Sperrbildschirm, Apps, Bing: Windows 10 1607 schränkt GPOs für Pro Edition ein


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    Sperrbildschirm von Windows 10Bis dato konnten Unter­nehmen einige Features von Windows 10, die sich primär an private Anwender richten, per GPO deakti­vieren. Dazu zählen der Start­bild­schirm, die Web-Suche oder das Ein­blen­den von Crapware in das Start­menü. Diese lästigen Beigaben lassen sich jetzt nur mehr in der Enterprise Edition abschalten.

    Bisher waren die Verhältnisse ziemlich klar: Um PCs einer AD-Domäne anschließen zu können, benötigt man mindestens die Pro Edition. Nach einem Domain Join konnte man sie mit allen Einstellungen der Gruppen­richtlinien zentral verwalten und sie war in dieser Hinsicht Windows Enterprise gleich­gestellt.

    Benachteiligung der Pro Edition schon in Version 1511

    Microsoft wich aber schon mit Windows 10 1511 von diesem Prinzip ab. So konnte nur mehr die Enterprise Edition die Store App mittels GPO blockieren. Auch bei der Telemetrie genießt seitdem die teuerste Ausführung das Privileg, mit Hilfe von GPOs die Übertragung von Daten vollständig zu unterbinden zu können.

    Das Jubiläums-Upgrade 1607 geht noch einen Schritt weiter und enthält der Pro Edition zusätzlich eine Reihe von Einstellungen vor - und zwar solche, die sie bisher noch hatte. Dabei geht es primär um die Deaktivierung von Features, die schon auf einem privat genutzten Rechner von fragwürdigem Nutzen und in professionellen Umgebungen meist störend sind.

    Unerwünschte Funktionen für Firmen-PCs

    Dazu gehören wechselnde Hintergrundbilder auf dem Sperr­bildschirm, das Einblenden von Modern Apps in das Startmenü, das Vorschlagen von Apps zum Download aus dem Store oder das Anzeigen von Windows-Tipps.

    Microsoft hat nun in einem Beitrag auf einem TechNet-Blog klargestellt, wie sich die genannten Features in welcher Edition verwalten lassen. So können Benutzer künftig zwar weiterhin das automatische Ändern von Hintergrund­bildern auf dem Sperrbild­schirm interaktiv abschalten, aber in der Pro Edition lässt sich das nicht mehr zentral über GPOs regeln.

    Die Beschreibung der Einstellung weist darauf hin, dass sie der Enterprise Edition vorbehalten ist.

    Eine naheliegende Lösung, den Sperrbild­schirm gleich ganz zu beseitigen, nachdem er auf PCs ohne Touch-Bedienung weitgehend überflüssig ist, scheidet nun ebenfalls aus. Interaktiv ließ er sich auch bisher nicht deaktivieren und mit der Version 1607 bleibt das Abschalten per GPO auch der Enterprise Edition vorbehalten.

    Andere Einstellungen, die von dieser Regelung betroffen sind, heißen Windows-Tipps nicht anzeigen und Microsoft-Anwenderfeatures deaktivieren. Letztere subsumiert Funktionen wie personalisierte Empfehlungen und Benachrichtigungen zum Microsoft-Konto. Die Vorschläge im Startmenü lassen sich nach wie vor in allen Editionen interaktiv unterbinden.

    Zwangsbeglückung mit der Web-Suche

    Ein Kandidat für eine derartige Maßnahme wäre sicherlich auch Cortana. Microsoft verquickt den digitalen Assistenzen in Windows 10 1607 mit Bing sowie dem Edge-Browser und möchte Anwender unbedingt dazu bewegen, dieses Feature zu nutzen.

    Daher lässt sich Cortana nun interaktiv nur mehr um den Preis zum Schweigen bringen, dass man das Suchfeld komplett ausblendet. Die Gruppen­richtlinie zum Abschalten von Cortana steht aber vorerst auch noch unter der Pro Edition zur Verfügung.

    Windows 10 1607 sieht auch in der interaktiven Konfiguration das Abschalten der Web-Suche nicht mehr vor.

    Allerdings macht die Version 1607 auch hier erste Schritte, um die Möglichkeiten der Pro-Edition einzuschränken. So sind Admini­stratoren hier nicht mehr in der Lage, die Suche mit Bing zentral abzuschalten. Benutzer erhalten daher neben lokalen Ergebnissen grundsätzlich auch die meist irrelevanten Treffer aus dem Web - es sei denn, man schaltet Cortana per GPO komplett ab.

    Firmen sollen zur Enterprise Edition gedrängt werden

    Die Absicht hinter der Entscheidung, das zentrale Management von Windows 10 Pro zu beschneiden, liegt auf der Hand. Auch wenn die Enterprise Edition eine Reihe exklusiver Features für den Einsatz in Unternehmen bietet, so nutzen die meisten Firmen aus Kostengründen nach wie vor die Pro-Variante.

    Mehrere Versuche des Herstellers, Kunden die Enterprise-Ausführung schmackhaft zu machen, haben offenbar nicht das gewünschte Ergebnis gebracht. So kündigte Microsoft erst kürzlich an, die bisherigen MDOP-Tools App-V und UE-V zu dieser Ausführung des Betriebssystems zu packen.

    Software Assurance nicht mehr zwingend

    Als wesentliches Argument gegen die Enterprise Edition galt lange Zeit, dass sie nur nach Abschluss einer Software Assurance zu haben war. Seit zwei Jahren kann sie aber auch ohne einen solchen Wartungsvertrag erworben werden. Die Kosten liegen dann natürlich immer noch über jenen der Pro Edition und durch den Verzicht auf eine Software Assurance entfallen Nutzungsrechte wie jene für die Desktop- Virtualisierung.

    Gleichzeitig büßt das wichtigste Privileg eines solchen Wartungs­vertrags, nämlich das Anrecht auf jedes kostenlose Upgrade während seiner Laufzeit, dank Windows as a Service einiges an Bedeutung ein. Jeder Rechner erhält auch so über seinen gesamten Lebenszyklus sämtliche neue Upgrades.

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    Bild von Wolfgang Sommergut
    Wolfgang Sommergut hat lang­jährige Erfahrung als Fach­autor, Berater und Kon­ferenz­sprecher zu ver­schie­denen Themen der IT. Da­ne­ben war er als System­ad­mi­ni­stra­tor und Con­sultant tätig.
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