-GPU für die Videodecodierung zu nutzen?
Mich würde ein 2019/2020 update dieses Artikels interessieren
Danke für den Beitrag.
Ich würde gerne unter Windows Server 2016 Hyper-V einem Windows Server 2016 RDSH der in einer VM Gen 2 läuft GPU(s) per DDA zuweisen.
Haben Sie Erfahrung mit Grafikkarten und Treibern die das beherrschen?
Sind ATI Grafikkarten und Treiber für solche Aufgaben inzwischen geeignet oder führt nach wie vor kein Weg an Nvidia GRID vorbei?
Unser RDSH soll 20 Usern das flüssige Arbeiten mit grossen und grafikintensiven Office o.ä. Dateien ermöglichen. Wir würden gerne entsprechende Hardware anschaffen und dabei keine bösen Überraschungen erleben...