Tags: Applikations-Virtualisierung, Desktop-Virtualisierung, Benutzerprofile
Die IT-Beratungsfirmen PQR und Login Consultants haben im Rahmen ihres Projekts VRC mehr als 600 Vertreter von Firmen befragt, die bereits Lösungen für die Virtualisierung von Desktops realisiert haben. Die wesentliche Erkenntnis der Studie besteht darin, dass die meisten Projekte noch relativ einfach ausfallen und auf viele der fortgeschrittenen Techniken aus den letzten 2 bis 3 Jahren verzichten, mit denen sich zentrale VDI-Probleme lösen lassen.
Die Verlagerung von Desktops in das Rechenzentrum erlebte vor 3 bis 4 Jahren einen großen Hype, obwohl die dafür vorhandenen Technologien vielen Anforderungen noch nicht gewachsen war und die Desktop-Virtualisierung obendrein keine wirtschaftlichen Vorteile erzielen konnte. Defizite gab es bei der Qualität des Benutzererlebnisses, dem Management der User-Umgebungen, der Offline-Fähigkeit und den Anforderungen an Storage.
Technische Fortschritte nach dem Hype
Die Hersteller der VDI-Plattformen und eine Reihe von Drittanbietern haben seitdem Technologien entwickelt, die Server-basierte virtuelle Desktops für mehr Nutzungsszenarien öffnen und die Kosten reduzieren sollen. Dazu zählen verbesserte Remote-Display-Protokolle, die Abtrennung von User-Umgebungen aus dem Desktop-Image, die Integration eines Client-Hypervisor oder das Storage-Management unter Einsatz von lokalen Server-Laufwerken.
Nach Ansicht der Anbieter eignen sich nun virtuelle Desktops für meisten Arbeitsplätze als Alternative zum herkömmlichen PC und verursachen zudem keine signifikant höheren Kosten als diese. Das wesentliche Ergebnis der Studie lautet jedoch, dass sich VDI in der Praxis noch in einem frühen Stadium befindet und dass die technischen Fortschritte der letzten Jahre dort kaum angekommen sind.
Viele VDI-Systeme noch nicht produktiv
Der tatsächliche Status von Desktop-Virtualisierung in den Firmen lässt sich schon davon ablesen, dass rund ein Drittel der VDI-Implementierung noch nicht oder gerade erst produktiv eingesetzt werden. Das am weitesten fortgeschrittene Drittel nutzt Server-basierte virtuelle Desktops schon länger als ein Jahr. Allerdings erwarten die Befragten ein starkes Wachstum von VDI in großen und mittleren Unternehmen während der nächsten 2 bis 3 Jahre.
Ein unklares Bild ergeben die Fragen nach der Art der genutzten virtuellen Desktops. So verwenden ca. 32 Prozent der Befragten überwiegend nicht-persistente (stateless) Desktops, bei 36 Prozent spielen sie dagegen eine untergeordnete Rolle. Nicht-persistente virtuelle Desktops speichern im Unterschied zu Private Desktops keine User-spezifischen Daten oder Einstellungen. Dies könnte ein Zeichen dafür sein, dass Anwender die User-Daten und Programme vom Windows-Image trennen, um das Management der virtuellen Desktops zu vereinfachen.
Tendenz zu einfachen Nutzungsszenarien
Allerdings könnte dieses Ergebnis auch darauf hindeuten, dass die Firmen ihren Anwendern nur Einheits-Desktops bereitstellen, die sie nicht anpassen können. Eine solche Nutzung wäre typisch für aufgabenorientierte Tätigkeiten, für die sonst oft die Terminaldienste oder XenApp herangezogen werden.
Für die Häufigkeit des zweiten (einfacheren) Szenarios sprechen gleich mehrere Zahlen. So nutzt nur ein Bruchteil der Projekte Tools für das User Environment Management, wie sie etwa von Appsense und RES Software angeboten werden. Die große Mehrheit beschränkt sich auf Group Policies, Scripts oder ein Profil-Management, wie es beispielsweise in XenDesktop enthalten ist.
Auf die relativ beschränkten Aufgaben, die virtuelle Desktops erfüllen, deutet auch die Konfiguration mit 1 vCPU pro VM hin, die mehr als die Hälfte der Befragten einsetzt. Für anspruchsvollere Anwendungen wie Multimedia oder Unified Communications werden von den meisten Herstellern dagegen 2 vCPUs empfohlen.
Applikationsvirtualisierung weit verbreitet
Beim Management von Anwendungen ergibt sich ebenfalls ein uneinheitliches Bild. Bei nicht-persistenten Desktops eignet sich Applikationsvirtualisierung dazu, die benötigten Programme dynamisch bereitzustellen. Immerhin 75 Prozent der Befragten nutzen diese Technik, wobei sie allerdings rund ein Drittel für weniger als 25 Prozent der Programme einsetzt. Gleichzeitig sagten aber fast 40 Prozent der Befragten, dass sie Anwendungen direkt in das Master-Image installieren.
Solche Abweichungen von den Best Practices betreffen nicht nur das Management von Anwendungen, sondern auch Endpoint Security. So führt eine große Mehrheit die Virenscanner wie auf Fat Clients innerhalb der VM aus, nur ca. 12 Prozent nutzen Host-basierte Scanner wie Deep Security von Trend Micro.
Citrix und VMware als Marktführer
Die Studie erfasste auch Daten über die Verbreitung von Produkten, die zur Realisierung von VDI-Lösungen erforderlich sind. Sie förderte dabei keine großen Überraschungen zutage. Der am meisten verwendete Hypervisor ist jener von VMware, bei der eigentlichen VDI-Software führt XenDesktop mit 44 Prozent vor VMware View mit 26 Prozent.
Bei den Tools für die Applikationsvirtualisierung liegt Microsofts App-V mit einem Anteil von 31 Prozent vor VMware ThinApp (20 Prozent) und Citrix Application Streaming (14 Prozent). Für die Installation von Anwendungen und Updates in das Master Image verwendet die Mehrheit den SCCM (23 Prozent), während alle anderen Anbieter auf jeweils höchstens 5 Prozent kommen.
Daten zur Studie
Bei den insgesamt 662 befragten Personen handelt es sich um IT-Professionals und IT-Entscheider, die sich aktiv in VDI-Projekte engagieren. Sie sind für Unternehmen tätig, die ihre Zentrale mehrheitlich in Europa haben, 25 Prozent sind US-Firmen. Rund die Hälfte von ihnen arbeitet in kleinen oder mittleren Unternehmen, die anderen 50 Prozent sind Mitarbeiter von Großbetrieben.
Die Studie mit dem Titel State of the VDI and SBC Union 2013 kann nach einer Registrierung von der Website des VRC-Projekts kostenlos heruntergeladen werden.
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